Zurück nach zwei Tagen Camp Eqi in Ilulissat waren wir am Abend des 4. Sepember, zurück aus der Wildnis in die Stadt. Check In im Hotel Arctic, angeblich dem schönsten Hotel Grönlands. Kann ich auch so unterschreiben, auch wenn ich nicht in einer der Luxus-Domes am Meer gewohnt habe.
Es hat alles, was ein gutes Hotel auszeichnet und das Essen ist gut. Aber zum Essen waren wir natürlich nicht hergekommen! Der Plan war, dass wir früh schlafen gehen und um halb eins wieder aufstehen, um in der Nacht das Polarlicht zu fotografieren. Denn endlich mal war der Himmel in der Nacht klar. Dann wollten wir bis zum Sonnenaufgang bleiben.
Nachtausflug zu den Polarlichtern
Und so zuckelten wir mitten in der Nacht eine halbe Stunde durch die Wildnis gen Wasser. Da es kalt werden sollte, hatte ich meine dicksten Sachen angezogen und in die Schuhe die Isoliersohlen samt Heizpad gelegt. Und das war auch gut so, denn bereits um 1 Uhr in der Nacht war die Landschaft voller Reif. Querfeldein war anspruchsvoll und abenteuerlich, aber letztlich sind doch alle am Ufer angekommen. Denn es sollte ja eine Reflexion im Wasser geben. Setup im Dunkeln – man muss seine Kamera schon sehr gut kennen, um das schnell hinzukriegen – und es konnte los gehen. Aber was war das? Mein 15mm Objektiv ließ sich nicht mehr scharf stellen. Sehr seltsam, es war nicht möglich, die Sterne auf den Punkt zu fokussieren. Als ich es zu Hause dann wieder ausprobiert habe, konnte ich das nicht mehr feststellen. Vielleicht liegt es an der Temperatur? Das muss ich hier im Winter mal testen. Trotzdem ein Bild für Euch:
Es kam wie es kommen musste: Kaum waren wir parat und hatten die ersten Fotos gemacht, hörten das Polarlicht auf. Ich hatte damit keinen Schmerz, ich konnte ohnehin nur noch Versuche mit meinem 24-70mm machen. Aber trotzdem war es schade, ich hätte es auch so einfach nur genossen. Irgendwann gegen 2:30 Uhr brachen wir auf zurück ins Hotel. Einige froren, zu sehen war auch nicht viel. Ich war unschlüssig, aber schloss mich dann doch der kleinen Gruppe an, die um 3:30 wieder aufbrach. Denn kalt war mir nicht.
Früher Morgen an den Eisbergen
Netterweise hatte uns der Portier im Hotel die Kaffeemaschine angemacht, aber die Milch war sauer. Macht aber auch nichts 😉 Wir waren ohnehin etwas durchgeknallt und gackerten (wenn man das von Männern sagen darf) nur albern in der Gegend rum. Jedenfalls kam der Spaß nicht zu kurz und es war eine wirklich verrückte Nacht. Wir fuhren einen anderen Punkt an und wanderten etwa eine halbe Stunde bis wir am Rande des Jakobshavn-Eisstroms gelandet waren. Dort warteten wir auf den Sonnenaufgang.
Sonnenaufgang ist in Westgrönland anders als hierzulande, denn immerhin muss die Sonne erst einmal über das 3000 Meter hohe Icecap, bevor sie im Westen ankommt. Das Blau der blauen Stunde, der Erdschatten, der sich langsam mit der aufgehenden Sonne Richtung Westen bewegt, ist schon sehr beeindruckend. Dann die zarten Farben, angefangen von Violett über Pink bis Rosa. Das Rosa verwandelt sich wenn die Sonne aufgeht in zartes Altrosa, dann kommen die gelben Sonnentöne. Je heller es wird, desto schöner kontrastieren die kräftig roten Birken und Blaubeersträucher mit den zarten Himmelsfarben, die von den Eisbergen aufgenommen werden.
Um 7:30 waren wir zurück im Hotel zum Frühstück, dann ging es endlich ins Bett für zwei Stunden. Wirklich gut schlafe ich tagsüber ja nicht, aber was soll’s. Schließlich wollte ich auch noch Ilulissat sehen! Ich habe Euch unten übrigens eine Galerie angehängt mit weiteren Bildern.
Tagsüber hatten wir Zeit, mal ins Städtchen zu gehen und ein paar Läden zu besuchen. Ich musste ja doch noch ein paar Reiseandenken mitbringen. Ein frühes Abendessen gab es in einem Café in der Stadt – dieses wurde von einer sichtlich indischstämmigen Frau geführt, es gab auch leckere Currys dort. Sie sprach zu meiner Überraschung perfekt Deutsch und erklärte mir auf meine Nachfrage, dass ihr Mann Deutscher wäre. Na ja, ist ja logisch in Grönland, warum ich da nicht gleich darauf gekommen bin 😉
Abenddämmerung
Dann ging es wieder los zum Abend an den Eisstrom. Wir waren früh dran, so dass wir ausreichend Zeit hatten, den angenehm warmen Abend zu genießen und die gesamte Felsspitze zu erkunden. Bestimmt eine Stunde lag ich einfach im Grünen in der Sonne und hörte den Geräuschen um mich herum zu: Das Kreischen der Möwen, das Knirschen der Eisberge und das Atmen der Buckelwale. Eine unglaublich schöne Szenerie.
Das Abendlicht brachte das Laub der Pflanzen auf schönste Weise zum Leuchten. Am Horizont kräuselten sich die Wolken, das Gegenlicht strahlte warm. Dann ging die Sonne langsam unter, zarte Rosatöne kontrastierten mit dem dunkelroten Laub und dem Blau des Eises – siehe Titelbild.
An diesem Abend gab es kein weiteres Programm. Wir waren schon lange genug auf den Beinen gewesen und wollten morgens wieder früh los. Die Nordlichtvorhersage war nicht besonders und mein Objektiv ohnehin nicht wirklich funktionsfähig. Mitten in der Nacht wachte ich auf, natürlich warf ich einen Blick aus dem Fenster – es gab ein paar grüne Bänder über den Himmel. Wie schön, dass das einfach so normal hier ist!
Am Eisstrom
Im Dunkeln fuhren wir wieder in Richtung Eis. Diesmal wanderten wir an eine andere Stelle der Landzunge, die uns eine neue Perspektive über den gesamten Eisstrom gab. Das klingt übersichtlich, aber die Fläche voller großer und kleiner Eisberge ist im Grunde ein gigantisches, wildes und unstrukturiertes Durcheinander. Wie davon Fotos machen? Eben eine typische Herausforderung für einen Fotografen. Dazu noch war das Wetter etwas gemischt, ein paar komische Wolken, im Westen so dunkel, dass es nach Regen aussah.
Der Sonnenaufgang war dann auch nicht so farbig wie die Tage zuvor, aber es war sehr reizvoll, die ersten Sonnenstrahlen auf die Spitzen der Eisberge treffen zu sehen. Das Licht war dafür sehr interessant mit den düsteren Wolken im Hintergrund.
Ach ja: wie wir in die Wildnis kommen? Ich rede die ganze Zeit vom Fahren. Stefan hat die einzigen zwei Mietwagen, die es in Grönland gibt, für uns gemietet, damit wir den Komfort haben, nicht vom Hotel aus einmal quer durch ganz Ilulissat laufen zu müssen. Das spart pro Strecke mindestens eine halbe Stunde. Wenn man drei Mal am Tag los geht, dann lohnt sich das schon. Allerdings waren die Autos fahrender Schrott, ich musste um die Kupplung kommen zu lassen, mein Knie fast bis zu meinen Ohren ziehen, aber einen halben Millimeter weiter und der Motor war abgewürgt. Aber frau gewöhnt sich an alles. Stefan beschwerte sich nur immer, dass die wilde Deutsche an seiner Stoßstange hing 😀
Am Mittag hatten wir diesmal Programm – wir gingen die Stadt und zu den Huskies. Die Schlittenhunde sind im Sommer angekettet, es gibt ein fürchterliches Geheule, wenn jemand vorbei geht. Nicht gerade ein schöner Anblick. Nur die kleinen Hunde laufen frei herum und sind sehr zutraulich. Wie gut der Hundeblick doch immer funktioniert…
Am Abend – unserem letzten Abend in Ilulissat – gingen wir noch einmal auf das Boot vor die Eisberge. Der Abend war grau, kein Sonnenuntergang in Sicht. Dafür wurde unser Boot sehr lange begleitet von Buckelwalen. Es war beeindruckend, sie immer wieder auf- und abtauchen zu sehen.
Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen, wir machten uns auf den Weg nach Kangerlussuaq, unserer letzten Station in Grönland. Ihr findet einen weiteren Beitrag über Ilulissat hier und hier unten die Galerie mit weiteren Bildern.
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