Ende Mai ist es für Aquilegia schon fast zu spät bei so einem sommerlichen Frühjahr wie in diesem Jahr. Aber trotzdem ein schöner Zeitpunkt für die Jahresversammlung der Fachgruppe Thalictrum und Aquilegia der Gesellschaft der Staudenfreunde e.V.. Gemeinsam verbrachten wir ein Wochenende in der Region zwischen Speyer und Frankfurt. Und hier gibt es nun die passende Bilderflut dazu! Für eine größere Ansicht einfach auf das Bild klicken.
Erste Anlaufstelle war die Staudengärtnerei Kirschenlohr, wo uns Andreas Kirschenlohr begrüßte und wir einen kleinen Vortrag von ihm hörten. Er hat ein tolles Sortiment an Gräsern, Päonien und Hosta. Am Samstag begann das eigentliche Programm. Wir waren früh im Klostergarten in Seligenstadt, einer sehr schönen Anlage. Wer sich für Apfel- und Birnensorten interessiert: Der gesamte Garten ist bepflanzt mit lauter verschiedenen Sorten. Ansprechend an der Anlage ist der interessante Kräuter- und Apothekergarten und die streng geometrische Anlage vor der imposanten Kulisse des Klosters.
Danach waren wir im Botanischen Garten in Frankfurt. Dieser ist sehr schön bepflanzt nach Lebensbereichen, diese sehen sehr natürlich aus – ich hatte über weite Strecken gar nicht das Gefühl, in einem klassischen botanischen Garten zu sein. Der Nachteil war, dass man schon Grundwissen mitbringen musste, denn die Schilder waren manchmal etwas willkürlich verteilt. Sehr schön waren die mediterranen Wiesen und der alpine Garten, der ganz fantastisch in Blüte stand. Man kann sich hier noch viel länger aufhalten, aber wir hatten ja noch andere Termine!
Volles Programm über zwei Tage
Nächste Station war der Garten Conradi in Kronberg. Die Conradis haben ein sehr großes Gelände mit einer alten Scheune darauf. Das Wohnhaus steht in der Mitte, darum herum gruppieren sich liebevoll angelegte Beete mit Rasen und sorgfältig geschnittenen Buchskugeln. Die Scheune hat Herr Conradi liebevoll restauriert. Sie ist über und über bewachsen mit einer Kletterhortensie. In dem Garten sind ausgesprochen schöne Gehölze gepflanzt und überall gibt es kleine, zauberhafte Ecken mit Töpfen, kleinen Skulpturen und kleinen Szenen.
Nach einer zauberhaften Bewirtung mit Kaffee und Kuchen ging es nach Semd zur Staudengärtnerei Thomas Eidmann. So manch einer fühlte sich im Paradies, ist die Gärtnerei doch so angelegt, dass es an allen Ecken charmante Bepflanzungen und Pflanzenkombinationen gibt. Wir lernten etwas über Thalictrum und bestaunten sein fantastisches Sortiment an alpinen und Steingartenstauden. Wie bei Andreas Kirschenlohr kam auch bei Thomas Eidmann der Einkauf nicht zu kurz. So manche Schönheit wanderte in Kartons, Körbe und Taschen.
Im Hermannshof
Der Hermannshof Weinheim war (für mich) an Sonntag Vormittag die letzte Station. Zu dieser Jahreszeit war ich bisher selten da, aber da sieht der Garten ganz anders aus. Ein paar meiner Lieblingspflanzen sind dann auf dem Höhepunkt. Die besonderen Allium blühen, ebenso die Anthericum liliago und die Giganten Eremurus robustus mit ihren drei Metern Höhe. Außerdem ist das Steppenbeet großartig anzusehen, denn die Nasella tenuissima (oder Stipa lessingiana) sind noch schön grün und werden von den pinken Knöpfen der Knautia Macedonia umspielt.
Alles in allem ein fröhliches und lehrreiches Wochenende zusammen mit Staudenfreunden, mit guten Gesprächen, wunderbar organisiert von der Leiterin der Fachgruppe Aquilegia & Thalictrum, Renate Zickenheimer.
Ein paar Worte zu Akeleien
Akeleien kennt jeder, zumindest die sich wild versamenden Aquilegia vulgaris. Es gibt aber auch noch wertvolle andere Sorten. Viele Gartenliebhaber zucken zurück, denn die Staude ist nicht langlebig, sie verschwindet meist nach etwa 3 Jahren Blüte. Dafür hat sie sich dann reichlich versamt. Für Alles-Ausjäter unter den Gärtnern ist das nichts.
Die langspornigen Allium caerulum sind zauberhaft elegant, dann gibt es zweifarbige und gefüllte, wie beispielsweise die weiße Hybride „Green Apple“, die jetzt ein Zuhause in meinem Garten gefunden hat.
Zuverlässig produzieren sie Samen, und es ist eine Freude, die jungen Pflänzchen zu einer blühenden Staude heranwachsen zu sehen. Sie werden niemals lästig und fügen sich wunderbar in gemischte Staudenbeete ein.
Liebling Thalictrum
Die Art Thalictrum, also die Wiesenrauten, werden im normalen Staudengarten eher wenig verwendet, dabei sind die wunderschön und gehören zu meinen absoluten Lieblingen. Es gibt mittlerweile immer mehr verschiedene Sorten. Waren früher Thalictrum delavayii und das einheimische Thalictrum aquilegifolium das einzige, was zu bekommen war, so ist die Familie heute sehr viel größer geworden. Neben dem robusten Flavum (das, wie der Name schon sagt, gelb blüht), den zarten rochebrunnianum und den Riesen wie „Elin“ oder „Anne“ wurden weitere Sorten entwickelt und neu für den Garten entdeckt.
Eine der neuen Thalictrum aquilegifolium hat dunkle Stiele, sie heißt „Black Stockings“. Weitere neue Sorten sind dasycarpum in weiß oder die Hybriden „Nimbus“, die erst dieses Jahr in den Handel kommen.
Die graulaubigen Sorten haben etwas spitzere Blätter wie beispielsweise flavum. Hier gibt es eine neue Sorte mit etwas gelbgrüneren Blütenpüscheln. Sie hat den Zungenbrecher-Namen sparostachyum, wird weit über 2 Meter hoch – und ist jetzt in meinem Garten eingezogen.
Die japanische Wildart rochebrunnianum blüht spät im Sommer, sie verträgt sogar einen sonnigen Standplatz, während alle anderen es lieber halbschattig mögen. Feucht sollte der Boden in jedem Fall sein.
Delavayii ist chinesischer Herkunft und für mich eine der wertvollsten Gartenstauden, die ich kenne. Das Laub ist sehr zart, die Blüten eine filigrane Wolke, die bis in den Herbst immer wieder neue Blütentriebe schiebt. Zwar bekommt sie recht früh gelbes Laub, aber dieses gelbe Laub ist ein fanastischer Farbklecks im Garten und hält sich recht lange. Ich lasse die Stängel immer stehen, denn zum einen ist es auch im Winter noch eine Zierde und zum anderen haben sich bei mir die delavayii so ausgesamt. Das ist sehr selten, aber ich habe schon den einen oder anderen Sämling verschenkt. Das gilt natürlich nur für die Ur-delavayii und nicht für die weitergezüchteten Sorten in weiß oder mit weiteren Rüschchen an den Blüten, wie die Sorte „Hewitts Double“.
Einheimische Thalictrum
Thalictrum aquilegifolium ist mit seinen charakteristischen pinken Blütenbüscheln leicht zu erkennen, es ist hier vor allem in Feuchtgebieten oder an feuchten Waldrändern zu finden. Der Name kommt von der typischen Akelei-Blattform. Es blüht als frühestes der Familie schon im Mai.
Ein weiteres einheimisches Thalictrum ist Thalictrum minus. Auch dieses blüht früh im Mai. Hier gibt es verschiedene Varianten in verschiedenen Größen, allen ist aber gemein die eher unauffällige Einzelblüte mit den gelben Staubgefäßen, die aber in der verzweigten Masse über dem Blattwerk zu tanzen scheint. Sie werden bis etwa 1,20 hoch und wachsen praktisch überall, vom Trockenrasen bis zum Feuchtgebieten. Die verschiedenen Sorte unterscheiden sich auch in der Blattform.
Wer mehr wissen möchte und Garten-Praxis-Leser/in ist, dem empfehle ich die tolle Übersicht von Christian Kress in den Heften 3 und 4/2017.
Sabine Pecoraro-Schneider meint
Da habt Ihr wieder wunderbare Gartenerlebnisse gehabt!! Der Garten Conradi ist wirklich traumhaft!! Den würde ich gern mal sehen.
Ach, man kann auch nicht alles …
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Sabine
Sylvia Knittel meint
Liebe Sabine, wie Du an Birgits Kommentar sehen kannst, ist der Garten nicht aus der Welt. Und die beiden Conradis sind wirklich liebreizend und charmante Gastgeber. Euch auch ein schönes Wochenende!
Birgit Fellecke meint
Sabine, am Sonntag, dem 24.6., trifft sich unsere Regionalgruppe dort. Sicher kannst du dich von der Nachbargruppe auch anschließen. Liebe Grüße von Birgit.
Silvia, das ist wieder einmal ein toller Bericht. War schön, euch alle mal wiederzusehen 🙂
Sylvia Knittel meint
Liebe Birgit, ich hab mich auch gefreut, Dich wiederzutreffen! Das sind einfach immer schöne Anlässe und ich habe die Tage soo genossen.