Derzeit ist Sturm und Regen der Default-Modus beim Wetter. Am Wochenende hatte ich noch ein paar Fotos zu machen, in Hessen und im Rheintal und ich wollte dafür die paar Tage nutzen, an denen das Wetter halbwegs gut sein sollte. Nun ja, halbwegs trifft es ganz gut, es kam so ziemlich alles anders als geplant.
Das Ende vom Lied: Das letzte Bild habe ich nicht gemacht, da an meinem Zielort heute Windgeschwindigkeiten von 100 km/h vorhergesagt wurden. Und so habe ich mich lieber zügig die 400 Kilometer im aufkommenden Sturm auf den Heimweg gemacht. Und so gibt es jetzt eine bunte Mischung von Sturm, Regen und Sonnenschein!
Am Rhein
Erstes Ziel: die Marksburg im Mittelrheintal. Eigentlich wollte ich zum Tageslicht noch ankommen, denn dann sollte noch die Sonne scheinen. Sie schien auf dem Weg, ich sah Regenbogen im Stau. Aber dort war es regnerisch und grau – und außerdem schon fast dunkel, als ich endlich in Braubach angekommen war. Trotzdem ging ich nochmal los ans Wasser, nicht zuletzt um herauszufinden, warum hier überall Blaulicht war. Es stellte sich heraus, dass ein Haus brannte und die Feuerwehr noch immer beim Löschen war. Hinterher habe ich im Hotel erfahren, dass es ein Wohnhaus war.
Am nächsten Morgen war es auch nicht sehr viel besser, immerhin kein Regen und ab und zu ein Quadratmeterchen Sonne. Ich stieg den gegenüberliegenden steilen Hang hoch, machte meine Aufnahmen von der toll gelegenen Burg. Was mich aber noch viel mehr faszinierte, war die Flora.
Die Schotterhänge der Südseiten sind steil und mit der typischen Flora bewachsen. Die immergrünen Rosetten von Sanguisorba minor fand ich überall. Tanaceum trieben aus, ebenso Euphorbia cyparissas, Salbei, wilder Oregano (Origanum vulgare) dazwischen die grünen Röhren von Allium. Verschiedene Sedum wuchsen aus allen Ritzen im Gestein. Ginster und Weißdorn (Crataegus) setzten die Gehölzakzente, aber es waren noch viele andere Gehölze zu finden.
Der Star im Hang aber waren die blühenden Helleborus foetidus. In dem graubraunen Einerlei der Spätwintervegetation leuchteten sie poppig grün. Sowieso eine meiner Lieblingspflanzen. Sie ist sehr robust, ist immergrün, hat wunderschöne palmenartige Blätter. Und sie blüht ewig mit vielen hellgrünen Blütenglöckchen, die einen zarten roten Rand haben. Was für ein Farbknaller!
Hier ist der Frühling in den Startlöchern. Die Weiden tragen schon ihre blonden Perücken. Am Straßenrand blühen die ersten Narzissen. An geschützten Stellen blühen die ersten Kirschen. Und die Cornelkirschen produzieren gelbe Feuerwerkssternchen. Überall dicke Knospen in Erwartung des Austriebs.
Quer durchs Land
Dann stieg ich ins Auto und fuhr weiter, ich hatte ja noch etwas zu erledigen in Nordhessen. Genauer gesagt in Waldeck am Edersee. Da wollte ich schon immer mal hin. Aber für ausgedehnte Touren im Nationalpark Kellerwald würde keine Zeit sein. Von Braubach sind es knapp 200 Kilometer quer durchs Land, bergauf und bergab. Ohne Autobahn. Montabaur – Herborn – Dillenburg – Frankenberg (Eder). Durch Orte mit unglaublichen Namen wie Ailertchen oder Eifa, vorbei an der Sackpfeife und an Oberorke. Aha, hier ist also der Westerwald. Und hier das schöne Edertal.
Plötzlich tauchte ein riesiger Gebäudekomplex auf, in dieser Landschaft seltsam wie ein Raumschiff: Viessmann in Allendorf/Eder. Da gibt es sogar einen Flughafen. Es regnete, dann kam die Sonne, dann regnete es wieder oder war einfach nur grau und windig.
Am Edersee
Als ich in Herzhausen den Edersee erreichte, riss es gerade auf, die Sonne kam heraus. Blauer Himmel überspannte die Szenerie. Sogar eine kleine Wandertour war drin im Buchenwald auf der Ostseite des Sees. Hier war die Natur noch im Tiefschlaf, das Buchenlaub deckte alles zu. Keine blonden Perücken, wenig Farbe außer Moos.
Dann hatte mich der Regen wieder, aber nur kurz, gerade ausreichend für eine kleine Pause in Waldeck. Der Ort liegt oben auf dem Berg, samt Schloss, mit einem tollen Ausblick über den Edersee. Auf dem Aussichtshügel blühten noch die Schneeglöckchen und ein paar Scilla schauten auch schon aus dem Boden.
Der Regen trieb mich wieder zurück ins Auto und ich beschloss, den Sonnenuntergang auf der Hermannschanze zu verbringen, denn es sollte rechtzeitig wieder richtig aufreißen. Also da hin, in Regenklamotten, die ja auch prima den Wind abhalten. Aber dann begann das Abenteuer: Es schüttete, es stürmte und dann zuckten auch noch Blitze vom Himmel.
Hatte irgendjemand was von aufreißen gesagt? Ja schon, weiter im Norden zeigte sich ein heller Streifen, aber nicht da, wo ich war. Ich war ja schon froh, wenn es nicht mehr goss, sondern nur tröpfelte. Als es dunkel wurde, hatte ich definitiv genug für den Tag und wollte ins Trockene.
Sturm Eberhard
Nun gestaltete sich das Wetter ganz anders als geplant. Ein Sturm zog auf, kein Halbstarker, der nur ein bisschen schnelle Luft brachte, sondern ein mächtiger Geselle. Der brachte meine Pläne durcheinander. Ich entschied noch am Abend für meine Sicherheit, also nicht nach Fulda zu fahren, sondern rechtzeitig direkt zurück.
Was für eine Überraschung, als ich in der Nacht auf den Balkon ging: Absolute Ruhe, kein Lüftchen. Sollte nicht doch…? Am Morgen Regen und Niesel, ebenfalls ohne ein Lüftchen. Aber ich ging kein Risiko ein, und das war auch gut so. Und trotzdem kam ich zu tollen Fotos. Ganz einfach: Ich hatte am Vortag schon einen Spot am See gesehen, für den ich sowieso schlechtes Wetter brauchte. Und es lohnte sich, dafür nass zu werden.
Auf dem Weg über die Hügel nach Herzberg zurück riss es auf – zumindest dort – und ich bekam ein tolles Nebelspektakel zu sehen. Ich fuhr rechts ran, schnappte meine Kameras, rannte den Berg hinauf und es hat sich gelohnt! Auch das Titelbild kommt aus dieser Serie.
Dann aber hieß es Strecke machen, bis kurz vor Marburg auf kleinen Sträßchen durch den Wald. Der Sturm war im Aufziehen, die Bäume bogen sich bedenklich und hin und wieder lag ein frisch abgebrochener Ast oder Baum herum, wohl das Ergebnis von gestern Abend. Es schüttete, dann kam die Sonne heraus, wunderbare Regenbögen, aber keine Möglichkeit, anzuhalten. Kurz vor Frankfurt musste ich nochmal von der Autobahn, die Wolken waren einfach zu interessant.
Ab dem Rheintal blauer Himmel mit dramatischen Wolken, aber viel Sonne. Verführerisch, aber nachdem ein herumfliegender Ast auf der Autobahn direkt neben meinem Auto einschlug, habe ich mich besser beeilt. Abenteuer beendet für dieses Mal!
Sabine Pecoraro-Schneider meint
Oh, die Marksburg – habe ich als Schülerin erforscht, hat mich sehr beeindruckt!!
Sylvia Knittel meint
Ist die einzige tatsächlich erhaltene Höhenburg am Rhein, echt interessant…