In diesem Jahr ist alles anders – erst war es lange zu warm und trocken im Frühjahr, dann kamen die Spätfröste und nun leidet die Natur wieder unter Trockenheit. Mit der Folge, dass mein Garten dieses Jahr ganz anders aussieht als nach dem Regen-Frühjahr 2016. Auch wenn es die letzten Tage kräftig geregnet hat, so reicht das doch nicht aus.
Die Stauden, die Feuchtigkeit wollen, sind anfällig – mein Thalictrum aquilegifolium hatte massiv Läuse, die ich nicht los wurde und musste deswegen nach der Blüte abgeschnitten werden. Thalictrum Elin – sonst ein stolzer Riese – ist merklich mickriger mit deutlich weniger und kleineren Blüten, ebenso die im letzten Jahr so schöne Gillenia trifoliata.
Die sonst so zuverlässigen Crocosmia: Um die Hälfte reduziert. Den harten Winter haben sie überstanden, aber die Spätfröste haben Spuren hinterlassen. Mal schauen, wie sie blühen. Das im letzten Jahr so gigantisch schöne Pennisetum orientale „Tall tails“: nur noch ein Schatten seiner selbst. Ebenso die sonst so wucherfreudige Bistorta amplexicaulis „Album“, der fast alle Blätter abgefroren sind.
Am Thalictrum delavayii arbeite ich noch. Es treibt später aus, so dass es von den Spätfrösten praktisch nicht erwischt wurde. Mit etwas gießen wird es vielleicht auch die normale Größe erreichen. Wäre schön, denn es blüht lange bis in den Herbst hinein. Sonst gieße ich normalerweise nicht, aber unter diesen extremen Bedingungen ein bis zweimal die Woche, dann aber richtig und ausgiebig. Bei 30 Grad und Wind leidet der Garten schon richtig.
Komischerweise hat es auch Nasella tenuissima erwischt. Jahrelang wuchs das wunderbare Gras prächtig, in diesem Jahr: Nichts oder nur mager. Dabei dürfte ihm die Trockenheit eigentlich nichts ausmachen. Meine Theorie: Das Gras wurzelt sehr flach und braucht im Frühjahr Feuchtigkeit und Wärme. So hat es sowohl unter dem Frost als auch unter der frühen Trockenheit gelitten. Beides zusammen war einfach zu viel. Aber ich habe ja genug Nachwuchs aus den Samen vom letzten Jahr, der jetzt, nach den Regenfällen, explosionsartig austreibt. Nächstes Jahr blüht es dann wieder.
Wer die Trockenheit mag
Dafür strotzen die Hemerocallis und die Glockenblumen vor Kraft und überbieten sich mit Blüten. Und die Rosen erst! Ein wahrer Blütenrausch. Peucedanum rablense, Filipendula vulgaris und Anthericum ramosa mögen die Hitze, und das Panicum in verschiedenen Varianten ebenso. Und über Nepeta brauchen wir gar nicht zu reden. Da zeigt sich die Qualität von Steppenstauden! Und die späten Alliums wie sphaerocephalon oder cernuum entwickeln sich fröhlich und schüren Vorfreude. Einer der Eremurus blüht zum ersten Mal nach vielen Jahren.
Erstaunlicherweise sind die Hosta zu wahren Giganten herangewachsen und meine Paeonia rockii hat sich mal eben verdoppelt in der Größe. Ebenso hat sich eine meiner Actaea super entwickelt, während die anderen mickern.
Natürlich sind die Pflanzen in unseren Filterteichen im Glück. Sie sehen ja sowieso mit den Füßen im Wasser und genießen die Dauersonne. Das Hechtkraut (Pontederia) ist bei den Spätfrösten übel mitgenommen worden, aber war erst minimal ausgetrieben. So hat es eben etwas länger gedauert, bis es in voller Schönheit den Filterteich zuwuchert. Mein spezieller Liebling Butomus umbellatus hat sich schon in den vergangenen Jahren gut ausgesät und hat nun Blütenstängel um Blütenstängel. Kein Quadratzentimeter Wasser ist mehr unbesetzt, ein wahrer Dschungel.
Klimawandel im Garten
Es ist schon auffällig, dass in den letzten Jahren eine Extremwetterlage der nächsten die Hand gereicht hat. Mal hat es nicht aufgehört zu regnen, dann gab es wieder monatelange Trockenheit. Das sind die Zeichen des Klimawandels. Dr. Dirk Notz, Leiter der Max Planck Forschungsgruppe Meereis im Erdsystem am Max-Planck-Institut in Hamburg hat es mir mal erklärt. Vereinfacht gesagt: Der Jetstream liegt wellenförmig um die Polkappen. Er bestimmt mit seinen Wellen, aus welcher Richtung die Luft-Strömungen kommen, und damit das Wetter. Normalerweise bewegt er sich immer mal wieder ein Stück weiter und dann ändert sich die Großwetterlage. Der Klimawandel beeinflusst diese Bewegung negativ, er klemmt sich sozusagen fest und die Großwetterlagen ändern sich viel seltener. Ich hoffe, das war nicht ganz zu vereinfacht 😉
Was heißt das für den Garten? Nun ja – mehr trockenresistente Pflanzen. Aber wenn es die ganze Zeit regnet, so wie letztes Jahr? Ich denke, dass es wichtig ist, die Pflanzen sehr genau nach den bevorzugten Standorten zu setzen. Dann können sie mehr ab. Alles, was nicht einen sehr guten Standplatz hat, ist empfindlicher gegenüber Extremen wie Trockenheit oder Nässe.
Und dann einfach überraschen lassen – damit leben, dass es im einen Jahr mal so, im anderen so aussieht. Schließlich haben die meisten von uns keine Schaugärten. Zwei Jahre waren meine Rosen verregnet, faulige braune Köpfe. Aber dieses Jahr waren sie ein Traum, bis der Regen kam. Im einen Jahr gibt es die einen Lücken, im anderen Jahr die anderen Lücken im Beet. Dafür entwickelt sich etwas anderes, oder in einer Lücke wächst mal eine Pflanze, die sich ausgesät hat und sonst wegen der großen Konkurrenz nicht durchkommt. Ich plädiere schlicht und ergreifend für mehr Toleranz und die Fähigkeit, es mal laufen zu lassen und neugierig abzuwarten, was passiert.
Sabine Pecoraro-Schneider meint
Stimmt, haben ähnliche Erfahrungen gemacht! Also keine Monokultur, sondern lieber von jedem etwas!!
Liebe Grüße aus dem Garten
Sylvia Knittel meint
Danke 🙂 Manche Pflanzen sind bei mir richtig durch den Garten gewandert, bis sie an ihrem optimalen Platz standen.
Monika meint
Hallo Sylvia,
die Bilder sind superschön geworden! Die gefallen mir richtig gut. Schön anzusehen deine Fotographien. Aber da hast du schon Recht, nicht jede Pflanze reagiert auf solches Wetter gleich. Da ist es fast schon Pflicht mit den Standorten zu variieren. Mein Garten gehört (leider) nicht zu den größten, aber es reicht aus, dass ich in meiner Freizeit immer gut ausgelastet bin. So ein Garten bedeutet auch Arbeit, unter der Prämisse man will einen gepflegten und schönen Garten haben. Ich habe auch versucht in meinem Garten den Fokus auf Blumen und Pflanzen zu legen, da ich platzmäßig nicht noch ein Gemüsebeet hätte integrieren können.
Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Durch einen Anbau könnte man diese Pläne doch noch in die Realität umsetzen. Abwarten. Zumal dieses Jahr wir ganz andere Projekte zu bewältigen haben. Unsere alte Holzterrasse wird dieses Jahr noch komplett erneuert. Die Witterung kennt keine Grenzen. Okay, die Holzdielen sind auch nicht mehr die Jüngsten. Deshalb werden die Holzdielen entfernt und neu kommen sogenannte WPC-Dielen. Langlebiger und optisch auch schön anzusehen. Bei https://www.mondesi.de sind wir darauf gestoßen und sind sehr auf das Endergebnis gespannt. Denn für mich gibt es nichts schöneres, als an einem lauen Sommertag auf der Terrasse zu frühstücken. Herrlich! Und dazu dann noch die schönen Rosen… wird mal wieder Zeit, dass die Temperaturen steigen.
Ganz lieben Dank für die tollen Bilder.
Liebe Grüße,
Moni.
Sylvia Knittel meint
Hallo Monika,
Danke! Mein Garten ist auch klein, aber bewältigbar – gerade wenn man noch einen Fulltime-Job nebenher hat… aber auch so ist genug Platz für Schönheiten 😉
Viele Grüße
Sylvia