Mitte September trafen Sandra und ich uns am Alpstein. Seit unserem Ausflug Mitte April in den verschneiten Schwarzwald haben wir es nicht mehr geschafft, gemeinsam zum Fotografieren und Fliegen zu gehen. Und selbst dieses Wochenende stand noch auf der Kippe, weil es nicht klar war, ob das Wetter sich nach dem vorherigen verregneten Wochenende beruhigen würde. Auf Verdacht hatten wir kurzfristig die letzten freien Betten auf dem Schäfler ergattert. Was uns erwartete, war jenseits unserer Vorstellungen. Also Vorsicht, es kommt ein süchtig machender Fotoflash!
Startpunkt war die Talstation der Ebenalp-Bahn. Aber davor hatte der liebe Gott den Stau gesetzt und zu guter Letzt hing in ich Weissbad noch 10 Minuten in einer Kuhherde fest. Die Tiere torkelten gegen mein Auto, glücklicherweise waren die Leitkühe mit ihren schweren Glocken etwas sicherer auf den Beinen. Appenzell live halt…
Schließlich konnten wir unsere schweren Rucksäcke schultern und es ging los. Die Ebenalp-Bahn machte uns die ersten 700 Höhenmeter leicht. Die restlichen gut 300 mussten wir selbst ansteigen, die Tour war nicht weit, aber steil und landschaftlich schön. Der Alpstein ist einfach ein besonderes Gebirge durch seine extrem steilen Felsen, die aussehen wie aufgestülpte Matten aus Stein. Im vergangenen Jahr war ich auf der Toggenburger Seite und habe mir den Alpstein von den Churfirsten angesehen.
Nebelbilder
Im Verlauf des Nachmittags stieg der Nebel auf und rund um den Schäfler herum versank alles im Nirwana. Wir aber bereiteten uns auf den Abend vor, aßen zeitig zu Abend und waren so mit unserem Gerödel und Bergstiefeln bereit für den Sonnenuntergang, als der Nebel in der Abendsonne aufriss.
Was wir dann erlebten, war für uns beide jenseits aller Vorstellungen. Der Nebel löste sich so schnell auf, dass ich Mühe hatte, mit dem Fotografieren Schritt zu halten. Dabei war es nicht nur spannend, mit dem Weitwinkel zu arbeiten, sondern auch mit dem Teleobjektiv.
Unterhalb von uns hatten sich am Grat ein paar Fotografen positioniert, die nicht ahnten, dass sie für uns willkommene Modelle waren.
Goldene Stunde mit der Drohne
Als die Sonne schon kurz vor dem Untergehen war, nutzten wir die Gelegenheit, unsere Drohnen zu starten. Die Blicke waren sensationell im gelben Abendlicht mit dem leichten Nebel, der gegen die Berge schwappte.
Ganz im Hintergrund erhoben sich die südlich des Züricher und Luzerner Sees aufsteigenden Berge aus dem gelb-rosa getönten Nebelmeer ab.
Richtung Osten wurden die Berge violett angestrahlt, direkt von oben ergaben sich interessante Blicke auf die steilen Berghänge.
Schon bestimmt eine halbe Stunde war niemand mehr bei uns auf dem Berg. Abendessenszeit in der Hütte. Uns war’s recht.
Himmelsspektakel
Dann war die Sonne hinter dem Horizont. Und das richtige Spektakel begann. Der Himmel begann sich zu färben. Der Horizont erglühte in gelb und orange. Leuchtende rote Finger schoben sich in den Himmel und wechselten die Farbe zu violett.
Der Nebel zu unseren Füßen reflektierte violett mit pinkfarbenen Lichtkanten. Das brachte mich auf eine Idee. Schnell war das Suwerweitwinkel abmontiert und gegen das 70-200mm ausgetauscht. Ich zoomte hinein und sah den Nebel über die Ausläufer des Krobergs schwappen.
Es wurde immer dunkler und die letzten Wolkenstreifen leuchteten ketchupfarben am Himmel. Zwei Stunden lang hatte uns der Sonnenuntergang ein atemberaubendes Spektaktel geboten.
Auf der vollbesetzten Hütte tobte das Leben, wir versuchten, zeitig schlafen zu gehen, der nächste Tag sollte früh anfangen.
Morgenröte am Alpstein
Schon vor sechs waren wir im ersten Morgenlicht unterwegs. Aus dem Rheintal und den Tälern des Appenzeller Lands funkelten die Lichter der Höfe und Städte. Langsam ließ sich ein schmaler Streifen Morgenröte blicken.
In die andere Richtung stand der Vollmond im blauen Morgenlicht direkt neben dem Säntis. Mit der Morgenröte fing das Alpstein Massiv an, violett zu glühen. Der Mond war so hell, dass er als Stern auf den Bildern erscheint.
Je röter der Himmel aufflammte, desto deutlicher zeichnete sich der Erdschatten im Westen ab.
Sonnenaufgang von oben
Zeit, die Drohnen zu starten. Von oben war das Bild nochmal ein anderes. In der Ferne reihte sich im Morgenrot Bergkette an Bergkette – in dieser Tiefenstaffelung nur so mit der Drohne zu sehen.
Dann lugte die Sonne über den Horizont und das Bild änderte sich komplett. Die Drohne in der Luft, löste ich nebenher die Kamera auf dem Stativ aus. Das Titelbild ist aus dieser Serie. Hierzu kann ich eigentlich gar nichts mehr schreiben, denn mir fehlen die Worte.
Danach war der Tag für uns eigentlich gelaufen. Freudestrahlend kamen wir zurück zur Hütte zum Frühstück, dem folgte ein frühes Mittagessen, wir mussten unbedingt noch den Kuchen probieren. in brütender Hitze stiegen wir ab zur Ebenalp, wo es Mittagessen auf der Terrasse gab. Und dann ließen wir den Tag ausklingen, schließlich mussten wir noch nach Hause fahren. Was für ein Wochenende!
Iris Mogk meint
Liebe Sylvia,
das sind ja phantastische Photos, da möchte man gleich aufbrechen in die Berge.
Vielen Dank für die faszinierenden Eindrücke!
Liebe Grüße Iris
Sylvia Knittel meint
Lieben Dank, Iris!
Kurt Fückiger meint
Da habt ihr ja das Trumpf Ass gezogen. Ich mag’s euch ja sowas von gönnen und geniesse deine spektakulären, in spannende Sätze gewickelten Bilder, vom Liegestuhl aus. Lieber wäre ich aber auch in der herrlichen Natur dabei geweswen ☺️. Grüess us em Züri Oberland
Sylvia Knittel meint
Oh ja, echt Glück! War aber auch angebracht, nachdem wir im April mitten in einen Wintereinbruch gerieten und trotzdem durchgehalten haben 😉 Nächstes Mal kommst du mit – aber wir müssen vorher trainieren, damit wir dir hinterher kommen… Bist du wieder zurück von der Ardèche?
Kurt Fückiger meint
Übrigens noch: Wem gehört denn das grosse Stativ rechts von euch? Hihihiiii …… ????????????
Sylvia Knittel meint
A bissl neidisch waren wir ja schon – aber es fehlte der passende Stativkopf für den Blitzableiter ????????
Jacob Harris meint
Diese Fotos sind fantastisch! Ich fühle wirklich die Atmosphäre dieser schönen Orte. Weiter so!
VG
Jacob