Was wäre der Hermannshof ohne die Tulpen-Flut, die sich ab April dort ergießt? Es ist ein spektakuläres Ereignis und auch für diejenigen schön, die es eher zurückhaltend lieben. Warum das so ist, das erkläre ich euch hier.
Wenn man den Garten durch den Haupteingang betritt, geht der erste Weg meistens nach rechts in Richtung der großen Freifläche. Schon gleich leuchten die Farben der Tulpen durch die Bäume. Die großen Beetflächen, die im Herbst mit Rudbeckia und Helianthus in leuchtendem Gelb prunken, sind auch zum Frühjahr eine Augenweide. Die Tulpen scheinen willkürlich ins Beet geworfen. Geworfen trifft es schon ganz gut, denn sie werden tatsächlich auf diese Weise auf der Fläche verteilt. Allerdings folgt die Gestaltung einem klaren Plan. Denn was der Betrachter als fröhliche Farbenvielfalt wahrnimmt, ist fein abgestuft.
Interessante Farbkombinationen sind bisweilen wagemutig, wie rot, pink und gelb. Bänder mit einer nahezu einheitlichen Farbe schaffen Ordnung. Direkt um den Cercis in der Mitte des Beets (siehe voriger Beitrag) findet sich viel Rot und Weiß. Die Mischung von früh- mittel- und spätblühenden Tulpen garantiert eine lange Blühphase dieser großen Fläche. Dabei müssen es nicht immer die spektakulären und auffallenden Sorten sein, die einfachen wirken in der Masse viel besser.
Im Beet vor dem Gärtnerhaus blühen die violetten, weißen und rosa Töne, die perfekt zum dunklen Austrieb von Ageratina altissima „Chocolate“ passen. Das dahinter liegende Beet gehört den leuchtenden Orange-Tönen von Tulipa fosteriana „Orange Emperor“ – auch hier passend zum dunklen Austrieb des Penstemon „Huskers Red“, dann ein Übergang zu der dunkelroten und mehrblütigen „Red Georgette“ (siehe Fotoserie am Ende).
Weiter in die Tiefe folgen weiß und violett, passend zum Flieder, der Wisteria und dem kleinen Malus hupehensis, der mit Vergissmeinnicht unterpflanzt ist. Immer wieder ein schönes Bild. Weiße Lunaria rediviva (das ausdauernde Silberblatt) geben filigrane Struktur.
Die Fläche vor dem Trockenhügel ist im Sommer der Platz der Giganten. Jetzt aber blühen hier die lilienblütigen Tulpen in klaren Farben rot, gelb, weiß. Sie haben die typischen spitzen Blütenblätter und sind recht robust.
Tulpen im Trockenhügel
Tulpen für trockene und eher magere Standorte? Nun ja, das ist nicht einfach. Das gibt auch Prof. Cassian Schmidt zu. Es gibt nicht viele Sorten, auch die Tulipa clusiana, die es gerne trocken haben, brauchen ausreichend Nährstoffe zum Blühen. So bunt wie in den gut versorgten Beeten geht es nicht, die kleinen trockenheitsverträglichen Tulpen haben einen anderen, wie ich finde sehr fröhlichen Charme.
Eine stabile Tulpe für solche Situationen ist die Wildtulpe whittallii. Ich habe sie auch im Garten und finde sie schlichtweg bezaubernd. Sie blüht orange mit grünlichen Tönen auf und wird umso kräftiger im Ton, je länger sie blüht.
Die Tulpe „Honky Tonk“ verträgt es trocken – besser als so manche andere. Sie blüht zartgelb und je länger die Blüte offen ist, desto stärker wird der Rosa-Ton auf der Außenseite. Sie ist hier an vielen Stellen zu finden – hier im trockenen Präriebeet neben dem dunklen Austrieb des Penstemon „Huskers Red“.
Lila-gelb im Päonien-Garten
Wer am Eingang links abbiegt, kommt an der bereits gestern erwähnten Rosa „Canary Bird“ vorbei in den Strauch-Päonien-Garten. Dort blühen wundervolle gelbe und violette Tulpen mit den unterschiedlichen Charakteristiken – lilienblütig, viridirflora oder gefüllt. Nur der passende Farbton spielt eine Rolle. Hier macht’s nicht die Menge, sondern die Kombination mit dem brauntönigen Austrieb der Päonien.
Doch auch außer Tulpen ist im Hermannshof noch genug geboten, so blühen noch die späten Narzissen, die Camassia leichtlinii starten durch, der Maiapfel blüht und in so mancher Schattenecke zaubern Fritillarien und andere kleine, zauberhafte Szenen.
Ilona Ulrich meint
Wunderschön ist die Blüten-Tulpenpracht im Hermannshof, das tut gut nach so schneereichen und frostreichen 2 Wochen wie die vergangenen und ein wenig Wehmut kommt auch auf. Dorthin wollte ich schon lange mal, aber bis jetzt noch nicht geschaft. Danke fürs Zeigen
Grüße von Ilona
Sabine Pecoraro-Schneider meint
Wie immer wunderbare Eindrücke, Sylvia! Manches finde ich im eigenen Garten wieder ….und manches gibt mir neue Anregungen!
Sylvia Knittel meint
Danke, Sabine, so soll es sein… Ich nehme auch immer wieder Ideen mit.
Marie Christine Wyrsch meint
Was freue ich mich, diesen Artikel gefunden zu haben liebe Silvia. All meine Tulpen-Eindrücke vom 1. Mai im Hermannshof wunderbar beschrieben, hervorragend fotografiert und ideal zusammengefasst.Danke!