Türe auf, Luft herein – und was für eine: Eine fette Prise Salz, Ozean, Tang gemischt mit dem harzigen Duft des Waldes. Ein wahres Wow-Erlebnis! So erging es mir, als ich im Ecola State Park nach der Fahrt von Portland hierher die Autotüre öffnete. Und ich war unmittelbar hier – am Meer. Nach all den Bergen, der Wüste, den weiten Ebenen nun endlich der Pazifik. Schon seltsam, wieviele Gefühle und Gedanken an einem schieren Geruch hängen. Ich liebe das Meer ebenso wie die Berge, aber mit dem Meer verbinden sich für mich viele Kindheitserinnerungen und das ewige Verlangen nach dem stetigen Wellenschlag, dem Rauschen des Windes.
Da fällt mir immer wieder ein, wie gerne ich Meeresbiologin geworden wäre – aber wenn man so schnell seekrank wird wie ich, dann ist das einfach keine wirkliche Option. In meinem nächsten Leben werde ich Abenteurerin und Forscherin 😉 Bis dahin gibt es noch genug zu sehen, so dass mich mein Kindheitstraum nicht weiter schmerzt.
Urlaubsort Cannon Beach
Der Blick über Cannon Beach mit dem Haystack Rock, dahinter und davor weitere Felsen im Meer ergab zusammen mit den Wolken und der Gischt eine tolle Schichtung. Wie ein heller Nebel legt sich die Gischt über die Landschaft.
Cannon Beach selbst ist ein Ferienort. Überall Hotels und Appartements, und natürlich auch mein Campingplatz, diesmal ausgestattet mit allem Drum und Dran. Trotzdem irgendwie nett. Der Strand war natürlich voll, klar, Sonntag Nachmittag.
Nach einem ausgiebigen Spaziergang – wie ich das liebe – bin ich zurück ins Dorf und habe ein frühes Abendessen genossen. Auf dem Hinweg bin ich an der Pelican Brewery vorbei gekommen. Da ich jeden Abend mir eines der berühmten Biere aus Oregon gönne, was das natürlich genau das Richtige für mich. Zu einer tollen Meeresfrüchte- und Fischsuppe gab es dann also das Probier-Rack mit sieben kleinen Gläschen mit sieben verschiedenen Bieren. Sehr lecker. Das ist der Vorteil am Meer: Es gibt für mich immer etwas zu essen, das ich liebe. Ich saß an der Bar und dabei bin ich mit Carissa aus Portland ins Gespräch gekommen.
Aber dann war es sechs Uhr, höchste Eisenbahn für den Sonnenuntergang um Viertel von sieben. Denn ich wollte ja diese wundervolle Szene auch im Abendlicht einfangen. Das hat sich gelohnt. Zum Sonnenuntergang direkt war der Strand bevölkert und ich habe um die ganzen Menschen herumfotografiert – auch das geht.
Danach wurde es leer, aber für die Fotografie beginnt dann die tolle Zeit des Zwielichts und der totalen Ruhe.
Küstenwälder
Der nächste Tag führte mich zunächst Richtung Süden nach Neahkahnie. Eigentlich hatte ich gedacht, auf den Berg zu wandern und das Panorama zu genießen, aber das Wetter wurde eigenartig, es zu etwas zu und wurde grau. So habe ich entschieden, den Elk Flats Trail zu machen. Er führt an den Küstenfelsen entlang, immer auf und ab und endet am Strand. Dort kann man den Surfern im Meer zuschauen und die bunte Board-Parade bewundern.
Die Wälder sind dicht, mächtige Nadelbäume, bewachsen mit Moos und behangen mit Flechten, darunter wachsen Farne in allen verschiedenen Formen, ein wahrer Zauberwald. Je nachdem, ob man gerade auf der Süd- oder auf der Nordseite der Felsrücken ist, ändert sich die Vegetation. Ich habe es genossen im flackernden Sonnenlicht zu wandern, die feuchte Erde zu riechen und das Donnern der Wellen mal von nah, mal von fern zu hören.
Dann war ich zurück am Auto, was nun. Auf Neahkahnie hatte ich irgendwie keine Lust. Da ich ja völlig unabhängig bin, tat ich das, wo es mich hinzog: Ich fuhr Richtung Norden. Kleiner Mittagessensstop bei der Pelikan Brewery (diesmal selbstverständlich ohne Bier, leider) und dann ab Richtung Astoria.
Endloser Strand
In Astoria mündet der Columbia River in den Pazifik. Auf der Südseite hat sich durch Befestigungsmaßnahmen an der Mündung eine große Landzunge entwickelt. Dort sind dichte Wälder, flache Seen, Strände zu finden. Der Fort Stevens State Park erstreckt sich fast über die ganze Halbinsel, da gibt es also genug zu entdecken. Und einen Campingplatz mittendrin gibt es auch, auf dem ich mich für zwei Tage einquartiert habe.
Eigentlich sollte das Wetter schlecht werden, aber nach einem kurzen Schauer am Morgen entwickelte sich der Tag wunderbar mit einem unglaublich blauen Himmel und Wolkenbänken. So war ich unterwegs, habe Pelikane beobachtet, wie sie die Wellen surfen, die Wellen, wie sie an den Strand und an die Mole krachen.
Bin zwischen den mit Moos und Flechten behangenen Bäumen gelaufen, in der Sonne gesessen und über den Strand gelaufen, es war einfach ein schöner Tag. Und den Regenbogen gab es auch noch dazu.
Am außen gelegenen Strand befindet sich auch ein berühmter Spot für Fotografen: Das Wrack der Peter Iredale. Dazu aber im nächsten Beitrag!
Astoria
Astoria liegt auf der Seite von Oregon am Columbia River. Der Platz auf einer bergigen Halbinsel im Strom hat seinen ganz eigenen Charme. Alte Häuser im Art Deco Style wechseln sich ab mit neuen Gebäuden, überall gibt es Fisch und Meeresfrüchte zu kaufen und Bier der regionalen Brauereien natürlich auch.
Auf dem Weg ins Stadtzentrum habe ich zufällig ein paar hübsche alte Molenüberreste gesehen und hatte sofort ein Bild im Kopf. Zumal dieses perfekt zu dem Regenschauer passte, der gerade über Astoria zog. Abgebogen, Auto abgestellt und runtergeklettert. Gerade mal drei Aufnahmen habe ich geschafft, bevor die Sonne herauskam. Aber die haben es in sich.
So hatte ich mir das nicht vorgestellt mit der Sonne – aber dann musste es halt die bunte Variante auch noch sein. Zur Belohnung gab es eine Seafood-Chowder in einer der vielen Kneipen am Wasserrand.
Barbara Kramer meint
Wow, für mich der bisher eindrucksvollste Bericht Deiner Reise. Warum? Mehr Meer geht immer :-). So schön mit Dir zu reisen und Deine Aufnahmen sind einfach grandios – das Peli-Bild am Anfang und die Molen ganz großes Kino.
Lass es Dir weiter gut gehen und genieße die Zeit mit Dir!
Viele liebe Grüße Barbara
Sylvia Knittel meint
Danke, liebe Barbara! Da wird noch einiges kommen, da mich der Weg zurück (ja, ich bin tatsächlich schon auf dem Rückweg…) entlang der Küste führt.
Silvia Held meint
Hi liebe Sylvia,
ich habe schon so oft an Dich gedacht und mich gefragt, wie es Dir geht. Heute hatte ich endlich die Muse mir Deinen ganzen Blog anzuschauen. Es freut mich zu lesen und vor allem zu sehen, dass es Dir gut geht. Deine Aufnahmen sind überwältigend schön und eignen sich wunderbar für Kopfkino…Genieße weiterhin Deine schöne freie Zeit. Ich freue mich aber auch wieder auf Dich. Lass es Dir gut gehen.
Liebe Grüße, Silvia
Sylvia Knittel meint
Liebe Silvia, freut mich, dass Du mal reingeschaut hast! Ja, es geht mir gut und ich genieße die Zeit. In vier Wochen bin ich wieder bei Euch, die Zeit vergeht rasend schnell und ist doch angefüllt mit unglaublich schönen Erlebnissen. Wir sehen uns bald, meine Liebe