Die letzten Tage waren ruhige Tage in der Wüste. Nach meiner Rückkehr vom Crater Lake habe ich noch eine Nacht am Goose Lake verbracht und bin dann aufgebrochen Richtung Wüste. Aber erst noch kurz etwas Wasser holen bei Safeway in Lakeview. Auf dem Parkplatz sprach mich ein Rinderfarmer aus Adel an, wir kamen ins Gespräch. Seine Großmutter ist aus Schleswig-Holstein. Schon wieder nach Mike (der mir den Abwassertank repariert hat) einer mit deutschen Ahnen. Scheint es hier in Oregon viele zu geben… er fragte mich, wohin ich fahre und ich sagte, Richtung Osten in die Wüste. Das fand er super, auch dass es mir hier bisher so gut gefällt. Dann fragte er, ob ich Hart Mountain mache. Ich meinte, die Straße wäre ja nicht geteert und er meinte, das wäre kein Problem, aber es wäre wunderschön dort.
Hart Mountain
Das hat dazu geführt, dass ich kurz entschlossen auf die Straße nach Plush abgebogen bin und es war tatsächlich ein Traum am Fuße des Hart Mountain – ein See schließt sich an den nächsten an und in der Umgebung der Seen ist es sehr grün. Nur ein paar Meter in die Höhe beginnt die Wüste. Nun ja, die ungeteerte Straße auf den Berg hinauf – dort wo das Herz des Antilopenreservats ist – ist mit dem WoMo hier nicht zu machen, da fallen einem ja die Tassen aus dem Schrank… aber egal!
Wo die geteerte Straße aufhört ist ein wunderbarer Campingplatz mit grandioser Aussicht. Dort war außer mir noch ein Paar, mit der Frau habe ich mich eine Weile sehr nett unterhalten. Auch sie hat deutsch-holländische Vorfahren. Von den Antilopen habe ich nur die Hinterlassenschaften gesehen bei meiner kleinen Wanderung den Berg hinauf. Aber war es klar genug für einen sensationellen Nachthimmel!
Dann habe ich mich wieder auf den Weg gemacht. Zurück entlang der Seen dann durch Adel. Auf dem weiteren Weg habe ich Rinderfarmer getroffen (auch den von vor zwei Tagen), die etwa 600 Rinder von einem Tal in das andere getrieben haben. Ganz stilecht auf dem Pferd – das gibt es wirklich, nicht nur in Filmen. Sie waren gerade fertig, die ersten Pferde waren schon wieder zurück auf dem Hänger.
Virgin Valley
Die nächste Station war etwa 80 Meilen weiter Virgin Valley, Nevada, ein Tal mit kleinen Seen mitten in der Wüste, eine Oase. Der Weg dahin zeigte mir unendliche Weite, es geht Pässe auf 2000 Meter hinauf auf ein Plateau und an steilen Abbruchkanten wieder hinunter und dazwischen sind 20 Meilen nichts, es geht einfach nur geradeaus, weil es nichts gibt, was umfahren werden müsste. Die Weite ist unglaublich und kaum zu fassen.
Virgin Valley ist das Zentrum der Sheldon Antelope Refuge. Die Frau, mit der ich am Hart Mountain gesprochen hatte, sagte, es gäbe auch wilde Esel und Pumas. Vom Campingplatz habe ich wieder eine kleine Tour unternommen zu einer Schlucht, in der ein Bach plätschert. Ja, es gibt Frösche in der Wüste, ich kann das bestätigen. Und Libellen – so viele wie in den letzten Tagen habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Bei dem Luftverkehr muss man ja aufpassen, dass einem nicht was gegen den Kopf fliegt.
Ich bin vom Weg abgebogen und etwas durch die Pampa gestiegen, das ist immer interessanter und die Vegetation ist nicht so dicht, so dass ich bequem durchgehen kann. Immer wieder ragen Felsformationen verschiedener Farben und Formen aus dem Einerlei, mal weiß, mal dunkelrot. Die Esel konnte ich hören, aber nicht sehen. Auf die Bekanntschaft mit dem Puma habe ich gern verzichtet.
Auf dem Campingplatz hatte ich einen älteren Herrn was gefragt, dann sind wir später am Abend ins Gespräch gekommen. Mit fast 80 betreut er hin und wieder den Campingplatz hier, ansonsten ist er mit Kindern und Enkeln in der Nähe von Reno. Als ich am nächsten Tag weiterfuhr Richtung Fields und an einem Parkbucht stehen blieb, um ein Bild zu machen, kam er auch vorbei, hielt an und fragte, ob ich was brauche, er hatte wohl gedacht, ich hätte eine Panne. Die Aussicht war auch wirklich nicht so doll, es war einfach zu bewölkt. Tja, so ist das überall hier. Alle, die ich getroffen habe sind nett, hilfsbereit, aufgeschlossen.
Alvord Desert
Große Erwartungen hatte ich für mein nächstes Ziel, Alvord Desert, hier wollte ich von Anfang seit Beginn meiner Planungen für die Reise hin. Auf dem Weg dahin habe ich einen der berühmten Burger in Fields gegessen. Nun ja, nicht schlecht. Aber zumindest hat man Handyempfang in dem Ort und ich konnte mal telefonieren.
Dann aber ab in die Leere. Zuerst war die Straße geteert, dann ungeteert, aber befahrbar. Der Herr aus Virgin Valley hatte mir auch einen Trick verraten, wie man diese Straßen fährt – man braucht die richtige Geschwindigkeit. Das funktioniert meist, aber nicht immer. Und dann nach einigen Meilen kommt der ausgetrocknete See in Sicht. Eine riesige helle Fläche, flankiert von Bergen. Auf der Westseite ist Steens Mountains, das Massiv mit seinen kantigen Felsen ragt über 1500 Meter über der Wüste auf, der höchste Gipfel ist fast 3000 Meter hoch.
Die Fläche ist eben und sehr gut befahrbar. Ich war erleichtert, nach der Schotterpiste wieder geschmeidig dahin gleiten zu können. Bis fast in die Mitte der riesigen Fläche bin ich gefahren, um dort zu übernachten. Es ist so unglaublich still dort, kein Geräusch weit und breit. So etwas kennen wir ja schon gar nicht mehr. Das war ein Erlebnis der besonderen Art. Und so gibt es eben wieder Sonnenuntergang und Sonnenaufgangsbilder, aber auch welche von tagsüber, wie auch im Titel.
Nachdem ich heute zurück bis Fields und dann auf der Westseite der Steens Mountains gefahren bin, habe ich heute für die Nacht ein ganz anderes Setting: Nur wenige Meter neben meinem Camper plätschert ein Arm des Blitzen River entlang und die Grillen zirpen. Auch eine schöe Nachtmusik. Und dazu noch Handyempfang – supi! Auf die Steens Mountains führt er Straße, ich habe es versucht, bin aber nach einer Meile an der gnadenlosen Waschbrettpiste gescheitert. Nun ja, so ist es eben dann halt. Aber nicht schlimm, auf mich warten noch genügend Eindrücke.
10 Tage unterwegs
Heute bin ich zehn Tage unterwegs und fühle keine Einsamkeit. Es geht mir gut – auch wenn mich immer wieder die Sehnsucht packt nach vertrauter Gesellschaft und gewohnten Gesprächen. Viel zum Nachdenken bin ich noch nicht gekommen, es war ja immer was. Wie geht das und jenes? Der Wasseranschluss, der Stromanschluss, welches Hebelchen und wenn ja wieviel? Wie lange reicht der Tank, wie geht der Tempomat? Kann ich da rückwärts ausparken? Wie kriege ich die Reparatur erledigt? Funktioniert das jetzt so oder macht man das so nicht, weil… dann irgendwas verstopft oder eine Sicherung rausfliegt und wo sind die überhaupt?!
Manchmal bekomme ich die Panik – ob das alles gut geht? Aber warum sollte es auch nicht? Es gibt Leute, die sind mit dem Rucksack um die Welt gereist, so wie meine Mentee in der SV. Dann wieder denke ich, dass es lästig ist, alles alleine erledigen zu müssen. Vor allem herauszufinden, was wie geht. Tanken, Gas tanken, Wasseranschluss, Abwasser, Heizung, wieviel Energie oder Wasser braucht welche Tätigkeit? Damit ich kalkulieren kann, womit ich wie weit komme. Aber schlimm ist es nicht, alles alleine zu machen, denn ich habe ja Zeit, meine Zeit, und bin da gar nicht im Zeitdruck. Das ist neu. Und das ist glaube ich bisher die größte Erkenntnis.
Und ich komme zum Yoga, regelmäßig morgens. Am schönsten ist das natürlich draußen, aber das wird schwieriger, je kälter die Tage werden. Heute morgen mitten im Alvord Desert mit langer Unterwäsche und Daunenjacke. Ansonsten eben drin. Dieses einfach nur durch die Landschaft gleiten absorbiert mich völlig, mein Kopf ist nicht so voll wie sonst immer, denn es gibt ja nicht so viel zu tun. Ablenkung bietet die Landschaft, sonst nichts. Der Kopf ist angenehm leer und muss nicht immer alles gleichzeitig machen. Stören tut mich das nicht, ich empfinde diese relative Leere als angenehm.
birgit Glöckler meint
Hihi…. das mit der richtigen Geschwindigkeit kenne ich aus den deutschen Bundesländern im Osten…. das Kopfsteinpflaster.
Sehr interessant ist Dein Bericht…..Du bist sehr mutig. Und die Bilder, wie immer, super…..weiterhin viel Glück.
Sylvia Knittel meint
Danke, Birgit. Und wie beim Kopfsteinpflaster klappt es nicht immer 😉 Guuut festhalten!
Heinz D. Schultz meint
Mich würde das Aussehen der „Burger in Fields“ interessieren. Als BBQ Freak sucht man immer aussergwöhnliche Tips.
BTW.: Um Stuttgart wird es Herbst. Sonne und Regen wechseln sich derzeit ab. Morgens zu 7:00h Hunderunde ist es gerade mal 7 Grad. Abends um 20 Uhr ebenso. Deshalb sind die Bilder mit Sonne erwärmend.
Weiterhin Good Luck.
Sylvia Knittel meint
Ganz normale – nix spezielles. Hab auch schon bessere gegessen 😉 Aber die Location ist echt witzig, so in der Mitte von Nichts. Hier ist das Wetter genauso. Aber etwas zu früh für Schnee – nun ja, das gibt schöne Bilder.