Zum ersten Mal seit längerer Zeit war ich unterwegs zum Fotografieren und zwar im Schwarzwald. Durch den Umzug und das ganze Darumherum bin ich kaum dazu gekommen, meine Kamera in die Hand zu nehmen. Dabei hatte ich mir Ende April eine neue zugelegt. Aber der Reihe nach. Im Sommer fahre ich nach Grönland für zwei Wochen. Noch so eine besondere Reise. Entstanden ist die Idee, als ich im vergangenen Jahr auf dem Weg nach San Francisco einen Fensterplatz hatte und auf Grönland herunterschaute. „Da muss ich hin“, war mein Gedanke. Und das mache ich nun wahr.
Die „Reservekamera“
Nun ist das Land ja nicht gerade dicht besiedelt und wenn die Kamera streikt, die man dabei hat oder ins Wasser fällt oder sonst etwas passiert, dann ist es vorbei mit der Fotosafari. Also musste eine Zweitkamera her. Ich habe ewig hin und her überlegt – was Kleines und Leichtes? Aber die Objektive mussten schon perfekt passen und die Bildqualität muss stimmen. Schließlich habe ich mich dafür entschieden, bei der Kamera zu bleiben, die ich im Schlaf bedienen kann: Die Canon 5D – allerdings die Mark IV.
Dass ich dann so wenig zum Fotografieren gekommen bin, war einfach nur ärgerlich, aber es standen zunächst andere Dinge im Vordergrund. Die ersten richtigen Aufnahmen habe ich dann bei der Irisblüte im neuen Garten gemacht, mit dem ebenfalls neuen 70-200mm 2,8, ein traumhaftes Objektiv. Mein Sigma 70-200 habe ich verkauft, es hat mich zuletzt nicht mehr zufrieden gestellt beim Autofokus und der Schärfeleistung.
Gemeinsam zum Fotografieren
Am Pfingstsonntag ging es dann endlich los zum Härtetest. Ich war mal wieder mit Jürgen unterwegs, mit dem ich gerne zum Fotografieren losziehe. Zum Beispiel waren wir Ende Mai 2017 im Schwarzwald für Milchstraßenfotos unterwegs. Auch diesmal ging es in den Nord-Schwarzwald. Bei der Abfahrt in Stuttgart regnete es. Das war gar nicht so schlecht, denn wir wollten Wasserfälle in steilen Schluchten fotografieren. Dafür ist so ein Wetter ideal, denn die Kontraste sind dann nicht so stark. Gleichzeitig wollten wir noch ein paar neue Spots auskundschaften.
Nach ein paar Foto-Zwischenstops erreichten wir die Schwarzwald-Hochstraße. Das Wetter war dort einheitlich grau, nicht gerade ideal für den Blick in die Landschaft. So stürzten wir uns auf der steilen Straße nach Oppau in die Tiefe und steuerten die Allerheiligen-Wasserfälle an. Das Ziel hatte ich schon immer mal auf dem Zettel. Der Lierbach fällt über mehrere Stufen in einer engen Schlucht über die Felsen hinunter. Von unten hochzusteigen bis zum ehemaligen Kloster ist nicht besonders weit. Für Fotografen aber kann das schon mal einen Vormittag dauern, denn es gibt schöne Motive. Das Titelbild ist auf einer der untersten Stufen gemacht, wo es einen großen Pool gibt.
Polfilter ist ein Muss
Aber wir waren ja zum Ausprobieren unterwegs, und so ließen wir vom Tele bis zum Makro nichts aus. Zwischendrin kam kurz die Sonne raus – da wurde das Licht dann schon sehr hart. Aber selbst bei dicht bewölkten Lichtverhältnissen im tiefen Tal ist ein Polfilter das wichtigste Zubehör. Die hellen Reflexionen auf dem Wasser und auf den Felsen kann man sonst nicht in den Griff bekommen, in der Nachbearbeitung lässt sich da nichts mehr machen. Der Unterschied ist riesig. Seht selbst:
Die dicht bewachsenen und bemoosten Schluchten waren ein schöner Anblick und erst der Polfilter machte das Grün richtig grün. Alle Wasserfallbilder sind Langzeitbelichtungen, zwischen 20 und 90 Sekunden belichtet, Blende zwischen 8 und 16 und mit ND-Filtern in der Stärke 0,9 oder 1,8. Ich passe die Technik in solchen Situationen immer meiner gewünschten Belichtungszeit an.
Alle Bilder mussten so gut wie gar nicht nachbearbeitet werden, um die etwas düstere Stimmung in dem tief eingeschnittenen Felstal wiederzugeben. Ich bin nämlich großer Fan davon, das Bild und die Bildstimmung fertig in der Kamera zu komponieren. Das macht deutlich weniger Arbeit und mehr Spaß. Aber ich fotografiere grundsätzlich mit RAW. So habe ich ausreichend Reserven, um eingreifen zu können, da, wo es nötig ist. Bei diesen Voraussetzungen ist eine sehr gute Kamera mit großem Sensor hilfreich – den Umstieg auf Vollformat vor zwei Jahren habe ich keine Sekunde beteut! Mein neues Arbeitspferd, die 5D Mark IV liefert eine großartige Leistung ab, auch wenn die sensiblere Belichtung erst einmal gewöhnungsbedürftig ist.
Abschluss im Nebel
Bei unserem abschießenden Abstecher zur Hornisgrinde wurden wir beim Aufstieg von einem Gewitter überrascht. Wir kehrten um und waren vor dem totalen Sturzregen wieder im Auto und auf dem Rückweg. Der Regen hörte irgendwann auf und die Nebelschwaden zogen über den Kamm. Da konnten wir nicht widerstehen, hielten nochmal an und versuchten, die sehr wechselhafte Stimmung einzufangen.
Fazit: Der Tag war abwechslungsreich und fröhlich. Meine Kamera hat sich super geschlagen, Jürgens machte Ärger aus Gründen, die wir nicht verstehen konnten. Ein paar Plätze werden wir nochmal aufsuchen. Und schöne Fotos haben wir auch gemacht. Was braucht man mehr?
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