Nun bin ich in Oregon angekommen, die vergangene Nacht war ich auf einem wunderschönen Platz am Goose Lake, einem der großen Seen der Region. Jetzt sitze ich im Camper an einem schattigen Plätzchen in Lakeview und warte auf den Rückruf der Assistance, denn mein Schwarzwassertank leckt. Hat er praktisch von Anfang an, mal mehr mal gar nicht. Aber bevor ich in die Wildnis aufbreche, sollte das gelöst werden. In Lakeview gibt es wenigstens Handyempfang und sonst auch alles, was man zum Leben braucht. Mehr aber auch nicht.
Falls das heute im Verlauf des Tages mit der Reparatur zu spät wird, verbringe ich noch eine Nacht am Goose Lake. Auf dem Campingplatz springen jede Menge Tiere rum, von ausgewachsenem Wild bis zu den witzigen California Quail mit ihrer Feder auf dem Kopf. Ich habe sogar einen kleinen Frosch aus dem Waschbecken des Campingplatzes wieder in die Freiheit gesetzt. Es ist ruhig, nur rufende Gänse, quakende Frösche und muhende Rinder stören die Stille. Der Sonnenuntergang gestern Abend war ein Traum und ich war froh, dass ich mein tolles Fernglas dabei hatte zum Vögel beobachten.
Vorgestern morgen war ich noch am Lake Tahoe und bin früh aufgestanden, um den Sonnenaufgang am See zu fotografieren. Es waren ja nur ein paar Schritte. Bei Temperaturen von 5 Grad hatte ich mich warm angezogen Trotzdem tat der Kaffee hinterher gut.
Nevadas Wüsten
Dann ging es weiter. Ziel war Squaw Valley in Nevada. Von dem saftigen Grün des Lake Tahoe ging es über die Berge nach Carson City – ab hier ist die Landschaft wüstenhaft. Weite Täler und Felsformationen in den verschiedensten Farben. Ich bin einen Highway gefahren, den es auf der Karte noch gar nicht gab, der mich nach Clark wieder auf den Hwy 80 führte. Es war wie aus einer anderen Welt: Ich kam aus dem Nichts um die Kurve und es ersteckten sich vor mir gigantische weiße Fabrikhallen. Hier befindet sich die Tesla Gigafactory und viele verschiedene Verteilcenter, deren Hallen sich gleichen wie ein Ei dem anderen. Wenn ich mich recht erinnere ist Nevada ein Steuerparadies…
Ab Fernley auf der 447 wurde es dann leer. Nixon ist die letzte Siedlung und liegt an den sensationell türkisfarbenen Pyramid Lake.
Danach gibt es 60 Meilen gar nichts außer Gegend, dann kommt Gerlach. Ich hatte ab und zu Gegenverkehr, alle Autos dick weiß überzogen. Die kamen alle vom Burning Man Festival. Das ist zwar schon seit einer Woche vorbei, aber eine so gigantische Stadt für 70.000 Personen mitten in der Wüste braucht schon etwas Logistik und muss auch wieder abgebaut werden. Das Black Rock Desert ist ein riesiger weißer ausgetrockneter Salzsee. Tolle Location, aber der Staub ist überall, zumal es recht windig sein kann.
Hinter Gerlach bin ich noch etwa 35 Meilen gefahren durch die Wüste, Gestrüpp, ausgetrocknete weite Ebenen. Dann wird die Strecke kurvig und plötzlich erstreckt sich ein grünes Tal vor einem. Noch zwei Kurven und dann war ich am Campingplatz. Einfach ein Tor mit einer Wiese direkt am See. Das Squaw Valley Reservoir wird gespeist durch einen kleinen Bach, der sich murmelnd an der Wiese entlang windet. Was für eine traumhafte Szenerie. In ihrer Kargheit haben mich die braunen Hügel etwas an Schottland erinnert – nur eben mit viel, viel weniger Wasser. Der leichte Wind rauschte durch die Gräser und die Grillen zirpten.
Als es dunkel wurde, wurde es richtig dunkel. Kein Streulicht, einfach nur pitch black night. Der Sternenhimmel breitet sich wie ein Baldachin über einem aus, egal wohin man schaut. So viel Schönheit auf einmal! Nach 23 Uhr geht der Mond auf und die Szenerie ist gespenstisch beleuchtet. Selten hatte ich eine so ruhige Nacht und einen so friedlichen Morgen mit Frühyoga um halb sieben auf der Wiese begleitet vom Quaken der Frösche. Tagsüber ist es heiß, gut 30 Grad, aber mit Wind, nachts ist es angenehm kühl, also aushaltbar.
Back to California
Aber dann bin ich doch weiter gefahren durch die Wüste und an ein paar Oasen vorbei wieder zurück über die Staatengrenze nach Kalifornien, das ganz nordöstliche Eck. Dort dann die Alkali Lakes entlang. Das sind drei Seen, die sich über geschätzt 80 Kilometer Länge erstrecken. Der Pass, den ich nehmen wollte, stellte sich als nicht geteert heraus, also musste ich 25 Meilen wieder zurück. Macht nichts, die Landschaft war schön und ich konnte ein paar schöne Raubvögel beobachten.
Über den Cedar Pass ging es dann Richtung Goose Lake, mitten auf dem Pass machte mein Telefon plötzlich pling pling pling und es rauschten eine Menge Nachrichten rein. Ich hatte ja praktisch seit dem Verlassen von Fernley keinen Empfang mehr. Übrigens: Den Kontakt zu meiner Familie halte ich über den Garmin inreach Explorer, der mir auch bei der Navigation gute Dienste leistet. Auf der Strecke habe ich bei einem Halt festgestellt, dass der Schwarzwassertank wieder leckt. Also bin ich bis Lakeview, Oregon, gefahren, wo ich genug Empfang hatte, um die Assistance anzurufen. Da ich für die folgende Strecke keine größeren Ortschaften mehr sehen werde, halte ich es für sinnvoll, das jetzt machen zu lassen. Gut, also eine Übernachtungsmöglichkeit gesucht, die nett ist. Goose Lake Campground sah gut aus, weg von der Straße und mit Bäumen. Also 16 Meilen wieder zurück direkt auf die Staatengrenze und es war tatsächlich ein Glücksgriff.
Susanne meint
Die Bilder: einzigartig, dein Bericht: sehr interessant, gut geschrieben. Bin gespannt, was noch kommt.
Sylvia Knittel meint
Ich auch, hihihi… Danke liebe Susanne!
Silke meint
Liebe Sylvia,
das sieht nach einem tollen Trip und einer unvergesslichen Zeit aus. Schön, dass wir mit den Bildern immer ein bißchen dabei sein können!
Lass es Dir weiter gut gehen und genieße die unendliche Weite!
Liebe Grüße aus der Heimat,
Silke