Bei Neumond die Milchstraße fotografieren
Das Fotografieren des Nachthimmels mit der Milchstraße ist absolut faszinierend, ich könnte stundenlang nach oben schauen. Selbst hier auf der Nordhalbkugel, wo die Milchstraße nicht immer so großartig sichtbar ist wie auf der Südhalbkugel lohnt es sich. Das schmale Band ist immer da, aber nur schwer zu erkennen. Das mit bloßem Auge gut sichtbare Zentrum der Milchstraße zeigt sich nicht immer. Hierfür braucht es etwas Planung. Klarer Himmel, Neumond am Freitag Nacht und die Gelegenheit, am Wochenende den Schlaf einer durchwachten Nacht nachzuholen, kann dafür gut genutzt werden.
Weiter unten findest Du meine Fotografien der Milchstraße auf der Schwäbischen Alb, sogar mit Meteoritenschauer!
Das Dunkel in der Milchstraße suchen
Auch die Milchstraße geht auf, sie erscheint mit der Erddrehung am Nachthimmel. Um sie richtig sehen zu können, muss der Himmel dunkel sein. Zum einen sollte kein Mond am Himmel sein, er ist viel zu hell. Zum anderen sollte man weit weg von Lichtquellen sein. Auf der Seite der Initiative gegen Lichtverschmutzung gibt es eine Karte, die weltweit aufzeigt, wie sich das Licht verteilt. Westeuropa ist besonders hell. Im Schwarzwald gibt es ein paar halbwegs dunkle Stellen. Wir hatten uns vorab den Schliffkopf ausgesucht, da wir einen Platz brauchten, von dem aus nicht hohe Bäume die Sicht Richtung Süden versperren. Im Nordschwarzwald ist das nicht so einfach.
Über die App Photo Pills habe ich die Planung gemacht, so dass ich wusste, von wann bis wann die Milchstraße wo am Himmel steht. Genial für die Platzwahl direkt vor Ort ist das Feature Augmented Reality. Das Handy zeigt im realen Bild an, wie genau sich die Sterne im Verlauf der Nacht bewegen. Hier ein Beispiel:
So ausgerüstet sind wir an einem schönen Mai-Abend losgezogen. Ich war wieder mit Jürgen unterwegs. Es war ein wunderbarer klarer Abend, der eine ebenso klare Nacht versprach. Zuerst haben wir uns ein wenig umgesehen und überlegt, wo wir fotografieren werden. Da die Sonne schon am Untergehen war, haben wir natürlich auch ein paar Fotos gemacht und es uns soweit gemütlich gemacht, wie es bei dem frischen Wind so eben ging.
Das galaktische Zentrum der Milchstraße geht auf
Der Aufgang des galaktischen Zentrums der Milchstraße kurz nach Mitternacht war zunächst unspektakulär, da Streulicht den Aufgang unsichtbar machte. Wir waren überrascht darüber, wie stark das Licht am Horizont war. Das Rheintal ist sehr hell. Auf vielen Kämmen im Schwarzwald stehen zudem Windräder, die mit roten Leuchten ausgestattet sind.
Aber dann war es plötzlich sichtbar und wir konnten loslegen. Eckdaten: ISO 1600, Blende zwischen 2,0 und 4,0, Belichtungszeit zwischen 10 und 15 Sekunden. Nicht länger, da es sonst Sternenspuren gibt. Und ja, Weitwinkel, 15mm.
Stück für Stück schob sich das helle Band höher am Himmel und das galaktische Zentrum tauchte auf. Wir wechselten zwischendurch den Platz für das Fotografieren einer Motivvariante, aber auch, um aus dem stetigen kalten Wind zu entkommen, der über den Schwarzwaldkamm bläst. Jedenfalls blieben wir während zweieinhalb Stunden gut in Bewegung und hatten eine Menge Spaß.
Um viertel vor drei begann die astronomische Dämmerung. Von unserem Platz auf 1050 Metern Höhe konnten wir im Nordosten bereits den ersten hellen Streifen fotografieren. Auf dem Weg zurück nach Hause wurde das rote Leuchten am Horizont immer stärker.
Wieder zu Hause folgte noch die Entwicklung der Fotografien in Lightroom, um die Details herauszuholen, die Farbtemperatur und die Linien zu korrigieren. Dazu gibt es viele Videos auf YouTube, ich habe mir verschiedene angesehen und die Tipps so für mich umgesetzt, wie es passend erschien. In jedem Fall muss der Kontrast erhöht werden, also Lichter verstärkt und Tiefen vertieft werden. Nicht zu vergessen, die chromatische Aberration herausberechnen zu lassen, damit die Sterne klar werden. Das Ergebnis und der Spaß am Fotografieren lohnen die durchwachte Nacht.
Fotografien der Milchstraße und Meteoriten auf der Schwäbischen Alb
Endlich haben Jürgen und ich es mal wieder hinbekommen, dass wir zusammen Milchstraße fotografieren gehen. Ein schöner Augustabend war dann also der lange ins Auge gefasste Termin und zu unserem Glück war auch das Wetter gut – nicht immer selbstverständlich bei Neumond.
Und zu unserem noch größeren Glück waren an diesem Wochenende die Perseiden auf dem Höhepunkt. Die Perseiden sind ein Meteorschauer, der jährlich um dieselbe Zeit wiederkehrt (oder sollte ich sagen: Die Erde ist jedes Jahr wieder in der Nähe) und bei dem man richtig viele Sternschnuppen sehen kann. Der Ursprung von der Erde aus gesehen ist im Sternbild Perseus, daher der Name. Am dunklen Neumondhimmel lassen sie sich noch besser sehen. Also war die Aufgabenstellung klar und anspruchsvoll. Zudem war der Mars sichtbar – alles zusammen zeigt das obige Bild.
Milchstraße auf der Schwäbischen Alb
Diesmal haben wir einen neuen Platz ausgesucht. Auch das erwies sich als Herausforderung. Wir wollten nicht so weit fahren und haben uns daher in der Nähe umgeschaut. Seit einigen Jahren gibt es auf der Schwäbischen Alb eine Initiative, die den dunklen Himmel bewahren will. Sie bewegen sogar Gemeinden dazu, nachts das Licht abzustellen. Wer mehr wissen will: https://www.sternenpark-schwaebische-alb.de
Besonders interessant ist es am ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen. Der Platz ist recht groß, so bietet sich die Nordseite an für eine Fotografie der Milchstraße Richtung Süden an, da es dort sehr wenig Lichtverschmutzung gibt. Also fuhren wir diese Ecke an – allerdings war nicht zu erkennen gewesen, welche Straßen frei sind und welche versperrt. Nach einer kleinen Runde landeten wir schließlich am Sternguckerplatz der Initiative südlich von Zainingen.
Beladen mit Stativen, Kameras, Essen, warmen Klamotten und Klappstühlen zuckelten wir den Weg entlang und stiegen auf den Berg hinauf. Dort, wo ich ursprünglich hinwollte, war der Weg gesperrt. Es erschien und besser, den Warnhinweisen zu Munition und Kampfmitteln Folge zu leisten, anstatt doch einfach den Weg zu nehmen, auf dem sichtlich schon verschiedenste Fahrzeuge unterwegs gewesen waren. Gut, wir hatten ja noch Optionen und außerdem Zeit, denn wir waren frühzeitig da.
„Fucking Zaun“
Nächste Abbiegung: Turm Waldgreut. Bis zum Turm ging es, danach war alles eingezäunt. Der Turm war verschlossen, aber sowieso für Langzeitbelichtungen keine Option. Also wieder zurück und zur nächsten Abzweigung. Dasselbe Spiel wie vorher… Weiter wollten wir nicht gehen, denn es ging wieder den Berg hinunter – ein ganz schlechter Ausgangspunkt für Himmelsfotografie. Also wieder zurück. Auf dem Weg stellten wir fest, dass wir auch direkt vom dort aus fotografieren konnten. Also, geht doch!
Wir hatten aber noch Zeit und beschlossen, am Turm zu vespern, dort gab es Bank und Tisch. Was war ich froh, das Zeug mal eine Weile abstellen zu können! Wir überlegten, ob die Stelle nicht doch gehen könnte, denn die geschwungene offene Landschaft war doch sehr schön. Aber die Idee verwarfen wir – um Jürgen zu zitieren: „Da ist der fucking Zaun im Weg!“ Wahrlich der Spruch des Abends.
It’s time for timelapse
Dann war es Zeit, aufzubrechen und unsere Kameras ans Laufen zu bringen. Mars, Venus und Jupiter waren längst aufgegangen. Am Weg blieb ich stehen. Der weiße Kalkschotter leuchtete im letzten Dämmerungslicht und ich wollte versuchen, das einzufangen. Gar nicht so einfach! Wie erstaunlich hell doch so eine astronomische Dämmerung sein kann, wenn man lange genug belichtet.
Bis zum Platz war es nicht weit und ich installierte als erstes die Canon 5D Mk IV mit dem 15mm auf dem Stativ und begann mit der Timelapse. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass das die Kamera ganz alleine kann, und das sehr zuverlässig, lohnt es sich, Timelapses zu machen. Das Herumgeeiere mit irgendwelchen Fernbedienungen hat mir nie gefallen. Meine Einstellungen: 15mm, f2,8, ISO 5000, 13 Sekunden, dann 20 Sek Pause.
Die andere Kamera war für weitere Aufnahmen, hier waren die Einstellungen 24mm bei f2,8 und ISO 4000, 15 Sekunden. Ich probierte etwas herum mit einem senkrechten Panorama, das Ihr oben im Text schon gesehen habt. Das ist nicht einfach, denn bei der stockfinsteren Nacht fehlt einem irgendwie die Orientierung, wie die einzelnen Bilder übereinander gestapelt werden können. Aber es hat ja funktioniert. Dann experimentierten Jürgen und ich mit Lichtspots. Und so vergingen im Handumdrehen zweieinhalb Stunden. Meine Kamera verrichtete zuverlässig und konstant ihre Arbeit – das gefällt mir sehr! Hier ist das Ergebnis:
Viertel nach eins beschlossen wir, zurück zu gehen. Wir hatten genug im Kasten und das Zentrum der Milchstraße war bereits wieder am Untergehen. Die ganze Zeit rauschten immer wieder Sternschnuppen über den Himmel und der Mars stand erstaunlich hell am Himmel. Und es war uns kalt trotz Daunenjacke. Wie wir hinterher feststellten, hatte es etwa 7 Grad. Ganz schön frisch für August!
Beate Buck meint
Großartige und beeindruckende Bilder. Ein sehr gelungener Beitrag. Kompliment!
David meint
Sehr schön stimmige Fotos, unglaublicher Sternenhimmel und perfekte Farbübergänge!
Sylvia Knittel meint
Herzlichen Dank, David. Es war der erste Versuch und es hat richtig viel Spaß gemacht. Aber ich weiß, was ich noch besser machen kann… Beim nächsten Mal!
Sabine Kress meint
Und ich dachte im hellen Deutschland kann man solche Bilder nicht machen !
Toll ! Und was kann man da noch besser machen ???
Sylvia Knittel meint
Danke <3 Was man besser machen kann? Das Vordergrundmotiv schon im Hellen sorgfältig auswählen…