Vor ein paar Tagen ist das Wetter umgeschlagen. Ziemlich genau an dem Abend, als ich den letzten Blogbeitrag geschrieben habe. Da war es warm, dass man lange draußen sitzen konnte und in der Nacht ging es los. Ich war vom Alvord Desert sozusagen auf die andere Seite der Steens Mountains gefahren, nach Frenchglen. Ein winziger Ort, aber mit einem kleinen Hotel und zwei Campingplätzen, die drei Meilen Schotterpiste weiter Richtung Steens Mountains liegen. Sie sind beide gut, ich habe sie ausprobiert. Der eine, Page Springs, liegt direkt am Blitzen River und ist sehr einfach, dafür hört man den Fluss murmeln. Der andere, Steens Mountains Resort liegt auf einem Felsen oberhalb des Blitzen River, hat Aussicht und hat Full Hookup. Alles zu seiner Zeit. (Übrigens, wenn hier das Titelbild nicht angezeigt wird, dann liegt das an irgendwelchen technischen Problemen, die ich hier auch nicht lösen kann…)
Steens Mountains Loop
Jedenfalls fing es in der Nacht an zu stürmen und zu regnen, hörte aber am Morgen irgendwie wieder auf. Mir gefiel der Ort, also dachte ich, dass ich noch einen Tag bleibe und dafür versuche, auf den Rim der Steens Mountains zu fahren – immerhin 3000 Meter, was 1700 Höhenmeter ab Campingplatz sind. Das sieht man dem Berg gar nicht an, denn so schroff er von der Ostseite her ist, so sanft erhebt er sich von Westen her. Ich sage bewusst „der Berg“, denn Geologen haben herausgefunden, dass Steens Mountains tatsächlich kein Massiv sondern nur ein Berg ist, der irgendwann einmal aus der umgebenden Landmasse herausgehoben wurde. Ist ja alles flächendeckend vulkanisch hier, Unmengen von Basalt bedecken die Landschaft, was man gut an den senkrechten Abbrüchen überall an den Hügeln und Bergen erkennen kann.
Zurück auf den Steens Mountains Loop: Gruslige Straße – washboard at its best – in Teilen konnte ich nicht einmal 10 Meilen fahren, weil mir sonst die Tassen aus dem Schrank geflogen wären. Aber ich hab durchgehalten, bis auf 2400 Meter. Dann hingen die Wolken direkt über meinem Kopf, die restlichen 400 Höhenmeter bis zur Rim und dann noch 200 bis zum Gipfel war nichts zu sehen, daher habe ich mir das geschenkt. Es gab dramatische Szenen am Himmel, da sich die Wolken am Berg gestaut haben, es ist der höchste in der ganzen Region. Dahinter Richtung Westen konnte ich die Sonne sehen.
Nach einer Luxusnacht mit Full Hookup und Aussicht mit Sonnenuntergang (nein, den zeige ich nicht), habe ich mich wieder auf den Weg gemacht. Es war einfach keine Besserung in Sicht, außerdem würde ich diese Schotterpiste nur noch mit Geländewagen machen. Außerdem war in die direkte Richtung Osten, wo ich eigentlich laut meinem „Plan“ hinwollte, Sturm angesagt und es sollte deutlich unter 0 Grad werden. Nun ja also Richtung Norden, da sollte es nicht ganz so schlimm sein. Manchmal ist es gut, die Pläne umzuwerfen. Weiter weg vom Berg war das Wetter besser, zwar wechselhaft, aber wenigstens mit blauem Himmel durchsetzt. Und siehe da, Steens Mountains zeigte sich – in weißer Pracht bis etwa auf 2.300 Metern Höhe – im Titelbild ist das zu sehen.
Wieder unterwegs
Ich bin weiter durch das High Desert gefahren, wie sie hier zu der über 1000 Metern Höhe gelegenen Region sagen. Es ist einfach wunderschön, diese Weite, der Himmel. Meine Richtung war Norden, Richtung Burns, mit einem kleinen Schlenker zum Diamond Crater, einem Krater mit verschiedenen Sorten Lava. Auf dem Weg bin ich dann auch bei den Crystal Crane Hot Springs vorbeigekommen – und natürlich abgebogen! Ich wusste, dass man da in dem heißen Wasser baden kann und das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Und so habe ich eine Stunde in meiner 3-Meter-Privatwanne gelümmelt – in Japan nennt man das Onsen…
Hinter Burns endet das High Desert und es beginnt der Malheur National Forest mit den Strawberry Mountains. Ich habe mich glücklicherweise dafür entschieden, den Hwy 395 zu fahren. Eine glücklichen Entscheidung deswegen, weil es eine fantastische Strecke ist. Enge Canyons mit Fels oder dicht mit Kiefern und Tannen bewachsen wechseln sich ab mit Hochebenen. Kurz vor John Day liegt dann der Strawberry Mountain mit über 3000 Metern – ebenfalls weiß beschneit. John Day selbst liegt im Tal des John Day River sehr schön. Doch Ab Mt. Vernon ging es für mich wieder die Berge hoch, diese Seite geht dann in die Blue Mountains über. Ein Pass folgte dem nächsten, verlassene Geisterstädte, runde große Hügel mit tief eingeschnittenen Tälern. Es ist einfach unbeschreiblich. An der Ritter Butte hatte ich dann einen tollen Sonnenuntergang.
Dann ging es wieder ins Tal und wurde dunkel. Mein angepeilter Campingplatz lag 12 Meilen entfernt, aber als ich dort war, war nichts davon zu sehen. Nicht nur, weil es dunkel war! Nun ja, dispersed sites stand in der App. Also habe ich mich an den Rand dieser Forststraße gestellt, sehr schön am John Day River North Fork. Passt schon. Es hat eh begonnen zu regnen, wer soll da schon kommen. Es war eine lange Strecke, 230 Meilen, das reicht. Und heute waren es nochmal so viel. An Morgen habe ich ein zweites Frühstück in einem Café/Bar in Ukiah eingelegt, das ist schon echt schräg so total auf dem Land. Vier Fernseher laufen gleichzeitig, mit verschiedenen Programmen wohlgemerkt. Die Bar aus mächtigen Holzbalken hat schon einiges gesehen. Nun ja, das war echt etwas exotic flair, denn die Leute, die ich bisher kennengelernt habe, waren ganz anders. Unter anderem ein sehr nettes Paar aus Bend, die mich eingeladen haben. Vielleicht wird das ja noch was. Meine Pläne sind sehr flexibel geworden!
Eine kurze Überlegung Richtung Wallowa hatte ich, aber auch da soll es in den nächsten Tagen schneien. Nun gut, es gibt noch genügend Ziele – und so habe ich mich entschieden, Richtung Palouse zu fahren. Die Entscheidung wurde belohnt mit einem sensationellen Blick über das Land am Deadman Pass. Da hören die Blue Mountains auf, eine Gebirgskette, die wie ein Riegel von Südwesten nach Nordosten verläuft, und es geht mal eben 600 Meter in die Tiefe. Ein echter Spaß für die LKWs auf dem Hwy 84. Schon klar, wo sich die tiefen Wolken stauen, wenn sie aus dem Norden herangetrieben werden.
Nach Washington
Unten war das Wetter viel besser und ich habe mich von Pendleton auf in Richtung Walla-Walla gemacht und damit die Staatengrenze zu Washington überschritten. Die Landschaft sind gelbe Hügel, mal mehr mal weniger steil, darüber fegen die Wolken Richtung Blue Mountains und bringen auch mal Hagel und Gewitter. Diese gelben Hügel – im Frühjahr grün – sind besonders, ich konnte mich gar nicht daran satt sehen.
Die Historie des heutigen Nordwesten beginnt eigentlich mit der Lewis und Clark Expedition zwischen 1804 und 1806, das ist verdammt kurz für europäische Dimensionen. Alles historische wird daher gut gepflegt, zum Beispiel das verschnörkelte Court House in Dayton. Ziel heute war Lyons Ferry. Ein seltsamer Ort direkt am Snake River mit einem Campingplatz mit Blick auf eine riesige Eisenbahnbrücke. Was da für Züge drüberschnaufen! Die sind so lang, da ist das eine Ende noch in der Kurve auf dieser Seite, da ist der Rest schon über die Brücke. Warum ich überhaupt hier bin? Weil es nah zu den Palouse Falls ist. Der Palouse River stürzt hier über eine Basaltstufe 60 Meter in ein rundes Becken. Absolut sehenswert!
Weitere Bilder sind hier in der Galerie (ich hoffe, sie wird angezeigt…)
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