Endlich ging es über den Polarkreis! Waren wir bisher im Süden von Grönland auf der Höhe der Shetland-Inseln gewesen, also in vergleichsweise mildem Klima, wo auch im Winter die Fjorde nicht zufrieren, so flogen wir nun 1000 Kilometer in den Norden nach Ilulissat in der Disko Bay.
Aber vor den komfortablen Flug hatte der liebe Gott noch eine kleine Hürde eingebaut. Der Wind war nämlich in der Nacht nicht weniger geworden, so dass wir am Morgen früh um halb neun im Wind am Hafen von Qaqortoq standen und auf das Schnellboot warteten. Das sollte uns in zügigen eineinhalb Stunden nach Narsarsuaq zum Flughafen bringen. Natürlich war der zweite Matrose nicht da, so dass der Skipper schnell noch jemanden anderen zum Mitfahren besorgen musste. In Grönland lebt man irgendwie nach dem Prinzip von “Komm ich heut nicht, komm ich morgen, aber irgendwie klappt es schon“. Bei Stefan zeigten sich die Sorgenfalten – schließlich mussten wir unsere Flüge kriegen. Denn wer hier seinen Flug verpasst, hat ein Problem. Immerhin hatte Stefans Frau Iris bereits aus der Schweiz die Bordkarten per Mail geschickt. Und das Schnellboot sollte wirklich so schnell sein, wofür die Puttut ungefähr fünf Stunden brauchen würde? Es wurde also spannend.
Schließlich tauchte ein junger Mann auf und es konnte losgehen. Schon das Geschaukel auf dem Steg machte mich unruhig. Kaugummi rein und rauf auf das kleine Boot. Meine lieben Mitreisenden machten mir einen Platz an der ruhigsten Stelle im Boot frei und dann starteten wir in den Wellengang hinaus. Die erste halbe Stunde ging es gegen den Wind und das Boot knallte auf die Wellen, die gegen die Scheiben spritzten. Eine wilde Fahrt, die aber schlagartig vorbei war, als wir in den Fjord Richtung Narsarsuaq einbogen. Tatsächlich waren wir in eineinhalb Stunden am Anleger angekommen, die Sonne strahlte von einem makellosen blauen Himmel und es ging ein leichter Wind.
Die Sonne genießen
Aber wir hätten uns Zeit lassen können, der Flieger nach Nuuk hatte gut zwei Stunden Verspätung – wie sich herausstellte, war am Abflughafen am Morgen nicht die ganze Crew aufgetaucht… (no comment;)) Aber der Flieger von Nuuk nach Ilulissat hatte auch Verspätung und so fügte sich alles. Wir spazierten in das nächste Café, wo wir auf der Terrasse in der Sonne saßen, Kaffee tranken und einfach den Tag genossen. So lange bis Stefan und Kurt, die natürlich auf den nächsten Berg rennen mussten, wieder da waren.
In Nuuk hatten wir zwei Stunden Aufenthalt und fuhren daher zum Mittagessen in die Stadt. Ja, in die Stadt, denn die Hauptstadt ist mit 17.000 Einwohnern die mit weitem Abstand größte Stadt in Grönland. Eigentlich wollten wir auch ein bisschen Shoppen gehen, aber es war Samstag Nachmittag und im Grunde alles zu bis auf Restaurants und Jahrmarkt, wo die halbe Stadt samt Kindern anstand. Immerhin gab es im sehr modern und schön gebauten Kulturzentrum eine traumhafte Fischsuppe für mich – kulinarisch der Höhepunkt dieser Reise. Alles weiter klappte wie am Schnürchen, so dass wir pünktlich in Ilulissat ankamen und um acht zur Sonnenuntergangsfahrt zu den Eisbergen von Ilulissat starteten.
Ankommen in der Disko Bay
Ilulissat liegt etwa 300 Kilometer nördlich des Polarkreises. Dass es hier im Winter ganz anders aussieht kann man daran erkennen, dass überall Schlittenhunde gehalten werden und Schlitten und Motorschlitten herumstehen.
Südlich der Stadt ist der Fjord, in den der Jakobshavn-Gletscher kalbt. Dieser Gletscher ist der aktivste der ganzen Welt, er schiebt sich jeden Tag 60 Meter weit in die Bucht. Die Eisberge, die er produziert, sind riesig. Am Ausgang des Fjords ins Meer ist eine Felsschwelle. Dort stauen sich die großen Eisberge, die sehr viel Tiefgang haben so lange, bis sie etwas abgeschmolzen sind.
Genau dahin sind wir gefahren und vor der Front entlang geschippert. Seht Ihr im Bild oben das Boot? Das gibt ein Gefühl dafür, wie riesig die Eisberge hier sind. Sie sehen anders aus als im Süden, sind klassisch weiß, farbige oder klare habe ich nicht gesehen. Dafür haben wir Buckelwale gesehen, die dort oft unterwegs sind. Sehr ergreifend, sie da ganz entspannt schwimmen zu sehen.
Der Sonnenuntergang bei klarem Wetter war sehr besonders, das Licht wie aus Glas, so leicht und schwerelos.
Am nächsten Morgen ging es aufs Boot Richtung Norden ins Camp Eqi. Also hieß es am Abend umpacken: Alles, was die nächsten drei Tage gebraucht wurde, musste in einen wasserdichten kleinen Seesack.
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