Am nördlichen Seeufer des Walensees ragen steil die scharfen Zähne der Churfirsten empor. Immer wenn ich ins Engadin fuhr und den Walensee passierte, nahm ich mir vor, diese tollen Berge zu besuchen, die 1900 Höhenmeter nahezu senkrecht zum See abfallen, der auf 400m liegt. Letztes Wochenende war es dann soweit.
Vortreffen Grönland
Am Freitag Abend war das Vortreffen für meine Grönland-Reise Ende August und da ich mit Stefan Forster nach Grönland fahre, war das Treffen in seinen Räumlichkeiten in Wil. Das wird spannend und ich freue mich schon drauf, zwei Wochen dort zwischen Eisbergen, Meer und schroffen Felsen unterwegs zu sein. Aber es sind noch viele Vorbereitungen zu machen, damit alles gelingt.
Es war sehr schön, dass ich Stefan und seine Frau Iris endlich kennengelernt habe und dazu meine Mitreisenden. Das werden sicherlich aufregende und wunderbare Tage. Nun war ich schonmal in Wil und hatte nur noch 50 Kilometer bis nach Wildhaus – da beschloss ich am Samstag Morgen spontan, doch den Rest des Wochenendes noch dranzuhängen.
Alpenblumen
Wildhaus liegt in dem Tal nördlich der Churfirsten, von dort aus sind sie gut zugänglich. Auf der anderen Seite des Tals erhebt sich der Säntis. Ich kam ganz gemütlich am späten Vormittag in Wildhaus an und fuhr nach dem Mittagessen auf den Gamserugg und machte da eine kleine Wanderung, indem ich den Gamserugg umrundete. Diese war schön vor allem wegen der vielen Blumen. Beide Touren haben mich total geflasht!
Als ich über den Sattel bog, eröffnete sich der Blick auf den Gamsberg mit den vorgelagerten schräg hochgeschobenen Felsschichten. Die zusammengefalteten und verschobenen Felsen sind kennzeichnend für die gesamte Landschaft, die aus verschiedenen Schichten von jüngerem Kalkstein besteht.
Wo geht denn die Sonne unter?
Gegen 17:00 war ich wieder zurück, auch mit der Bahn – schon lustig, Sessellift ohne Ski an den Füßen zu fahren. Echt gewöhnungsbedürftig! Endlich mal wieder ein Swizly trinken – und ein frühes Abendessen. Denn zum Sonnenuntergang wollte ich nochmal etwas probieren. Aber es zog immer weiter zu, die Sonne war verschwunden. Ob das noch etwas werden würde? Aber so schnell gebe ich nicht auf! Ich brach also auf, änderte aber meine Pläne. Eigentlich wollte ich in Richtung der sinkenden Sonne schauen, aber entschied mich dann für die Perspektive auf die Churfirsten.
Genau die richtige Richtung, wie sich herausstellte. Die Wolken rissen etwas auf und links von mir wurde eine obere Seite einer dicken Wolke angestrahlt – ein surreales Licht. Plötzlich wurde es hinter den Churfirsten rot – die Wolken begannen zu Glühen vom letzten Licht der Sonne. Ein überraschendes kurzes Finale dieses Tages.
Auf dem Chäserrugg
Am nächsten Morgen ging es früh los: Aufstehen und 4 und dann um 5 mit der ersten Bahn auf den Chäserrugg zu fahren. Warum ich nicht hochgelaufen bin? Weil ich zum Sonnenaufgang oben sein wollte und es aus dem Tal über 1200 Höhenmeter bis auf auf 2262 m sind. Da habe lieber oben eine kleine Tour gemacht. Wenn ich fotografiere, dann mache ich meist ohnehin nicht viel Strecke, zumal die Umgebung ja so schön ist und es überall blüht!
Als ich um kurz nach halb 5 aus dem Haus ging, regnete es. Die Wolken hingen sehr hoch. Nun ja, das wird ja interessant, dachte ich mir. Als ich in die Bahn stieg, hatte es aber schon aufgehört. Vielversprechend, trotz der dichten Wolken. Oben rasche Orientierung, dann noch in der blauen Stunde ein paar Bilder. Der Sonnenaufgang würde nicht zu sehen sein. In der Ferne hinter dem Säntis blitzte es.
Es wurde langsam heller. Die Aussicht Richtung Süden über den noch im Dunklen liegenden Walensee und die Berge ist sensationell, hier zeigen sich orangefarbene Töne hinter den verschneiten Gipfeln. Dann die ersten Sonnenstreifen.
Lichtfinger
Aber die Seite Richtung Säntis wurde urplötzlich interessant. Die Sonne war längst aufgegangen, aber immer hinter dichten Wolken versteckt. Einen Moment später änderte sich das Bild mit einer Wolkenlücke. Ich sprintete von der Walensee-Seite des Bergs auf die andere Seite, denn die Aussicht war sensationell. Mächtige Lichtfinger schoben sich aus den Wolken und tauchten Teile der Szene in ein warmes Licht. Fast schon schottische Verhältnisse.
Im Tal war leichter Nebel durch den Regen, der nun von Sonnenstrahlen in eine leuchtendweiße Wolke verwandelt wurde. Darüber die dunklen Wolken und in der Mitte eine hellere Stelle mit einer Art Wolkenwirbel, die aussieht wie aus einem Science Fiction Film. Die ganze Szenerie hielt nicht einmal fünf Minuten, dann war die Sonne wieder weg. Wer sich das Spektakel in Gänze anschauen möchte, hier bitte:
Churfirstenblick
Je später der Vormittag wurde, desto klarer wurde es, Die Sonne setzte sich durch. Am Ende meiner Runde hatte ich einen sonnigen Blick auf die Churfirsten. Fast schon zu sonnig, die Kontraste wurden zu stark.
So machte ich gegen 10 Uhr Schluss und fuhr wieder hinunter. Um kurz vor 11 Uhr startete Richtung Stuttgart zurück. Die vergangenen 24 Stunden waren sehr abwechslungsreich mit vielen guten Motiven, mein spontaner Ausflug hat sich gelohnt und ich fühlte mich, als wäre ich ganz weit weggewesen.
Heinz D. Schultz meint
Wunderbare Bilder und Texte!
Sylvia Knittel meint
Danke! Manchmal sind die spontanen Aktionen sehr erfüllend…