Sieben Wochen bin ich nun schon wieder zurück. Die Rückkehr in meine vertraute Welt fiel mir leicht. Liebe Menschen um mich und spannende Aufgaben, die ich gerne tue. Erst im Nachhinein sehe ich, was sich verändert hat, jetzt, wo ich wieder bei der Arbeit und der Familie bin und meinen Alltag wieder habe. Zunächst scheint es nichts Weltbewegendes zu sein. Aber es arbeitet noch in mir und ich weiß noch nicht, wohin es mich in letzter Konsequenz führt. Eine der Konsequenzen war, dass ich am 1. Weihnachtsfeiertag um kurz nach 5 Uhr morgens aufgestanden bin, um im Schwarzwald den Sonnenaufgang zu fotografieren.
Auf dem Schliffkopf erwartete mich ein grandioser Anblick. Die Äste der Bäume waren total vereist und die Eisfahnen klimperten im leichten Wind. Leuchtend ging die Sonne auf über den nebelgefüllten Tälern.
Gerne allein
Dieses Gefühl, dass mir alles zu viel ist, ist weg. Ich hatte den Eindruck, dass der Akku immer leerer wurde, weil die Zeit an der Ladestation – also die Entspannungszeiten – nicht mehr ausreichten, ihn richtig aufzuladen. Dieses Gefühl war keine Einbildung sondern real. Ich habe mir selbst nicht so ganz getraut, denn diese schleichende Entladung lässt sich nicht so richtig festmachen an Äußerlichkeiten und das ist das Gefährliche daran. Jetzt sehe ich das ganz klar, weil ich weiß, wie es anders sein kann.
Alleine unterwegs zu sein hat mir Freude gemacht. Ich sage bewusst „Freude“, weil es mehr ist, als nur Spaß zu haben oder sich wohl zu fühlen. Das habe ich so gar nicht erwartet. Warum hat es mir Freude gemacht? Weil ich genau das gemacht habe, was mir Freude bereitet: Unterwegs in der Natur sein, wandern, fotografieren. Dort anhalten, wo es mir gefällt. Dann los zu gehen, wann es mir gefällt und so lange zu bleiben oder zu gehen, wie es mir passt.
Selbst gesteuert
Ich habe erlebt, wie es ist, selbst gesteuert zu sein. Keine Zwänge, Erwartungshaltungen – seien sie nun implizit oder explizit. Es gab einfach niemanden, in den ich Erwartungen projizieren konnte oder dessen mögliche oder tatsächliche Erwartungen ich glaubte, erfüllen zu müssen. Was für ein Geschenk!
Wie ich auf eine Situation reagiert habe, war ganz allein ich. Sehr interessant, zu sehen, woher Stressoren kommen! Auch das habe ich erst im nachhinein erkannt, was da mit mir passiert ist. Und das ist auch gut so. In meiner Zeit unterwegs habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Warum? Ich war voll und ganz damit beschäftigt, zu leben und das hier und jetzt zu genießen. Wie schön, dass ich das konnte. Was für ein Geschenk!
Natürlich war nicht alles wunderbar und es gab auch Tage, die nicht so toll waren, was meine innere Stimmung betraf. Wo ich genervt war, angespannt, angefasst. Das ist aber normal und gehört zum Leben dazu. Manchmal geht’s halt nicht so, wie ich es im Kopf habe. Die Probleme, die aufgetreten sind, habe ich dann eben irgendwie gelöst. Fertig und abgeschlossen. Ein gutes Gefühl.
Und nun?
Die Frage ist nun, wie sich das in meinem Alltag wieder findet. Hier ist es wie mit allem: Wenn ich bei mir bin, fällt es mir leichter, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Klingt nach Esotherik, ist es aber nicht. Massenweise sind gerade Bücher über Achtsamkeit auf dem Markt, das ist das große Ding. Aber in einer Zeit, in der alles gleichzeitig passiert und das auch so gewollt ist, gehen wir uns oft selbst verloren. Genau das ist mir ein Stück weit passiert und deswegen war die Auszeit das Beste, was ich für mich tun konnte. Wenn ich alles auf drei Aussagen destillieren sollte, dann wären es diese:
- Just do it. Rede nicht darüber, mach’s einfach.
- Du brauchst mehr Freiraum – schaffe ihn Dir! Du gestaltest Dein Leben selbst. Allerdings ist es hilfreich, zu erkennen, was denn Freiraum für Dich überhaupt ist.
- Konzentriere Dich, das macht es leicht. Multi-Tasking funktioniert nicht, es wird weder Dir noch deinen Mitmenschen gerecht. Wo liegen deine liebsten Ablenkungen?
2018
Als ich gerade den Text geschrieben habe, hatte ich ein déja-vu. Ja, vor einem Jahr habe ich etwas Ähnliches geschrieben. Die Themen ändern sich eben nicht, aber meine Erfahrungen damit. Ich freue mich auf 2018 und auf alles, was dieses Jahr mir bringen wird. Ich weiß heute schon, dass das Füllhorn zum Bersten voll ist.
Ich wünsche Euch ein wunderbares Jahr 2018 voll von wunderbaren Begegnungen – mit anderen und mit Euch selbst. Keep smiling!
Xenia vom berlingarten meint
Liebe Sylvia,
schön, die Fotos deines Weihnachtsausflugs zu sehen. Ich kann mir vorstellen, wie gut es dir getan hat, draußen gewesen zu sein.
Ich wünsche dir 2018 viele Auszeiten für dich und deine Natur- und Fotografieerlebnisse!
Beste Grüße
Xenia
Sylvia Knittel meint
Liebe Xenia,
danke! Und danke für Deine guten Wünsche! Ich wünsche Dir ein ausgeglichenes und frohes 2018, in dem Du alles unterbringst, was Dir wichtig ist.
Viele Grüße nach Berlin
Sylvia
Sabine Pecoraro-Schneider meint
Liebe Sylvia, immer spannend zu lesen, wie es sich im Nachhinein anfühlt, welche Erfahrung man von einer solchen Reise mitgenommen hat. Diese Erlebnisse kommen heute viel zu kurz und nicht jeder ist in der Lage, solche Pläne 1:1 umzusetzen. Aber Du konntest es durchführen und wir alle durften daran teilhaben, das finde ich super!
Ich drücke Dir die Daumen, dass Du Dir den nötigen Freiraum erhältst und ein spannendes Jahr 2018 erlebst!!
Liebe Grüße
Sylvia Knittel meint
Liebe Sabine,
dankeschön! Das, was im Nachhinein passiert ist die wahre Auswirkung, es wäre schade, wenn wir ihr keinen Raum geben würden. Aber das passiert allzu oft, dass wir nach einem einschneidenden Erlebnis einfach so zur Tagesordnung zurückkehren und der Veränderung keinen Raum geben. Vielleicht auch aus Angst… Ich danke Dir für Deine guten Wünsche und wünsche Dir uns Reinhard das Allerbeste und viel Freude an eurem wunderschönen Garten!
Liebe Grüße
Jürgen Gaupp meint
Danke für Deine Wünsche. Deine Gedanken kann ich nur unterstützen.
Hab ein gutes Jahr, in dem Du uns noch viele grandiose Bilder lieferst.
Sylvia Knittel meint
Danke, lieber Jürgen! Auch für euch ein schönes Jahr – möge es so viele schöne Überraschungen bieten wie das vergangene 😉