Ja, es war alles real, ich war tatsächlich in Ostgrönland. Und nun bin ich schon wieder zuhause in der Gluthitze. Ich kann es kaum glauben, als ich am 6. Juli aus dem Flieger die ersten Gipfel der ostgrönländischen Küste auftauchen sehe. Der Anflug ist ein unglaublich emotionaler Moment, mir kommen die Tränen und es ist merkwürdigerweise wie nach Hause kommen.
2018 hatte ich in einer Gruppe von Fotografen mit Stefan Forster die Westküste Grönlands unsicher gemacht und mich im ersten Moment in dieses Land verliebt. So war klar: 2019 fahre ich wieder hin, und zwar in das wilde und einsame Ostgrönland. Diesmal plane ich alles selbst, denn mit dem Red House in Tasiilaq gibt es eine sogar deutsch sprechende Anlaufstelle.
Auf nach Kulusuk
Wer nach Tasiilaq will, muss zuerst nach Kulusuk fliegen, gute eineinhalb Stunden Flug von Reykjavik. Der kleine Propellerflieger setzt auf einer Schotterpiste auf. Zu Fuß geht man dann in das kleine Flughafengebäude. Ich habe auf dem Hinweg einen Helikopterflug nach Tasiilaq gebucht und checke mein Gepäck dafür dann wieder ein, das der Trecker vor dem Flughafengebäude abgeladen hat.
Dann habe ich noch eine gute Stunde Zeit und laufe mal eben kurz in Richtung Ufer. Kulusuk ist nämlich eine Insel und einer der wenigen Plätze mit ausreichend ebenem Boden für eine Landebahn hier in der Region. Direkt hinter dem Flughafen beginnt die Natur, Gipfel mit Schneefeldern und Eisberge im Fjord. Genuss also von der ersten Sekunde an!
Ziel Tasiilaq
Über die Schotterpiste laufen wir zum Helikopter, mein allererster Heli-Flug! Insofern genieße ich jede Minute dort oben, wir fliegen über weite Nebelfelder und zum Schluss in den sonnigen Kong Oscars Havn, an dem Tasiilaq liegt.
Tasiilaq ist der größte Ort in Ostgrönland, von den insgesamt etwa 3500 Menschen, die an der gesamten Ostküste leben, wohnen etwa 2000 hier. Die bunten Holzhäuschen am leuchtend blauen Fjord grüßen mich freundlich, als wir nach nur zehn Minuten Flug zur Landung ansetzen. Was für ein wunderschönes Panorama! Rund um den Fjord erheben sich 1000 Meter hohe Berge, gefleckt mit Schneefeldern.
Die Ostküste ist noch wilder als die Westküste. Wild ragen die bis über 2000 Metern hohen Granitspitzen wie Matterhörner aus den Fjorden heraus. Gletscher fließen an ihren Hängen herab. Der gigantische Eispanzer, der Grönlands Mitte bedeckt, das Icecap, ist an kaum einer Stelle so einfach zu erreichen wie hier in der Umgebung von Tasiilaq. Doch dazu in einem späteren Beitrag.
Das Rote Haus
Sommerliche Temperaturen erwarten mich. Beim Aussteigen fällt mir ein, dass ich vor lauter Begeisterung vergessen habe, kurz vor dem Abflug im Red House anzurufen, damit ich am Heliport abgeholt werde. Also rufe ich an – aber Marion, mit der ich die ganze Planung gemacht habe, ist schon da, erkennt mich und fährt mich nach oben ins Rote Haus. Dort werde ich von Robert empfangen.
Robert Peroni hat das Rote Haus vor über 30 Jahren ins Leben gerufen, als Begegnungsstätte, die sich im Laufe der Jahre immer weiter entwickelt hat. Noch immer gibt es das Ur-Haus, aber mittlerweile sind Anbauten und weitere Guesthouses dazugekommen. Unten am Ufer des Fjords liegt das Base Camp, die Unterkunft für alle die, die mit dem Zelt unterwegs sind und vom Base Camp aus zu Touren in die Wildnis starten, sei es per Kajak oder zu Fuß. Robert beschäftigt fast nur Einheimische und trägt damit zu einem nachhaltigen Tourismus in Ostgrönland bei. Es gibt noch so viel zu erzählen. Wer schonmal schauen möchte, hier ist die Website des Roten Hauses.
Erste Erkundungen
Die Tage im Juli sind lang, also kann ich nach meiner Ankunft zuerst einmal eine kleine Runde drehen, zum Fotografieren selbstverständlich. Über wilde kaum erkennbare Pfade geht es kurz hinter dem Roten Haus Richtung Süden bergauf und bergab zum Polarstrom.
So weit laufe ich nicht, finde aber auf meiner kurzen Strecke schon interessante Flora. Immer wieder ziehen leichte Nebelschwaden vom Meer herein über die Szenerie. Wie schön, hier zu sein!
Ira meint
In der Zeit ist ein langer Artikel über Robert Peroni, sehr spannend und schön zu lesen, da musste ich gleich in deinen Blog schauen und siehe da – du hast tatsächlich im Roten Haus gewohnt!
Thema für das nächste Mittagessen 😉
Sylvia Knittel meint
Ja, das Interview ist schön. Und ehrlich. Dort habe ich gewohnt und mich sehr wohl gefühlt. Es ist ein ganz spezieller Ort in einem sehr speziellen, wunderschönen und liebenswürdigen Land.