Ganz gemütlich sitze ich auf dem Campingplatz Bruneau Dunes mit Ausblick auf die Dünen und die Wüste bei strahlendem Sonnenschein. Es spring ab und zu die Heizung an, es hat (noch) nur 5 Grad draußen, aber das wird noch bis Mittag, angenehme 16 Grad sind angesagt. Es läuft Till Brönner, neben mir steht eine Tassen dampfender Tee. Eine perfekt gechillte Stimmung. Ich hab etwa Halbzeit und da ist es an der Zeit, mal ein bisschen Rückschau zu halten. Mein nächstes Ziel für heute ist Unity, schon in Oregon, also eine Zeitzone weiter – da gewinne ich sowieso nochmal eine Stunde.
Was mich überrascht: Ich habe bisher gar kein Problem, mit mir selbst klar zu kommen. Es ist sehr interessant, mal ganz ohne Einflüsse zu sehen, wie ich auf Dinge reagiere, die mir passieren. Woher der Druck kommt, bis zu welchem Punkt ich mir den selbst mache und wo ich empfindlich auf äußere Einflüsse reagiere. Was mir gut tut, ist viel frische Luft und draußen sein.
Mit Zelt zu campen ginge ja auch, aber das dauernde Auf- und Abbauen würde mich nerven. Es ist toll, mit dem Camper total unabhängig zu sein. Ich stell mich halt hin und gut ist, ist ja immer alles dabei. Wenn ich den Tag unterwegs bin, muss ich ohnehin immer alles wegräumen, damit nichts in der Gegend herumkullert. Da ist es völlig egal, wo ich die Nacht über stehe, manchmal ist es auch in der Wildnis. Der Platz sollte halt schön und in in der Natur sein.
Günstig Campen
Ich führe ein bisschen Statistik: gut 3800 Meilen habe ich bis jetzt zurück gelegt, meine Ausgaben verteilen sich zu zwei Fünftel auf Tanken, zwei Fünftel auf Essen und Einkaufen (auch Mitbringsel) und ein Fünftel Campen. Dass bei mir das Campen vergleichsweise günstig ist, liegt daran, dass ich meistens auf öffentlichen Plätzen übernachte. Die sind sehr günstig, wenn nicht sogar umsonst und liegen oft traumhaft in der Natur. Ok, oft ist nur ein Plumpsklo da – aber das nutze ich eh nicht. Denn Toilette, Dusche, Wasser, Strom habe ich alles sowieso dabei.
Manchmal sind sie aber einfach und gut ausgestattet, wie hier. Da hier eh fast niemand auf dem Platz ist, habe ich heute eine ausgiebige heiße Dusche genossen – wenn es schon da ist und dazu noch kuschlig geheizt. Es ist zwar alles nicht shiny und neu, sondern eher etwas heruntergekommen aber sauber. Reicht für mich. Es gibt viele private Plätze, auch Ketten wie KOA, aber die sind meistens teuer, 50 Dollar plus. Das ist mir viel zu viel und ich brauche den ganzen Schnickschnack wie Satelliten-TV, Pool und so sowieso nicht.
Top: Was ich wirklich brauche
Heute früh habe ich mir den Spaß erlaubt, und eine Liste von Dingen zusammengestellt, die ich viel nutze und die für meine Reise wichtig sind.
- Große Karte: Maßstab 1:1.000.000, für den großen Überblick. Es gibt hier eh nicht so viele Straßen. Ich habe zwei Straßenkarten von Hallwag
- Garmin inReach Explorer mit Satellitenempfang: Ich weiß immer, wo ich bin, es sind alle Straßen und Wanderwege eingezeichnet, daher ist er immer an und dabei. Die SOS-Funktion gibt Sicherheit.
- Google Maps: Wenn es denn Empfang gibt, für Navigation und Streckenberechnung am einfachsten
- App Ultimate Campgrounds: Der Plan für alle öffentlichen Campingplätze (siehe oben), das ultimative Tool.
- Klar – mein Handy. Und als Backup mein iPad. Ich wollte das erst nicht mitnehmen, aber nachdem ich mir gleich am ersten Tag mein iPhone zerschossen habe, war das iPad überlebenswichtig für die Wiederherstellung aller Funktionen. Schon dumm, wenn man alles auf Sicherheit ausgelegt hat…
- Zigarettenenzünder-Ladegerät
- Taschenlampe: Es wird wirklich pechschwarze Nacht (wenn nicht so wie heute Nacht der Mond alles ausleuchtet), da tut mir meine Lupine Pico gut Dienste. Sie ist sehr lichtstark.
- Crocs: Ok, es müssen nicht gerade Crocs sein, aber sie sind so praktisch und abwaschbar.
- Daunenjacke: Ja, es ist kalt morgens und manchmal auch zugig. Da ich nicht so viel hier heizen möchte, ist es auch am Abend angenehm.
- Eigener Daunenschlafsack und Kopfkissen: notwendiger Luxus. Mein Yeti lässt sich für warme Nächte auch zu einer Decke ausbreiten. Sehr kuschlig und tolles Schlafklima. Der „Plastiksack“, der beim Womo dabei ist, dient nur für kalte Nächte als Überdecke.
- Taschenmesser
- Yogamatte: OK, das braucht nun nicht jede/r. Für mich ist das Morgenyoga Teil meiner persönlichen Hygiene – meist im Freien, auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Das ist viiiiiel besser, als es geschrieben klingt. Außerdem kann ich die Matte als Unterleger für kalte Sitzgelegenheiten nehmen.
- Lange Unterwäsche und dicke Socken: Hatte ich schon was über die Temperaturen geschrieben??
- Bärenspray: Witzigerweise fühle ich mich viel sicherer mit dem Bärenspray im Gepäck. Hilft gegen alles, nur nicht gegen Bisons.
- Bluetooth-Lautsprecher: Ich hab mir in San Francisco spontan den Wonderboom von UE zugelegt, das war ein Glückskauf. Denn das Autoradio lässt sich nicht mit anderen Geräten bespielen. Da mein iPad vollgeladen mit Musik ist, genieße ich es immer mal wieder, genüsslich Musik zu hören. So wie jetzt.
- Wasserkessel: Für Tee, Suppe, Kaffee und für das heiße Wasser zum Zähneputzen.
Flop: Was ich bisher (fast) nicht gebraucht habe
- Bikini: Für die heißen Quellen habe ich mir ein eigenes Bad gebucht.
- Regenhose: das kommt ja vielleicht noch. Die Regenjacke habe ich bisher eher als Windjacke gebraucht.
- Klappstuhl: Meistens sind an den Plätzen Sitzgelegenheiten mit Tisch. Der Stuhl war nur in der Mitte des Alvord Desert nötig.
- Mikrowelle: ist im WoMo fest installiert, aber brauche ich nicht.
- Klimaanlage: ist ebenfalls fest installiert, ich habe die Auslässe aber abgeklebt, weil da immer Staub herunterrieselte, igitt… Wahrscheinlich braucht man die im Sommer, wenn es heiß ist, aber dafür muss man auf einem Platz mit Strom sein und das habe ich nicht so oft.
Für’s Womo
So ein Wohnmobil kommt ja irgendwie nur so halb daher, was die Innenausstattung betrifft. Für eine so lange Reise müssen ein paar grundlegende Dinge eingekauft werden, über das übliche wie Geschirrspülmittel hinaus.
- Desinfektiosspray und Reiniger
- Handfeger und Schaufel
- Fußmatte für den Eingang: sonst bin ich dauernd am Fegen, weil ich alles reinschleppe
- Küchenrolle: für alles!
- Gummihandschuhe: fürs Dumpen praktisch
- Verschließbare Plastikbeutel: auch für alles
Was mir manchmal fehlt
- Jemand, der mir einen Kaffee macht
- Meine Lieben
- Ein Haarföhn, um mal wieder etwas Form reinzubringen
Heinz D. Schultz meint
Toll geschrieben 🙂
Sylvia Knittel meint
Danke – manchmal schleppt man so viel Zeugs mit sich rum auf einer Reise und weiß gar nicht, was wirklich wichtig ist…
Susanne Schleuter meint
Du genießt die Zeit, das mal nur für sich sein. Und ohne Fön? Ginge bei meinen Haaren nicht. ?
Sylvia Knittel meint
Für eine überschaubare Zeit ist das ganz fantastisch! Aber auch ohne Föhn – sieht dann mal etwas anders aus, aber die gesunde Gesichtsfarbe macht alles wieder wett…
Andreas meint
Sehe ich fast alles genauso. Die tollste Form des Rwiswns in Nordamerika. Im Sommer ist aber die Klimaanlage tatsächlich unerlässlich. Wir haben ganz oft die 30amp Campgrounds angefahren, weil es sonst nicht auszuhalten war.
Viel Spaß noch…
Sylvia Knittel meint
Dankeschön! Ja, die Klimaanlage braucht man im Sommer sicherlich, dafür die Heizung nicht. Ohne die hätte ich bisher schon manchen Morgen tiefgefroren mein Frühstück gemacht.Hat halt alles seine Zeit…