Am Donnerstag habe ich die Cascades überquert, bin also nun auf der Wetterseite angelangt. Keine Wüste mehr, dafür grüne Wiesen und Felder und Wälder mit viel Moos auf den Zweigen und überall leuchtend bunte Ahornbäume dazwischen. Mehr Wasser überall und sehenswerte Wasserfälle.
Die silbernen Fälle
Am Spätnachmittag bin in ich im Silver Falls State Park angekommen. Der State Park umfasst ein überschaubares Gebiet am Fuße der Cascades, dort rauschen mehrere Wasserfälle über einen steilen Abbruch in einen Canyon. Lavaschichten auch hier. Eine Rundtour führt zu insgesamt zehn Wasserfällen, aber North und South Falls und die Winter Falls sind am spektakulärsten.
Für Wasserfälle ist es ja glücklicherweise egal, wie das Licht ist und so habe ich mich im letzten Tageslicht zu den South Falls aufgemacht. Ein schmales Wasserband stürzt steil in die Tiefe. Der Bach hat so viel Gestein aus dem Weg geräumt, dass sich ein Überhang ergeben hat und man bequem unter dem Wasserfall hindurch spazieren kann. Jetzt im Herbst ist das sicherlich angenehmer als im Frühjahr oder nach starken Regenfällen.
Am nächsten Morgen habe ich mir noch die North Falls angeschaut, auch hier kann man hinter dem Wasserfall entlang laufen. Der Zufluss zu den North Falls ist im Titelbild zu sehen. Das ist schon eine tolle Kulisse. Mehr als die beiden Wasserfälle habe ich nicht geschafft, fotografieren braucht halt seine Zeit!
In Portland, die 1.
Denn ich wollte frühzeitig in Portland sein – sprich in Oregon City südlich von Portland – da hatte ich mir einen Campingplatz ausgesucht mit Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel. Da ich nicht wusste, ob der Platz voll ist, wollte ich genug Luft haben, um einen anderen anzufahren. Aber es hat geklappt, ich bin nett empfangen worden, habe mein WoMo eingeparkt und bin dann gegen 13 Uhr aufgebrochen Richtung City, wollte etwas bummeln gehen.
Das kam dann aber ganz anders, denn ich hatte Tom eine Nachricht geschickt, dass für den kommenden Tag alles klappt – und es ergab sich dann spontan ein Treffen für den Nachmittag. Es ist ja schon irgendwie seltsam, in einer fremden Stadt sich mit jemandem zu treffen, den man nur von Instagram kennt. Aber nette Menschen sind halt nunmal nette Menschen, egal ob in Social Media oder in real. Und so wurde aus einer virtuellen Freundschaft schnell eine reale.
Tom führte mich etwas herum, Pittock Manison mit seiner tollen Aussicht war natürlich Pflicht. Und da Tom auch ein Gartenfreak ist, hat uns beiden der kleine Ausflug ins Hoyt Arboretum Spaß gemacht.
Ich hatte sogar die Gelegenheit, seinen tollen Hanggarten zu sehen, in dem fantastische Gehölze stehen. Gartenfans sind ja schon so eine spezielle Spezies, sie können sich mit Lust und Leidenschaft lateinische Pflanzennamen um die Ohren hauen und Freude daran haben 😉
In der Columbia Gorge
Am nächsten Tag wollten wir zusammen mit Jenny die Columbia Gorge erkunden. Jenny kenne ich auch von Instagram – irgendwie hat sich mit ihr und Tom schnell eine sehr nette Kommunikation entwickelt. Tom und Jenny kennen sich persönlich schon länger und vor Instagram. Und ich bin sehr glücklich, die beiden kennengelernt zu haben. Die beiden Tage waren die fröhlichsten auf meiner Reise bisher, wir haben so viel zusammen gelacht. Und natürlich auch fotografiert. Es ist schon anders, mit Fotografen unterwegs zu sein. Sie haben jederzeit Verständnis, dass man etwas gesehen hat, das unbedingt fotografiert werden muss!
Es stellte sich allerdings als schwierig heraus, einen Wasserfall zu finden, der nicht wegen des Feuers gesperrt war. Der Brand am Eagle Creek startete erst Ende August, aber breitete sich durch die starken Fallwinde in der Columbia Gorge rasend schnell aus. Überall sind braune, verbrannte Stellen zu sehen, manchmal ganze Bergrücken, manchmal nur eine Reihe von Flecken im Wald. Bis zum Highway gingen die Brände hinunter. Der schöne historische Highway ist nach wie vor gesperrt. Immer wieder sieht man Rauch aufsteigen.
Die Gorge ist sehr dramatisch, Felswände stürzen fast senkrecht zum Columbia River hinab. Daher auch die vielen tollen Wasserfälle. Es ist der einzige Durchgang durch die Cascades-Bergkette ohne Pass – denn es fließt der Columbia River hindurch, in den alle Flüsse der Ebenen und Berge dahinter münden. Der Fluss ist riesig breit und durch den stetigen Wind, der von den Hochdruckgebieten über den Ebenen zu den Tiefdruckgebieten westlich der Cascades angetrieben wird, ein Windsurfer-Paradies.
Bis wenige Meilen vor Hood River mussten wir fahren, vorbei an den leider nicht zugänglichen Schönheiten wie Multnomah Falls bis zum versteckt liegenden Starvation Creek Fall. Er ist gut erreichbar von der Straße aus, ein weiterer Wanderweg in die Höhe war gesperrt.
Spektakuläres auch auf der Washington-Seite
Nach einem späten Frühstück in Hood River, einem schnuckeligen Städtchen, hatten Tom und Jenny mit mir noch etwas besonderes vor: Wir sind zu den Falls Creek Falls gefahren. Diese sind auf der Washingtoner Seite des Columbia River. Wir haben also auf der schmalen Brücke dort den Fluss überquert und sind dann ein ganzes Stück in die Berge gefahren. Von dort aus war es noch eine Tour von etwa zwei Meilen durch den moosigen Zauberwald.
Der Wasserfall ist so hoch, dass man den oberen Teil nur aus größerer Entfernung sehen kann. Erst die Kaskaden und dann der freie Fall, das sieht fantastisch aus! Wir haben fotografiert, bis uns kühl wurde, es fing dann auch an zu regnen und wir gingen zurück. Was für ein wundervolles Erlebnis!
Den Abschluss bildete ein kurzer Besuch in der Steigerwald Lake Wildlife Refuge. Das ist ein Vogelparadies, nicht weit östlich von Portland am Columbia River. Jenny hatte dort schon tolle Aufnahmen von Vögeln gemacht. Tom und ich haben aber nicht so viel zu sehen bekommen. Immerhin hatte der Regen aufgehört und wir hatten noch schönes Abendlicht. Und Tom konnte endlich sein geliehenes 500er Objektiv mit dem letzten Rest der Kamerabatterie testen.
Falls Ihr den beiden auch auf Instagram folgen wollt, so findet Ihr sie: Jenny: jennybowlden; Tom: visionpix2020.
Heinz D. Schultz meint
Nun gut, ich denke die Sammlung der Bilder sollte in einem schicken Photobuch (bewusst mit PH geschrieben) verewigt werden. Die schönen Langzeitbelichtungen geben das Gefühl der Entschleunigung von der Tristesse unser digitalisierten Welt! Alles passt hier. Kompliment und Hut ab!
Als Mittelformater 6×7 auf Film (Pentax 67II) weiss ich die Digitalos zu schätzen. Ich entwickle noch selber und hätte das Ergebnis wohl erst nach vielen Wochen verproben können.
Bin gespannt wie es weitergeht 🙂
Und weiterhin viel Glück.
Sylvia Knittel meint
Ich danke Dir! Ja, das ist digital schon etwas anderes, gleich sehen zu können, wie es geworden ist. In Film hat die Fotografie einen völlig anderen Rhythmus.
Sabine Pecoraro-Schneider meint
Du siehst entspannt, glücklich und zufrieden aus!
Liebe Grüße – bin gespannt!
Sylvia Knittel meint
Danke, liebe Sabine, es ist auch einfach wundervoll hier. Ich genieße jede Sekunde.