Tatsächlich zum ersten Mal in meinem ja schon recht langen Leben war ich auf Mallorca. Eine knappe Woche wollte ich dort verbringen zusammen mit meiner Freundin Christine, die bereits dort war.
Der Weg auf die Insel war schwierig. Der für sieben Uhr morgens angesetzte Flieger fiel aus. So ein Chaos und so viel Ignoranz muss man sich erst einmal leisten können! Condor hat sich für ihren eigenen Flug für nicht zuständig erklärt und diejenigen, an die wir am Flughafen verwiesen wurden wussten auch nichts. Familien mit Kleinkindern und schwangeren Frauen wurden einfach so am Flughafen stehen gelassen. Nach einem Tag Warten am Stuttgarter Flughafen wurden wir spätnachmittags nach Frankfurt gekarrt, wo es dann am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe losgehen sollte.
Mit einem Tag Verspätung kam ich dann doch auf der Insel an. Von Urlaubswetter keine Spur. Das Hoch, das in Deutschland für nicht enden wollende Hitze sorgt, sorgt auch dafür, dass es in Spanien derzeit häufig regnet – beides völlig untypisch für diese Zeit. Aber alles egal – Christine und ich hatten sowieso genug Gesprächsstoff. Zeit zum Lesen hatte ich schon lange nicht mehr und das Wetter war auch so immer noch gut genug. Außerdem sind Wolken fürs Fotografieren gar keine schlechte Deko, so lange sie sich benehmen.
Vielfältige Tage
Wir beobachteten staksende Flamingos in den Salinen, noch jugendlich unrosa in ihrem grauen Gefieder. Wir sahen Klöster und Burgen auf den Gipfeln thronen und spazierten durch enge Gassen. Blauschwarze Wolkenwände zogen vorbei, gegen die das Wasser silbern leuchtete, und machten Platz einem blankgescheuerten Himmel.
Es gab leckere Gin-Tonics am Abend an der Strandbar, gemütliche Frühstücke auf der zugewachsenen Terrasse und frühmorgendlich erfrischende Schwimmzüge im türkiskühlen Meer. Düstere Sonnenaufgänge und atemberaubende Ausblicke in das Abendlicht hoch über dem Meer. Das Licht von Mallorca ist besonders, die Insel leuchtet irgendwie von innen.
Ein bisschen Botanik der Ahnungslosen, einiges kannte ich, vieles nicht, und so brauche ich beim nächsten Mal eine etwas bessere Vorbereitung. Noch bevor ich das wirkliche Gefühl für diese Insel entwickeln konnte, war sie schon wieder entschwunden, vielmehr ich auf dem Rückweg. Aber ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit Mallorca, dann gehe ich dem Licht-Phänomen weiter nach und vertiefe mich mehr in die Botanik – dann erkenne ich auch mehr als den Klatschmohn auf einem Feld an der Straße.
In Ruhe lesen
Am Flughafen in Stuttgart hatte ich mir, um die Wartezeit zu überbrücken, einen Roman gekauft: „Schlafen werden wir später“ von Zsusa Bánk. Ein absoluter Glücksgriff, der Schmöker von fast 700 Seiten reichte bis zum Ende des Urlaubs und war genau das Richtige für mich. In der letzten Zeit habe ich mehr und mehr Sachbücher gelesen, diese kann man auch in kleinere Lesetranchen schneiden. Entweder ich hatte keine Zeit zum Lesen oder ich bin vor lauter Erschöpfung über den Büchern eingeschlafen. Das ist eine schlechte Ausgangsposition für das Versinken in einer Geschichte. Ich habe es die Tage genossen, Stunden ungestört lesen zu können ohne dass eines der vielen Dinge auf meiner niemals zu Ende abgearbeiteten To Do-Liste mich vorwurfsvoll anblickte. Nach den letzten anstrengenden Wochen war das mehr als eine einfache Belohnung.
Zsusa Bánks Sprache fing mich ein, ließ mich langsam und genüsslich lesen und gab mir selbst etwas mehr Leichtigkeit zurück, etwas mehr Poesie. Unvermutet flogen mich Sätze an, das hatte ich schon lange nicht mehr. Vieles hatte ich erwartet in diesen Tagen auf Mallorca, nur das nicht. Eine schöne und freudige Überraschung.
Sabine Pecoraro-Schneider meint
Ein Entspannungsurlaub, wie frau ihn sich wünscht….ich gestehe, ich war noch nie auf Mallorca, aber Deine Bilder machen Lust auf Reise! Danke für die schönen Eindrücke und den Buchtipp 😀
Sylvia Knittel meint
Ich danke auch, liebe Sabine! Auf Mallorca gibt es noch viel zu entdecken, auch wenn die Insel touristisch voll erschlossen ist.
Christine Bahlo meint
Mallorca mal ganz anders. Ich gestehe, dass ich auch noch nie dort war.
Danke für diese wunderbaren Eindrücke.
Deine ausdrucksstarke Sprache und die phantastischen Fotos wirken auf mich noch stärker als das knallige Mohnfeld 😉
Sylvia Knittel meint
Dann bin ich ja nicht die einzige, liebe Christine! Und vielen Dank, freut mich, dass ich Dir eine Freude machen konnte.