Nach meinem zweiten Besuch in Portland bin ich an die Küste zurück gekehrt. Allerdings ein gutes Stück weiter südlich als Cannon Beach. Wie so oft habe ich meine Pläne umgeworfen, als ich schon auf dem Highway war und habe mich entschieden, über Dundee nach Cape Kiwanda zu fahren. Warum? Weil ich von meiner Tresenbekanntschaft im Pelican den Tipp bekommen habe, ich solle bei der Argyle Winery mal probieren und dort ihre Freundin treffen.
Liegt ja auf dem Weg irgendwie – zumindest war es leicht möglich zu machen. Und so bin ich im Räuberzivil dort in den gepflegten Sessel gesunken und habe mich durch vier Pinot Noirs probiert. Da ich Pinot Noir liebe ist mir die Entscheidung leicht gefallen. Danach noch eine rassige Steinofenpizza als Mittagessen und ein paar Minuten Verdauungsschlaf, dann war ich wieder fit für neue Abenteuer. Pacific City und Cape Kiwanda warteten.
Cape Kiwanda: Sandstein in Erosion
Die Küste ist auf dieser Höhe stark frequentiert, viele Urlauber und auch viele Campingplätze in allen Preisklassen und Luxusstufen. Ich habe mich mit dem einfachsten begnügt – da Nebensaison ist, war ich die einzige auf dem Platz, dafür Wellenrauschen inklusive und die Pelican Brewery direkt vor der Tür. Prima ausgesucht, haha.
Cape Kiwanda besteht aus relativ weichem Sandstein, daher sind weite Teile mit Sand bedeckt und der steile Aufstieg fühlt sich an wie der auf eine Düne. Die Wellen rauschen heran und brechen sich in alle Richtungen an den vorgelagerten Steinriegeln. Die Sandsteinfelsen sind ausgewaschen und man kann sehen, wie der Pazifik immer wieder ein Stück der Felsen mit sich reißt.
Besonders schön sind die vielen verschiedenen rotbraunen Töne einzelner Schichten, die in der Abendsonne wunderbar leuchten und der kühlen Meer-Farbe einen warmen Kontrast entgegensetzen.
Am Ende der Kletterpartie musste ich im letzten Abendlicht unbedingt in der Bucht noch Fotos machen, der Fels dort ist genauso berühmt wie der in Cannon Beach. Das Titelbild ist hier entstanden. Erst danach ging es zum Abendessen in den Pelican.
Die größte der Küste: Lincoln City
Nun ist eine große und nicht unbedingt schöne Stadt am Meer nicht mein bevorzugtes Urlaubsgebiet, aber ich wollte unbedingt die kleine Tour zum God’s Thumb machen. Dieser Fels ragt nördlich von Lincoln City steil in die Höhe. Es gibt noch andere tolle Touren dort zu den Cascade Heads, die ein kleine Stück weiter nördlich liegen, aber alles habe ich nicht untergebracht. Schließlich brauche ich einen Grund, wieder zu kommen.
Auf „The Knoll“ mit Blick auf die Stadt und auf God’s Thumb bin ich gewandert, letzteres im Abendlicht. Eine nicht sehr lange aber schwer zu findende Tour, der Einstieg liegt sehr versteckt. Ich bin voll ausgerüstet losgelaufen, aber das Schleppen hat sich gelohnt. Die Stöcke waren prima, um über die glitschigen Wurzeln zu steigen und am steilen Hang Halt zu finden. Und die Stirnlampe machte es mir möglich, bis in die Nacht zu bleiben.
Nach Sonnenuntergang hatte ich den ganzen God’s Thumb für mich und die Gelegenheit, tolle Fotos zu machen. Sie vereinen die Lichter der Stadt, das Restlicht der astronomischen Dämmerung und die Milchstraße. Ich hätte nie gedacht, das in einem Bild unterzubringen. Ganz ohne Montage oder Stacking oder was man heutzutage so machen kann.
Dieses Licht- und Sternenspektakel in der klaren Luft machte mich sprachlos und so saß ich am Berg und sog diese Szene in mich auf. Dank der Stirnlampe bin ich dann im Dunklen zurückgelaufen.
Der nächste Morgen wurde mal kurz etwas hektisch. Ich wollte zum Sonnenaufgang am Devil’s Lake sein. Kein Problem, das waren drei Minuten zu Fuß von meinem Wohnmobil aus. Wie ich mich da trotzdem verbummeln konnte, bleibt mir ein Rätsel. Nun ja, ich habe es noch rechtzeitig geschafft um den Farbwechsel von rot zu rosa mitzubekommen. Aber der Nebel war natürlich schon fast weg. Sei’s drum…
Die Schüssel von innen
Mein Tagesziel war der Campingplatz Tillicum Beach. Er ist Cape Perpetua am nächsten, denn ich hatte herausbekommen, dass der Campingplatz am Cape selbst schon zu hat. Den Abend wollte ich am Cape Perpetua verbringen – doch dazu im nächsten Beitrag. Auf dem Weg dahin ergeben sich tolle Aussichtspunkte, die Küste zwischen den Stränden von Lincoln Beach und Tillicum Beach ist sehr steil und felsig. Und die Straße entlang des Otter Crest sehr schmal. Aber ich war froh, von dem Verkehr auf der 101 wegzukommen und da entlang bummeln zu können. Ein toller Aussichtspunkt ist Cape Foulweather, den ich allerdings bei schönstem Wetter genießen konnte.
Der nächste Stop war Devil’s Punchbowl Arch. Ich war mir nicht sicher, wie interessant das ist, aber es sollte eine der Überraschungen des Tages werden. Zuerst also zum Aussichtspunkt oben. Langweilig, falsches Licht, irgendwie doof, ich habe kein Foto gemacht. Etwas enttäuscht bin ich Richtung Auto, dann aber hat mich meine Neugierde zum Weg zum Strand getrieben. Ein kleiner Kolibri, der sich an den wilden Fuchsien gütlich tat, war die erste Freude. Der war allerdings scheu und schnell verschwunden.
Der Strand ist bei Flut nicht begehbar, aber es war Ebbe. Ein Wasserfall plätscherte von einem Felsen in den Sand. Ein netter Spaziergang. Es trieb mich aber Richtung Punchbowl und siehe da, ich konnte hineinklettern. Eine fantastische Szenerie tat sich auf, blauer Schatten und rot bewachsene Felsen ergaben eine kontrastreiche Mischung und im Felsloch leuchtete türkisfarben das Meer.
Ein echtes Wow-Erlebnis, völlig unerwartet und nur der unstillbaren Neugierde zu verdanken, zu schauen, was sich hinter der nächsten Ecke verbirgt. Zufrieden habe ich mich auf dem Weg zu meinem Stranddomizil gemacht, was sich als einer der nettesten Plätze meiner bisherigen Reise herausstellte. Zwischen Kiefern und nur 10 Meter zum Strand, das Donnern der Wellen als endlose Geräuschkulisse.
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