Die Columbia Gorge auf der Grenze zwischen Oregon und Washington ist zu allen Jahreszeiten schön, aber im Frühling ist sie grün im Überfluss. Mit meinen Freunden Jenny und Tom aus Portland war ich Anfang Mai ein verlängertes Wochenende dort. Wir kennen uns persönlich, seit ich beide 2017 auf meiner siebenwöchigen Reise getroffen habe. Wann immer es mir möglich ist, besuche ich sie. In diesem Jahr war ich bei meiner Schwester, meinem Schwager und den beiden kleinen Neffen in San Francisco, und da ist Portland nicht weit.
Wassermassen in der Columbia Gorge
Der Columbia River ist der einzige Fluss, der die Gebirgskette der Cascades durchschneidet. Er entwässert ein gigantisches Gebiet in Oregon, Washington, Idaho und Montana bis zu den Rocky Mountains. Die Cascades sind eine markante Wetterscheide. Die Wolken aus dem Westen bleiben an den hohen Gipfeln der Cascades hängen und regnen sich ab. Üppige Wasserfälle ergießen sich in die Tiefe und die Strecke auf der Oregon-Seite der Columbia Gorge ist berühmt für spektakuläre Anblicke. Immer noch sind nach dem verheerenden Eagle Creek Feuer von 2017 Wege gesperrt, verbrannte Bäume ragen auf den Bergrücken empor. Aber es gibt auch immer versteckte Wasserfälle zu entdecken, die sich ihren Weg durch das überbordende Grün bahnen.
Auch auf der dicht bewaldeten Nordseite, die zu Washington gehört, gibt es Wasserfälle. 2017 hatten wir die Falls Creek Falls besucht, diesmal waren wir unterwegs am etwas flacher fließenden White Salmon River. Unmittelbar links auf dem Bild unten sprangen die Kajakfahrer die Felsen in den Fluss hinunter und warfen sich in die Stromschnellen.
Schneebedeckte Gipfel
Aus vielen Perspektiven kann man hier die schneebedeckten Gipfel der 3-4000 Meter hohen Vulkane wie an einer Perlenkette aufgereiht sehen: Mt. Jefferson, Mt. Hood, Mt. Adams, Mt. St. Helens, Mt. Rainier. Aber einer schiebt sich sehr häufig ins Bild und das ist der am nächsten gelegene Mt. Hood. Zu Füßen des Mt. Hood liegen ein paar Seen. Wir sind für einen Abend zum Lost Lake gefahren, um dort den Sonnenuntergang mit der Spiegelung des verschneiten Mt. Hood zu erleben.
Der See liegt auf etwas 1100 Metern Höhe, hier lag noch einiges an Schnee an schattigen Stellen. Der See ist dort, wo man den besten Blick auf den Mt. Hood hat, ziemlich zugewachsen und so hatte ich ein bisschen zu kraxeln. Aber die Drohne gab mir tolle Ausblicke aus Perspektiven, die ich sonst niemals hätte einnehmen können. Verblüffend war, dass Mt. Hood, der den See um über 2300 Höhenmeter überragt, gar nicht so gigantisch wirkte, wie aus einer größeren Entfernung.
Hier kann man den typischen Bewuchs der Cascades erkennen: Bäume, Bäume und nochmals Bäume. Dicht an dicht stehen Lodgepole Pines, Hemlocks, Douglasien und weitere Nadelbäume.
Blütenfluten
Weiter auf der Lee-Seite der Columbia Gorge ändert sich das Bild komplett. Innerhalb weniger Kilometer verschwinden die Bäume und machen weit geschwungenen grasigen Hügeln Platz. Hier spielt sich im Frühling ein echtes Spektaktel ab: Eine überwältigende Masse an Blüten ergießt sich über die Hügel. Am markantesten sind die Balsamroot-Blüten. sie gehören unübersehbar zur Familie der Sonnenblumen. Zusammen mit den Balsamroot blühen die Lupinen. Sie boten uns einen traumhaften Vordergrund für die ohnehin fantastische Kulisse. Zu den Pflanzen gibt es noch einen extra Beitrag, denn außer Lupinen und Balsamroot gab es noch anderes zu sehen.
Eine besondere Stelle ist Rowena Crest, nicht zuletzt wegen des tollen Ausblicks in Richtung Sonnenuntergang. Unser Abend dort war zwar sehr windig, der Sonnenuntergang nicht besonders farbig, aber es reichte mir ja schon aus, inmitten dieser Flut von Blüten zu sitzen und einfach nur zu staunen und zu genießen.
Rolling Hills
Die Hügel der Cascades-Leeseite sind im Frühling üppig grün, während sie sich ab Sommer im goldgelben Look des trockenen Grases zeigen. Am Morgen nach Rowena Crest machten wir uns früh auf zum Sonnenaufgang in die Columbia Hills, eine Region auf der Nordseite des Columbia Rivers. Auch hier Fluten von Balsamroot und dazu ein Ausblick, der mein Herz berührte. Hier kommen drei Bilder, die die Zeit von Blauer Stunde bis Sonnenaufgang zeigen, ich glaube, mehr brauche ich nicht zu schreiben.
Natürlich hatte ich die Drohne dabei. Auch das Titelbild stammt aus dieser Serie. Die gelben Flecken sind alles Blumenwiesen!
Stonehenge in Washington
Wer Amerika kennt, den wundert es nicht, dass es auch hier ein Stonehenge gibt. Man hat auf einem Hügel hoch über dem Columbia River das englische Stonehenge nachgebaut, wie man vermutet, dass es früher mal ausgesehen haben muss. Der Nachbau ist ein Memorial für den ersten Weltkrieg, in der Nähe ist ein sehenswertes Museum für Moderne Kunst. Die Position bot sich für einen Sonnenaufgang an und so machten wir uns in aller Herrgottsfrühe auf den Weg. Was zuerst wenig vielversprechend für mich aussah, mauserte sich dann doch zu einem Highlight.
Wir hatten drei fantastische Tage mit wenig Schlaf, vielen tollen Motiven und jeder Menge Freude und Gelächter. Wie auch beim letzten Mal kam uns die Zeit zusammen viel zu kurz vor und wir planen schon unser nächstes Treffen. Wie schön, solche lieben Menschen kennen zu dürfen!
Martina Vetter meint
großartig liebe Sylvia, am meisten gefällt mir dieses Foto „Blaue Stunde in den Columbia Hills mit Blick auf den Mt. Hood“
aber auch die anderen Fotos faszinieren mich sehr.