Puerto Natales, am Fjord Última Esperanza gelegen, ist der letzte größere Ort vor der Wildnis. Nach der weiten Strecke über nahezu ebenes Gelände sind von hier die ersten Schneefelder zwischen hoch aufragenden Bergen zu erkennen. Genug Vorfreude auf den nächsten Tag! Im kleinen aber lebhaften Ort stärkten wir uns mit echt chilenischem Essen für den kommenden Sonnenuntergang: Avocado mit King Crab und ein patagonisches Bier.
Leider zog es pünktlich zum Sonnenuntergang zu, dunkle Wolken bestimmten das Bild und bald begann es zu schauern. Zusammen mit dem Wind ein typisch patagonisches Wetter!
Im Fjord
Der nächste Morgen zauberte mit Hilfe der Wolken uns dann aber ein Spektakel zum Sonnenaufgang in den Himmel, sogar mit rotem Regenbogen! Wir verließen Puerto Natales und fuhren mit dem Boot tiefer in den Fjord Última Esperanza hinein. Der Wind war noch schwach und so gab es tolle Lichtstimmungen und Spiegelungen.
Bald ergab sich ein toller Blick auf den Cerro Balmaceda mit dem gleichnamigen Gletscher, begleitet von einem wunderbaren Regenbogen. Der Bergstock ist vergletschert, dahinter beginnt das Campo de Hielo Sur. Das Campo de Hielo Sur ist die drittgrößte zusammenhängende Eisfläche über Land, nach der Antarktis und Grönland und liegt praktisch zwischen den Gipfeln der Anden. Die mächtigen Auslassgletscher bestimmen die gesamte Natur der patagonischen Berge. Sie fließen sowohl nach Westen Richtung Meer als auch nach Osten Richtung Steppe.
Im Urwald
Der Fjord ist begrenzt durch steile Granitwände, die aber dicht bewachsen sind mit Nothofagus, der Süd-Buche. Mehrere Arten des Baume mit seinen typischen kleinen Blättern kommen hier vor, doch dazu in einem anderen Beitrag. Wasserfälle rauschen die Felsen hinunter. Es ist fast wie in einem Urwald. Hier gibt es mehr als genug Regen.
Unser Weg führte uns kurz vor dem Ende des Fjords in die Mündung des Rio Serrano. Über den Rio Serrano entwässert praktisch der komplette nördlich gelegene Torres del Paine samt die Gletscher des angrenzenden Campo de Hielo Sur. Als breiter Fluss windet er sich durch das Tal. Direkt an der Mündung stürzt der Glacier Serrano vom Cerro Balmaceda in die Tiefe. Über einen sehr steilen Hang fließt er in einen See, der mit einem natürlichen Damm vom Rio Serrano getrennt ist. Je weiter man davon entfernt ist, desto mehr kann man die starke Hangneigung sehen.
Wir wanderten in die Nähe der Gletscherkante und auf dem Weg waren viele verschiedene Pflanzen zu sehen. Gabriel, unser Guide, kannte viele mit lateinischem Namen, so dass ich Euch in meinem noch kommenden Beitrag zur Flora einiges erzählen kann. Danach ging es mit einem kleinen Boot, später Schlauchboot, die Mäander des Flusses hinauf. Eine unglaubliche Fahrt zwischen Nothofagus-Wäldern, Bergen und Eis! Eine traumhafte Landschaft mit Ausblicken auf Gletscher und Berge. Schließlich kam der riesige massive Gebirgsblock der Torres del Paine ins Blickfeld.
Torres del Paine im Blick
Man kommt aus den Wäldern entlang des Flusses mit saftig grünen Wiesen und schlagartig ändert sich das Bild: Mehr und mehr waren mit gelbem Gras bedeckte Hänge zu sehen, darauf Vegetation, die eher in trockenen Regionen zu finden ist. Hier irgendwo verlief also die Grenze zwischen dem im Anden-Aufwind regenfeuchten Westen und der trockenen Steppe der Lee-Seite im Osten. Plötzlich gabelte sich der Fluss – hier fließen Rio Grey und Rio Serrano zusammen und das türkisfarbene Wasser trennt sich in das graue Wasser des Rio Grey (nomen est omen) und das klare Wasser des oberen Laufes des Rio Serrano, der aus dem Lago el Toro gespeist wird.
Das Massiv der Torres del Paine beherrschte die weite Ebene, aber noch waren wir nicht nah genug dran. Vom Boot stiegen wir wieder in die Autos weiter Richtung Nationalpark, nicht ohne Zwischenstops mit Blick auf das großartige Panorama. Entlang des Rio Paine waren die Wasser türkis gefärbt und kontrastierten sehr schön zu dem Beige der trockenen Gräser. Nun waren wir also da, im Nationalpark.
[…] Hier geht es zur Fahrt im Fjord Última Esperanza. […]