Je nachdem, wo sich der botanische Garten befindet, sind die Pflanzen andere. Daher liebe ich botanische Gärten. In San Francisco war ich bisher bei jedem Besuch dort, denn hier wachsen Pflanzen im Freiland, die es bei uns nur im Gewächshaus gibt. Der Garten ist sehr groß und liegt im Golden Gate Park, also auf der Seite der Berge, an denen sich der häufige Nebel fängt. Hier beginnt der flachere Teil San Franciscos, der sich bis zum Pazifik erstreckt. Das Nebelklima ermöglicht es, viele Pflanzen aus Regenwald-Bedingungen zu halten. So wie Hedychium gardnerianum, auch Kahili Ginger genannt im Titelbild, der einen mit unglaublichem Duft umhüllt.
Eröffnet im Jahr 1940 hat man bereits schon seit dem Jahr davor eine Sammlung von Magnolia aufgebaut. Insgesamt 100 Magnolien in 55 Arten und 31 Hybriden blühen jedes Frühjahr zwischen Ende Januar und März und sind eine der Attraktionen. Die gesamte Anlage ist gegliedert in verschieden Erdteile und Landschaften, von den mesoamerikanischen Regenwäldern über Asien bis hin zu Südafrika. Insgesamt 8000 verschiedene Pflanzen sind dort vertreten, da brauche ich noch ein paar Jahre, bis ich durch bin…
Einheimische Schönheiten
Es gibt nicht nur Exoten, sondern auch eine sehr schöne einheimische Sektion. Kalifornien zählt ja zu den Top 25 Biodiversity-Hotspots der Welt. Vor allem im Frühjahr ist Kalifornien besonders prächtig, wenn die vielen Iris und die Escholzien blühen. Auch der Redwood Forest ist dann zauberhaft mit seinen vielen Farnen und den Dicentra. Jetzt, Ende August, war vieles verblüht, von den gigantischen, meterhohen einheimischen Echium waren nur noch die vertrockneten Stängel zu sehen und der Neuaustrieb der großen pelzigen Blätter. Die Sommerzeit ist in Kalifornien Trockenzeit, die Gräser sind trocken und goldgelb und überziehen wie ein Pelz die Hügel. Grün wird es erst wieder ab Ende Oktober, wenn der Regen kommt. Nur die steilen Canyons sind davon unberührt, hier wachsen Farne in Massen.
Dafür liebt ein anderer Strauch die Trockenheit: An jeder Ecke, ob im Wald oder an vollsonnigen Stellen stehen jede Menge Salvia in allen Farben und als bis zu 3 Meter hohe Sträucher. Salvia sind hier ohnehin Straßenbegleitgrün, in San Francisco stehen die großen Salvia leucantha-Büsche überall, ebenso entlang der Küste im frostfreien Klima. Genauso häufig sieht man zu dieser Jahreszeit die Amaryllis belladonna. Überall, an Straßenrändern und in Gärten kommen die dicken Stängel mit den rosa Blüten aus dem Boden. Eigentlich kommen sie aus Südafrika – aber who cares, ihnen gefällt es hier auch.
Regenwald in der Stadt
Im Südafrika-Teil blühen jetzt die Eucomis, noch einige Kniphofia, Gladiolen und immer noch einige der Protea, dazu die außergewöhnlichen Haemanthus und ornamentale Gräser.
Direkt daneben beginnt der Streifzug durch Neuseeland, alles ist wild zugewachsen und man kann sich fast darin verlieren. Interessant hier die Cororkia cotoneaster mit ihren drahtigen schwarzen Zweigen, die sich fast wie Maschendrahtzaun anordnen.
Ende August beginnt so langsam die Blütezeit der Fuchsien, sie finden sich im mittelamerikanischen und südamerikanischen Regenwaldbereich. Vom Bodendecker über den Miniatur-Busch bis hin zum mehrere Meter hohen Gebüsch gibt es alles, von drei Millimeter langen Winzlings-Blüten bis zu einem halben Meter langen kaskadenartigen Blütenbüscheln.
Immer wieder Neues entdecken
Die mit Stauden bepflanzen Perennial Gardens sind eher eine Enttäuschung, fantasielos und gewöhnlich. Hier gibt es in Europa bei weitem besseres zu sehen. Auch wenn hier Pflanzen verwendet werden, die bei uns nicht überall wachsen. Da ich das aber schon von den vorigen Besuchen wusste, habe ich diese Ecke nur gestreift und bin rasch weitergegangen. Chilenischer Regenwald, Gondwana, Australien, Mediterranean Garden…. Schön ist der Duftgarten – er sieht fast ein bisschen schmucklos und unauffällig aus. Aber beim Durchspazieren streifen so viele verschiedene Düfte die Nase, dass es eine Herausforderung ist, dem Duft die jeweilige Pflanze zuzuordnen.
Der Botanische Garten hat etwas charmant unaufgeräumtes an vielen Stellen. Abgeblühtes bleibt stehen, wie in der Natur. Nur das Wichtigste wird gemacht in der Anlage selbst. Die Grasflächen, die die gesamte Anlage gliedern hingegen sind immer gut gepflegt, wie es sich für einen Park gehört. Ich habe noch lange nicht alles gesehen und entdecke immer wieder Neues.
Wer mehr über die einzelnen Pflanzen wissen möchte: Auf der Seite des Botanischen Gartens gibt es interessante Portraits.
Hier noch ein paar Fotos:
Schreibe einen Kommentar