Auf der Isle of Skye hat der Himmel ein unglaublich leuchtendes Blau, das sich genauso unglaublich im Wasser widerspiegelt. Damit hat uns die Insel zum Schluss überreich belohnt, nachdem wir dem schlechten Wetter getrotzt hatten.
Mit einem granatenmäßigen Sonnenaufgang begann unser vorletzter Morgen. Diesen habe ich im Schlafanzug vom Hotelfenster aus fotografiert. Wir Fotografen stehen so oft in aller Herrgottsfrühe auf, kraxeln im Halbdunkel irgendwo hin, montieren mit vor Kälte zitternden Fingern Stativ und Fernauslöser, so dass ich dieses bisschen Luxus mit Freuden genossen habe.
An der Grenze
Der Old Man of Storr ist der Klassiker, den man auf der Isle of Skye gesehen haben sollte. Die Felsnadel an dem Gebirgsmassiv im Nordosten der Insel ist etwas Besonderes. Der Weitblick auf die Ostküste von Skye und die Inseln Raasay und Rona in Richtung der Berge auf dem Festland ist atemberaubend. Von verschiedenen Positionen im Aufstieg boten sich Panoramaaufnahmen an. Alle habe ich aus der Hand fotografiert, da ich mein Stativ nicht dabei hatte. Geht aber auch. Wichtig ist nur, mit manueller Einstellung zu fotografieren, damit die Belichtung über das gesamte Panorama gleich bleibt.
Am Old Man of Storr wechselte das Licht jede Minute, immer wieder ergaben sich neue Stimmungen zwischen Licht und Schatten. Extrem dunkle Wolken und hellste Reflexionen im Wasser, das war ein Kontrastumfang, der für die Kamera äußerst grenzwertig war. In Teilen habe ich einen Verlaufsfilter zu Hilfe genommen, um sowohl in den Tiefen als auch in den Lichtern noch Zeichnung zu haben. HDR-Aufnahmen wären auch eine Möglichkeit gewesen. Aber alle Versuche, drei Bilder einer Belichtungsreihe zusammenzufügen, haben kein so spannungsreiches Bild ergeben, wie die Aufnahmen mit Verlaufsfilter. Denn letztlich lebte die gesamte Szene genau von diesen Kontrasten. Sie erst machen die Bilder dramatisch und von einer wilden Schönheit. Und genauso habe ich das empfunden, als ich dort oben stand und aus dem Staunen nicht heraus kam. Gleichzeitig breitete sich eine unglaubliche Ruhe in mir aus, ich fühle mich berührt und reich beschenkt, dass ich das erleben durfte.
Sonnenuntergang mit WOW-Effekt
Natürlich sind auf Skye auch die Sonnenauf- und untergänge ein Spektakel für sich. Unbedingt wollte ich zum westlichsten Punkt der Insel, zum Point Neist mit seinem charakteristischen Leuchtturm. Der Weg dahin war eine freudige Vorbereitung, da Lochs und Hügel im ruhigen Abendlicht leuchteten, die Schafe blökten und die einspurige Straße ein fröhliches Abenteuer-Auf-und-Ab war. Die Sprache verschlagen hat es uns, als wir über den letzten Hügel Richtung Waterstein fuhren und das Loch Mor sich unter uns wie ein gigantischer Spiegel ausbreitete.
Dann der Spaziergang mit Ausrüstung zu der Felskante, von der aus sich die gesamte Landzunge überblicken lässt. Zu dieser Jahreszeit geht die Sonne so unter, dass sie die Felsen am Point Neist leuchten lässt. Das hatte mir PhotoPills verraten. Die App benutze ich regelmäßig, um Sonnenstände und Lichteinfall zu eruieren. Denn nichts ist ärgerlicher, als festzustellen, dass man zwar einen tollen Abend erwischt hat, aber leider am falschen Platz steht. Auf dem Klippenkranz sind an einem so schönen Abend einige Fotografen unterwegs. Alle haben die Objektive auf dem Stativ Richtung Leuchtturm und Felsen gerichtet. Für mich viel faszinierender waren Meer und Wolken, die sich in pastellig zarten Gelb und metallischen Blau-Tönen präsentierten. Die Langzeitbelichtung samt Polfilter und Verlaufsfilter ließ die Reflexionen im Wasser verschwinden und das Meer wie flüssiges Metall aussehen – eine traumhafte Szenerie – sie ist im Titelbild des Beitrags zu sehen.
Zum Sonnenuntergang veränderten sich die Farben zu einem dunklen Stahlblau, das mit den tintenblauen Wolken ein stimmungsvolles Ensemble ergab. Als wir zusammenpackten, um rechtzeitig zu unserem 8-Gänge-Abendessen zurück zu sein, sprach uns einer der Mitfotografen an, es wäre ja heute „quite disappointing“ gewesen. Ich hingegen war glücklich, dass ich einige der schönsten Bilder des Urlaubs gemacht hatte.
Ach ja, den Leuchtturm habe ich natürlich auch fotografiert – am besten gefiel mir, dass die entfernten rot angestrahlten Regenwolken dem Horizont noch etwas Spannung geben.
Himmel-Blau und Wasser-Blau
Am nächsten Tag mussten wir schon Abschied nehmen. Strahlend blauer Himmel und Windstille begleiteten uns dann auf unserem Weg Richtung Edinburgh. In den blau leuchtenden Lochs spiegelten sich die Berge. Diese Anblicke waren ohne Worte… Aber natürlich mit Polfilter!
Susanne Schleuter meint
Sehr, sehr schöne Bilder, Silvia!