Im Juni, mitten im schlechtesten Wetter mit Starkregen und Überschwemmungen, hatten wir unser Wanderwochenende mit Freunden im Hainich. Tolle Zeitplanung – aber wir hatten tatsächlich drei wundervolle Tage ohne Regen und mit angenehmem, nicht zu heißem Klima. Da wir drei Paare aus Böblingen und Dresden sind, treffen wir uns der Einfachheit halber in der Mitte. Auf diese Art und Weise lerne ich Ecken von Deutschland kennen, die ich sonst vielleicht nie besucht hätte. Dieses Mal also wieder Thüringen – Wandern im Hainich und Vorabendprogramm im Villenviertel von Eisenach.
Urwald mitten in Deutschland
Der Nationalpark Hainich ist seit 2011 UNESCO-Weltnaturerbe. Warum? Weil er einer der wenigen in Deutschland noch existierenden alten Buchenwälder ist. Weite Flächen im Hainich sind für Menschen nicht zugänglich, das überschaubare Wegenetz darf nicht verlassen werden.
Am Rand des Hainich sind noch nicht bewaldete Gebiete, hier darf sich die Natur in ihrem Rhythmus den Wald zurückholen. Das offene Land und die Waldränder beginnen zuzuwachsen mit Heckenrosen, danach folgen die Bäume. Der gesamte Waldrand war eine einzige Rosen-Duftwolke. Eine freundliche Annäherung von Weberstedt aus über den Feensteig – dann sind wir in den Hainich eingetaucht, in das dichte Gewirr von Bäumen und Ästen. Flirrendes Sonnenlicht tanzte auf den Blättern und blitzte ab und zu auf den Waldboden. Der Duft änderte sich in ein dezentes Knoblaucharoma, denn überall wuchs Bärlauch, der zu dieser Jahreszeit ja schon am vergehen ist und dann seinen markantesten Duft verströmt.
Es lohnt sich, dem Baumkronenpfad einen Besuch abzustatten. Der Rundweg in luftiger Höhe führt direkt durch die Baumkronen. Aus dieser Perspektive habe ich den Wald auch noch nicht zu sehen bekommen. Ein Turm gibt einen Rundblick über den Hainich, die gesamte Landschaft liegt einem zu Füßen. Und es ist wie immer: Dort, wo es einen Parkplatz gibt, haben wir Menschen getroffen. Ein paar hundert Meter weiter waren wir wieder allein mit der Natur.
Offene Landschaften
Reizvoll ist es, nicht nur im dichten Wald herumzulaufen, sondern etwas Abwechslung in die Wandertour zu bringen und einige der weitläufigen Freiflächen am Rand des Hainich zu durchqueren. Zunächst bestimmen wieder die Rosen mit ihrem Duft das Bild. Plötzlich öffnet sich die Landschaft zu einer unglaublichen Weite, der Blick schweift. Dort, wo das Schutzgebiet aufhört, beginnt dann auch Landwirtschaft und zauberhafte Mohnfelder. Dazwischen noch ein Wachholderhag und eine Streuobstwiese am Waldrand voller Orchideen. Genug Staunenswertes auf der über 20 Kilometer langen Tour.
Der strenge Schutz des Hainich hat dazu geführt, dass die seltene Wildkatze hier ein zu Hause gefunden hat. Sie braucht die dichten Wälder und ist in freier Wildbahn praktisch nicht zu sehen. Hütscheroda nennt sich das Wildkatzendorf. Dort gibt es ein Gehege, wo man die scheuen und wunderschönen Tiere beobachten kann. So haben wir auch gelernt, dass die Katzen, ebenso wie manche Fledermausarten, sich nicht über das offenen Feld vom einen zum anderen Wald bewegen, sondern bewaldete Schneisen brauchen. Solche Korridore werden überall von engagierten Naturschützern angelegt, damit die Wildtiere wieder großflächiger wandern können.
An der Werra entlang
Wer nicht nur Hainich sehen möchte, findet in der Umgegend traumhafte weitere Touren, beispielsweise entlang der Werra bis nach Hessen hinein. Die Wege sind gut ausgebaut und abwechslungsreich, so hatten wir uns für eine Tour nach Creuzburg entschieden, weil wir so direkt ab unserer Unterkunft wandern konnten. Auch das sehr schön und abwechslungsreich – und kaum ein Mensch unterwegs. Im Norden schließt sich der Naturpark Eichsfeld übergangslos an den Hainich an, wir haben also noch lange nicht alles gesehen.
Gewohnt haben wir im „Grauen Schloss“ in Mihla, einem kleinen Ort direkt an der Werra. Das Schloss aus dem 16. Jahrhundert ist in ein rustikales Hotel umgebaut. Von Mihla aus führen ebenfalls Wanderwege in den Hainich.
Wer sich für die Baumgemeinschaften im Wald interessiert, dem empfehle ich das Buch „Das geheime Leben der Bäume“ des Försters Peter Wohlleben.
Sabine Pecoraro-Schneider meint
Ein für mich noch unbekanntes Fleckchen……
danke für den schönen Bericht!!
Sylvia Knittel meint
Bitte, gerne! Deutschland ist so schön – und das ist gar nicht wiet von Euch!