Dieser Herbst hatte es gartenmäßig in sich, als glänzendes Finale war ich noch im Hermannshof in Weinheim. Der 18. November war der letzte Herbstsonnnentag vor dem ersten Frost und bevor das graue Wetter Einzug hielt. Und so werde ich Euch ein weiteres Mal mit einer Bilderflut überwältigen. Aber da …
Alles über die Gartenfotografie
Die Stimmung eines Gartens fotografisch einzufangen, ist eine besondere Herausforderung. Denn in der Gartenfotografie will die einzelne besondere Pflanze gewürdigt werden, aber auch das Ensemble, die charakteristische Anlage des Gartens. Die Veränderung über das Jahr hinweg ist ein Anlass, sich wieder und wieder inspirieren zu lassen. Die Ideen ins Bild umzusetzen ist oftmals nicht einfach. Hier sind meine grundlegenden Tipps zur Gartenfotografie.
Ich fotografiere sehr gerne in Gärten und entdecke ihre Besonderheiten. Fast genauso gern arbeite ich selbst im Garten und fachsimple mit GartenfreundInnen darüber. Im campus botanicus halte ich ab und zu Vorträge, zum Beispiel über besondere Orte auf dieser Welt, über Zwiebelblüher - meine Lieblingspflanzen - und natürlich über Gartenfotografie. Wer also meine Fotos sehen und mich live erleben möchte, kann das online im campus botanicus tun. Für den campus botanicus und andere Anbieter mache ich auch Kurse vor Ort an. Hier gibt es mehr Informationen zu meinen Gartenfotografie-Kursen.
Grundlagen zum Fotografieren von Gärten
Meine fünf Regeln für die Gartenfotografie
- Versuche zuerst, die Atmosphäre in einem Garten zu erfassen und die Struktur zu erkennen. Danach kannst Du planen, welche Bilder Du machst und wie du die Atmosphäre einfangen willst.
- Schöne Gärten sind nach besonderen Kriterien gestaltet. Sichtachsen und Höhenstaffelungen von Stauden und Gräsern, Bäume und Sträucher bilden markante gestalterische Elemente. Diese solltest du nutzen.
- Achte auf Hintergrund und Vordergrund. Wenn du die verschiedenen Ebenen bewusst einsetzt, gibt dies deinem Bild eine interessante Tiefe. Wenn Du beides nicht beachtest, können deine Bilder schnell langweilig wirken. Schließlich möchtest Du keine monotonen Dokumentationsfotos schießen.
- Versuche, immer drei Perspektiven zu machen: Einen größeren Blick mit mehr Weite, eine mittlere Distanz in halber Größe und eine Nahaufnahme von einem Detail. Wenn du das mitdenkst, so wirst du im Kopf flexibel bleiben.
- Selbst wenn Du Pflanzen in der Natur fotografierst, ist es gut, die Umgebung zu checken und dir einen schönen Hintergrund oder eine Sichtachse auszugucken. Fotografie ohne Kontext gibt es nicht.
Dos and Don’ts beim Fotografieren
Gartenfotografie erlaubt einen anderen Blick auf einen Garten, einen, den das Auge so nicht sehen kann. Das erfreut auch die Gärtner, die diesen Blick normalerweise nicht haben. Also teilt Eure Ergebnisse mit den Gastgebern. Es gibt keine Entschuldigung dafür, in anderer Leutes Garten in den Beeten herumzutrampeln auf der Suche nach einem schönen Motiv. Verhalte dich einfach so, wie du es in deinem Garten tun würdest mit Respekt vor der Arbeit der Gärtner und der Natur.
Die Technik: Equipment
Hier geht es darum, welche Ausstattung Du brauchst, wenn Du im Garten schöne Fotos machen willst.
1. Welche Kamera brauche ich zum Fotografieren eines Gartens?
Die Fotokamera? Spielt keine Rolle, denn der Fotograf macht das Bild. Aber ein paar Überlegungen solltest du dennoch hineinstecken. Die Fotografie im Garten oder in der Natur gewinnt, wenn du mit Schärfe und Unschärfe spielst.
Bedenke: Je kleiner der Sensor ist, desto schärfer wird das Bild insgesamt. Daher sind die Fotos aus dem Handy meist langweilig überall scharf. Je größer der Sensor, desto einfacher kannst du mit Schärfeebenen spielen.
Ich fotografiere immer im Raw-Modus, da ist die Bildqualität am besten, aber alle Fotos sollten nachbearbeitet werden, alleine wegen der Farben. Jpgs machen es Dir einfach, aber sie lassen sich nicht gut nachbearbeiten, denn dabei verlieren sie an Qualität.
Faustregeln für die Einstellungen der Kamera
Die Einstellungen der Kamera am besten auf M (Manuell) oder AV (Blendenvorwahl) stellen. Mit der Blende kannst Du bestimmen, welche Bereiche im Bild scharf sind. Alle anderen Einstellungen können automatisch bleiben. Allerdings solltest Du darauf achten, wenn Du aus der Hand fotografierst, die Belichtungszeit nicht zu lang ist und Du verwackelst. Eine Faustregel: Setze 1/ vor die Brennweite, dann passt es. Also bei 200mm mindestens 1/200s. Länger als 1/50 solltest Du nicht belichten, diese Zeit kannst Du noch ruhig halten. Moderne Kameras mit Bildstabilisatoren erlauben auch längere Belichtungszeiten aus der Hand.
2. Welche Objektive brauchte ich?
Zwei Objektive sind schon ein guter Anfang: Ein Teleobjektiv mit langer Brennweite und ein Standardobjektiv, das Weitwinkel mit der Normaldistanz verbindet. Ein Glossar mit der Erläuterung der Begriffe findest Du hier.
Eine lange Brennweite komprimiert die Szene und schafft schöne Durchblicke. Ich arbeite oft mit 200 mm und deutlich mehr.
Das Standardobjektiv zwischen 24 und 105 mm ist gut, um eine Gartenszene im Ganzen zu erfassen. Hier geht es nicht um Schärfeebenen sondern darum, den Aufbau eines Gartens abzubilden. Gut ist ein Zoom, das auch die Brennweiten bis etwa 100/120mm abdeckt.
Ein Makroobjektiv ist speziell für Nahaufnahmen konstruiert. Ich setze es oft ein, um Details bei Blüten und feine, kleine Strukturen zu zeigen, die man mit bloßem Auge nicht unbedingt sieht. Meist haben Makroobjektive eine Brennweite zwischen 60 und 110 mm.
Wenn Du eine Kompaktkamera mit integriertem Objektiv hast, dann sollte es ein Telezoom mit längerer Brennweite haben, um mit Schärfeebenen arbeiten zu können.
Am Smartphone musst Du tricksen, falls Deine Kamera mehrere Linsen hat, setze diese ein.
3. Was brauche ich außerdem?
Ein Stativ ist sinnvoll für bestimmte Fotos in verschiedenen Stimmungen. Gut ist es, wenn sich das Stativ so einstellen lässt, dass man mit der Kamera ganz nah über den Boden kommt. Wenn deine Kamera ein klappbares Display hat, dann kannst du sehr komfortabel damit fotografieren. Ich lege die Kamera oft auf den Boden oder auf einen so genannten Bohnensack, der die Kamera stabilisiert.
Vielen Situationen, in denen Du ein Stativ oder einen Bohnensack einsetzt, gerade wenn die Kamera über Kopf knapp über dem Boden hängt, ist ein Fernauslöser praktisch, egal ob mit Kabel oder Funk.
Leg Dir einen Polfilter zu. Damit kannst Du das Grün des Laubes schön zum Leuchten bringen und Reflexionen auf glänzenden Blättern und Blüten entfernen.
Wenn Du einzelne Blüten fotografieren willst, dann kannst Du den Hintergrund auch mit Hilfe einer schwarzen, weißen oder auch farbigen Pappe beruhigen. Auf diese Weise entstehen sehr ruhige und künstlerische Bilder. Allerdings mache ich das praktisch nie. Mein Interesse sind Bilder mit natürlicher Umgebung.
Die Vorbereitung zum Fotografieren im Garten
Du hast eine Kamera und Objektive, hast Dich mit den Einstellungen vertraut gemacht. Nun soll es losgehen. Ein bisschen Vorbereitung ist besser, als einfach loszurennen.
- Sind die Objektive sauber? Sie mögen ab und zu eine Pflege: abpusten und mit einem Mikrofasertuch von Wasser-, Fett- und sonstigen Flecken befreien.
- Stativ, Fernauslöser und Polfilter mitnehmen, den Polfilter ebenfalls vorher sauber machen.
- Die Ersatzakkus vollladen und einpacken
- Ist genug Platz auf den Speicherkarten oder sind genug Ersatzspeicherkarten dabei? Nichts ist ärgerlicher, wenn die Speicherkarte fehlt, voll ist oder die Akkus leer.
- Ein dünnes Sitzkissen mitnehmen. Da kannst Du auch die Kamera mal ins nasse Gras oder auf den nackten Boden legen.
- Zur Sicherheit ein paar Microfasertücher einpacken, um Staub und Wassertropfen entfernen zu können.
- Kameraeinstellungen prüfen. Hast Du den richtigen Modus? Hast Du auf Autofokus gestellt? Ist die ISO richtig vorgewählt?
- Das Wetter einschätzen: Wie ist das Licht? Wie wird das Licht werden, hart oder weich? Gibt es Regen- oder Tautropfen? Raureif? Wann ist die beste Uhrzeit?
- Früh aufstehen lohnt sich immer, wenn dein Motiv zugänglich ist. In deinem eigenen Garten kannst Du fotografieren, wie Du willst. Manche Gärten haben Öffnungszeiten, manche sind nur auf Einladung. Feste Uhrzeiten machen die Fotografie eine andere, weil Du nehmen musst, wie es kommt und das Beste daraus machen.
Die Atmosphäre im Garten fotografieren
Wie gehst Du nun vor, wenn Du im Garten stehst? Hier kommen die fünf Regeln von oben zum Zuge. Zunächst einmal schau Dich um und versuche den Raum und die Atmosphäre einzuschätzen: Wie wandert das Licht durch den Garten? Muss ich eventuell zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein? Wieviel Licht und Schatten gibt es dort? Dann versuche, die Motive einzuschätzen: Hat es Tautropfen? Wasser mit Spiegelungen? Große Bäume, hohe Hecken? Will ich seltene Pflanzen fotografieren oder mehr ein Ensemble? Versuche, die drei verschiedenen Perspektiven (weit, mittel, nah) zu berücksichtigen. Hier gebe ich Dir Tipps zum Fotografieren und wie Du einen Garten in Szene setzt.
Der Überblick
Totalen zeigen einen Überblick über Strukturen im Garten. Hierfür empfiehlt sich ein Weitwinkel-Objektiv. Damit alles scharf ist, solltest du eine kleine Blende einsetzen, also etwa ab f/8 aufwärts. Du solltest Dir hier gut die Perspektive überlegen und markante Strukturen bewusst platzieren. Hecken oder Wege können den Blick führen. Bäume oder andere Elemente rhythmisieren das Bild. In jedem Fall solltest Du genau auf die Anordnung achten. Das lässt sich hinterher nicht mehr korrigieren. Lass Dir lieber Zeit und schau genau hin.
Bei starkem Weitwinkel und einer bodennahen Perspektive bitte aufpassen, da werden aufrechte Strukturen verzerrt, Bäume wirken verbogen.
Durchblicke
In einem Garten sind raffinierte Durchblicke das Salz in der Suppe. Umliegende Pflanzen geben einen Rahmen ab und leiten den Blick. Gräser können das besonders gut, sie können einen Schleier bilden, sie können aber auch einen schönen Hintergrund bilden.
Ein Garten hat immer Tiefe, versuche die verschiedenen Schichten mit auf das Bild zu bringen, sie dürfen gerne unscharf sein. Oft ist es auch spannend, die Landschaft außerhalb des Gartens mit einzubeziehen, denn auch die Umgebung gehört zum Garten.Wenn Du mit Unschäfe arbeiten willst, dann nimm ein Teleobjektiv, also eine größere Brennweite. Das Bild mit den Allium und den Iris bei den Dos and Don’ts ist so entstanden.
Detailverliebt
Für Details muss der Fotograf genau hinschauen, entdeckt aber dafür kleine Juwelen, die normalerweise dem Auge verborgen werden. Mit dem Makro kommt man sehr nah an die Pflanzen heran, sogar die Pollen kann man damit sichtbar machen. Nachteil des Markos und des Teleobjektivs ist die geringe Schärfentiefe, was aber gleichzeitig auch ein Vorteil ist.
Das Hemerocallis-Foto ist ein Makro aus der Hand direkt nach einem Regenguss. Ich habe mit Blende 8 versucht, Staubbeutel und Regentropfen gleichzeitig scharf zu bekommen. Alles, was davor oder dahinter ist, ist unscharf.
Mit einer sehr langen Brennweite kannst Du besonders schön Tiefe schaffen. Das Teleobjektiv schiebt die Ebenen optisch zusammen, ein Effekt, den ich oft gezielt auf in anderen Situationen einsetze. Damit lassen sich nicht nur Blüten, auch Blätter, Insekten, im Herbst und Winter vergangene Blätter und Samenstände, Eis und Raureif in Szene setzen.
Das Licht in der Gartenfotografie
Fotografie ist nichts anderes als das Einfangen von Licht. Das solltest du immer im Kopf behalten, und dem Licht entsprechend fotografieren. Ich gebe Dir hier ein paar Tipps dazu, wie Du aus der Situation heraus das Beste aus Sonne, Schatten und Wolken machst und deine Fotos richtig planst.
Tageszeiten
Morgen und Abend haben das schönste Licht, die goldene Stunde - jeweils kurz nach Sonnenaufgang und kurz vor Sonnenaufgang. Morgens vor Sonnenaufgang ist das Licht bläulich, vielleicht gibt es sogar etwas Nebel. Abends nach Sonnenuntergang wird das Licht wieder bläulich, wenn noch etwas Sonne auf den Bäumen steht, ist das Licht gemischt warm und kühl. Gerade das schräg stehende Licht kann tolle Stimmungen zaubern.
Sonne
Volle Sonne ergibt ein sehr hartes Licht. Das ist schwer zu fotografieren, da es nur Licht und Schatten gibt. Die Lichter sind schnell überbelichtet und die Schatten kommen sehr dunkel heraus und sind fast nicht aufzuhellen. Aber auch daraus kannst du schöne Bilder machen. Nur Mut, denn du musst bewusst entscheiden, was in deinem Bild richtig belichtet sein soll. Der Rest muss so komponiert sein, dass es nichts ausmacht, wenn entweder die Lichter ausbrennen oder die Schatten absaufen. Einen Aufhellblitz oder einen Reflektor setze ich so gut wie nie ein, das gehört für mich eher in die klassische Makro-Fotografie (oder natürlich Portrait).
Direktes Gegenlicht ist ebenfalls hartes Licht. Hiermit kann man tolle Effekte erzielen. Schattenrisse zeigen Strukturen von Pflanzen, Details, scharfe Kanten. Daher ist es auch eine Alternative, die harten Schatten zu nutzen für kontrastreiche Schwarz-weiß-Fotos. Wenn du die Sonne mit im Bild haben willst, gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder sie ist als weiße Fläche im Bild, oder du versteckst sie hinter einem Baum. Wenn sie hier hervorlugt, dann ist der Kontrast etwas abgemildert, manchmal gibt es auch schöne Sonnensterne, je nach Objektivqualität.
Fällt das Licht von schräg vorne ein, dann ergeben sich oft unschöne Reflexionen in der Linse, als Flecken (Lens-Flares) oder als Strahlen. Du kannst in diesem Fall mit deiner Hand den direkten Einfall des Lichts in das Objektiv abschirmen. Es gibt auch Lichtblenden, die auf die Objektive gesteckt werden können. Je besser das Objektiv ist, desto besser ist die Vergütung, umso besser steckt es das schräge einfallende Licht weg. Ich setze die Lens Flares manchmal auch bewusst als Effekt ein.
Fotografieren bei Wolken
Ein grauer Tag ist gar nicht schlecht für die Gartenfotografie, das Licht ist weich und fällt wie durch einen Diffusor. Es gibt keine oder nur schwache Schatten, das Licht umfließt die Pflanzen. Dadurch gibt es keine starke Tiefenstaffelung, aber auch keine starken Farben. Dieser Effekt ist gut bei pastelligen Tönen und weißen Farben. Ebenso wirkt er bei flächigen Motiven.
Wilde Sturmwolken oder weiße Schäfchenwolken geben schöne Effekte, versuche, den Himmel mit einzubeziehen und Pflanzen im Vordergrund zu inszenieren. Hierbei sollten die Wolken scharf gezeichnet sein. Das Licht- und Schattenspiel darf ruhig in den Beeten zu sehen sein, allerdings dürfen die Kontraste nicht zu scharf sein (siehe Kapitel Sonne). Gut passt es zum Beispiel bei dem Foto im Kapitel Objektive.
Nebel ist immer schön, denn er verzaubert die Landschaft und die einfallende Sonne erzeugt manchmal hübsche Strahlen, wenn sie zwischen den Bäumen durchscheint.
Arbeiten mit Filtern
Bei Wolken und harter Sonne ist ein Polfilter das Hilfsmittel der Wahl. Er filtert bei richtiger Einstellung die Reflektionen heraus. Ein Polfilter ist meist rund und lässt sich drehen. Wenn du dabei durch den Sucher schaust, wirst du sehen, dass sich die Farben intensivieren. Manchmal wird das Bild auch nur gelblicher oder bläulicher.
Die größte Wirkung erzielt der Polfilter, wenn er im 90 Grad-Winkel zum Lichteinfall steht. Du wirst sagen, dass das Licht an einem wolkigen oder gar regnerischen Tag ja eher weich in verschiedene Richtungen gestreut ist als aus einer Richtung zu kommen. Im Grunde hast du recht, aber probiere es einfach aus. Drehe am Filterring und beobachte, was passiert, du wirst überrascht sein.
Aber Achtung, ein Polfilter schluckt auch Licht, daher verlängert sich die Belichtungszeit. So solltest du an grauen Tagen mit einem Stativ arbeiten.
Weitere Tipps für gute Gartenfotos
Neben dem Licht ist die Bildkomposition die entscheidende Komponente. Du solltest so oft wie möglich deine Position ändern, um aus der Vielzahl der Möglichkeiten die schönste auszuwählen. Gibt Dich niemals mit der ersten Idee zufrieden!
Perspektive
Die richtige Perspektive setzt die Dinge miteinander in Beziehung. Also lohnt es sich, sich dafür Mühe zu verwenden. Störende Dinge sollten aus dem Bild verschwinden. Das beste Teleobjektiv sind sowieso die Beine. Beweg Dich, geh zurück, vor, seitwärts, geh in die Knie, verändere die Position komplett. Nur so findest Du die richtigen Blicke und Perspektiven. Zur Not leg Dich auf den Boden. Denn wenn die verschiedenen Ebenen nicht zueinander passen, lässt sich das im Nachhinein nicht mehr korrigieren.
Bei diesem Foto habe ich sorgfältig darauf geachtet, dass die Gräser, die vor und hinter den Samenständen des Phlomis tuberosa stehen, im Bild sichtbar sind und durch ihre weich schwingende Art den straffen Charakter des Phlomis umspielen.
Eine Blüte kann direkt von oben fotografiert werden, aber ist es auch die schönste Perspektive? Und ist der Hintergrund nicht zu langweilig? Hier ist auch selten das Licht gut, da es nunmal immer von oben kommt. Also versuche eine andere Perspektive, um der Blüte Tiefe zu geben, sie vielleicht vom Licht hinterleuchten zu lassen.
Bildkomposition
Es gibt kompositorische Grundsätze für Fotos, den goldenen Schnitt, die Drittel-Regel. Das kann man einfach nachlesen. Alle Regeln sind aber auch dazu da, gebrochen zu werden, wenn es einem Ziel dient. Denk dran, das Bild entsteht zuerst in deinem Kopf. Wir neigen dazu, den Horizont und das Motiv immer in die Mitte zu nehmen. Das ist langweilig, also versuche hier variabel zu werden.
Um nochmal zur Hemerocallis-Blüte zurückzukommen: Du kannst sie von oben fotografieren, du kannst aber beispielsweise das Motiv anschneiden, wenn es das Bild spannungsreicher macht.
Tiefe und Weite
Schärfe und Unschärfe sind wesentlich für die Bildgestaltung. Hier kannst du mit Brennweite und die Blende spielen. Beides hat Auswirkung auf die Schärfentiefe, also auf den Bereich, der im Bild scharf ist.
Es kann die Bildidee sein, alles im Bild komplett scharf zu haben. Dafür brauchst du entweder gutes Licht für genug Licht bei Blende 8 oder höher. Oder du verwendest ein Stativ und erhöhst die Belichtungszeit. Mit der ISO kannst du auch spielen, aber gehe nicht zu hoch, denn sonst wird das Bildrauschen zu hoch und die Schärfe geht unrettbar verloren.
In manchen Fällen wollen wir eine feine Tiefenstaffelung haben, zum Beispiel sollen Vorder- und Hintergrund unscharf sein, das Motiv in der Mitte aber scharf. Technisch geht das über eine möglichst offene Blende (z.B. f/2,8) in Verbindung mit einer möglichst großen Brennweite. Dies erzeugt bei Lichtreflexen im Hintergrund runde Formen, das so genannte Bokeh. Dieses wirkt oft sehr charmant und verzaubert das Bild. Suche gezielt nach Lichtreflexen im Hintergrund, z.B. Lichtflecken, die zwischen Blättern hindurchfallen. Und vergiss nicht, auf das Objekt scharf zu stellen, das du scharf haben willst.
Gartenfotografie: Bewegung und Ruhe
Still life
Unbewegte Bilder sind der Klassiker. Sie haben die beste Schärfe. Alle Details sind zu erkennen. Sie lassen sich gut planen und komponieren. Aber es sollte kein Wind gehen, der die Pflanze bewegt.
Bewegte Bilder
Aber hast Du schonmal daran gedacht, dass ein Bild auch Bewegung einfangen kann? Das kann sehr reizvoll sein. Gräser zum Beispiel schwanken gerne im leichten Wind, Blätter an Bäumen flattern im Wind. Längere Belichtungszeiten lassen Bewegungen leicht verschwimmen - dafür musst du mit einem Stativ arbeiten. Oder du fotografierst an einem windigen Tag. Wenn du in der Natur oder im Garten unterwegs bist und es ist windig, dann solltest du diesen Effekt bei der Bildplanung bewusst einsetzen anstatt enttäuscht zu sein.
Nachbearbeitung in der Fotografie
Die Nachbearbeitung nimmt bei mir normalerweise nicht sehr viel Raum ein. Das Bild entsteht im Kopf zuerst. Und was vor Ort nicht stimmt, wird auch in der Nachbearbeitung nicht stimmen. Einen fehlenden Polfilter kann nichts ersetzen, ebensowenig eine durch eine sorgfältige Tiefenstaffelung gestaltetes Bild.
Lightroom
Ich importiere alle Bilder in Lightroom und lösche gleich bei der ersten Sichtung diejenigen, die unscharf oder nicht ausreichend gut sind. Danach versehe ich die Fotos mit den lateinischen Namen der Pflanzen und dem Namen des Gartens. Wenn die Kamera GPS-Koordinaten in die Datei schreibt, ist das natürlich auch praktisch. Über den lateinischen Namen kann ich jederzeit Pflanzen wiederfinden, also habe ich auf diese Weise ein sehr gutes Archiv. Das Vergeben der Stichworte solltest du so sorgfältig wie möglich machen, denn dein Archiv ist nur so gut, wie die Arbeit, die du hineinsteckst. Es lohnt sich.
Photoshop
In Photoshop mache ich normalerweise praktisch nichts, außer kleineren Korrekturen wie Sensorflecken oder die finale Schärfung. Hintergründe austauschen oder Vordergründe hinzufügen kann man machen, aber da bin ich puristisch unterwegs - oder einfach nur zu faul dazu. Ich gehe lieber vor die Türe zum Fotografieren anstatt Zeit vor dem Rechner zu verdaddeln. Größere Projekte wie Stacking bei Makro werden in Photoshop bearbeitet, aber das sind wieder ganz andere Themen.
Meine Beiträge zur Gartenfotografie
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Alles anders! Trockenheit und Spätfröste als Gartengestalter
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