Die Phase der Vorbereitung war sehr lang, ich wollte mir bewusst Zeit lassen. Klar war nur, was ich unbedingt sehen wollte, nämlich Yellowstone National Park und die Pazifikküste, und dass ich alleine mit dem Camper unterwegs sein wollte. Und dass ich genug Zeit für die Familie haben wollte. Dafür gab es einiges zu tun, was ich Euch hier erzähle. Es war wirklich einiges, daher ist der Blogbeitrag heute ein sehr langer mit vielen Tipps und Hinweisen, die Ihr für Eure Vorbereitung einer größeren Reise vielleicht auch nutzen könnt. Lasst es mich wissen!
Im Titelbild seht Ihr übrigens den McWay Wasserfall im Julia Pfeiffer Burns State Park. Hat mich 2014 schwer beeindruckt – nicht nur die tolle Bucht sondern auch der riesige Hang voller rosa blühender Crinum x powellii (Hakenlilien). Aktuell ist der Highway No 1 auf dieser Strecke gesperrt. Im Winter gab es Erdrutsche durch die starken Regenfälle und da die Straße in den Felsen hineingehauen ist, braucht die Wiederherstellung ihre Zeit.
Telefon und Geld
Mobiltelefon in USA ist kein Problem, allerdings sollte man schauen, welchen Provider man nimmt. Ich habe schlechte Erfahrungen mit der Netzabdeckung von T-Mobile gemacht. Hier gibt es Netz praktisch nur in den großen Städten, dafür aber gutes. Aber weiter draußen ist nichts. Die Netze von AT&T oder Verizon sollen empfehlenswert sein, Netzabdeckungskarten gibt es auf deren Internetseiten. H2O zum Beispiel nutzt das Netz von AT&T, also mit das beste in den USA und hat gute Angebote für Prepaid-Karten, diese werde ich nach meiner Ankunft in San Francisco kaufen.
Dann die Sache mit dem Geld. Von einem deutschen Konto abheben ist teuer. In USA konnte man bis vor ein paar Jahren Geld mit der EC-Karte abheben. Seit VPay geht das nicht mehr aus Gründen der Sicherheit. Also muss es die Kreditkarte sein. Damit ist aber Bezahlen und Abheben noch teurer. Für zwei Wochen Urlaub ist das vertretbar, aber nicht für drei Monate. Hier war also etwas Recherche und Vorbereitung gefragt: Ich habe mich jetzt für ein Konto bei der DKB entschieden, eine Tochter der Bayern LB, die Abheben und Bezahlen im außereuropäischen Ausland für umsonst anbietet, solange das Konto regelmäßig bestückt wird. Ist ja kein Problem, dann gibt es einen Dauerauftrag. Ein amerikanisches Konto kam nicht in Frage, da die Überweisung aus Deutschland teuer gewesen wäre. Zudem hätte ich das Konto ohne weitere Kosten erst in USA eröffnen können. Mein Hauptkonto kann ich ja per Onlinebanking aus den USA steuern. Wie praktisch das alles heutzutage ist – kann mich noch mit Schaudern an die Zeiten von Traveler Cheques erinnern.
Visum, Reisepass und ESTA
Deutschland gehört zu den Visa-Waiver-Staaten, das macht es einfach. Das normale Visa Waiver-Programm für 90 Tage reicht für mich aus bei 82 Tagen, da war also nichts zu tun. Ich habe ja nicht vor, zu arbeiten, denn dann wird es kompliziert. Der Reisepass sollte noch ein halbes Jahr gültig sein. Kein Problem, meiner ist neu und damit jungfräulich – ohne jeden Stempel.
ESTA habe ich bereits vor dem Flug beantragt, da ohne nichts geht. Beim Antrag muss man aufpassen: In jedem Fall über die offizielle ESTA-Seite buchen, diese gibt es auch auf Deutsch. Die Angaben sind schnell gemacht. Es gibt darumherum eine ganze Industrie, die einem für 70$ oder mehr das Leben leichter machen möchte. Braucht aber kein Mensch – also Augen auf! ESTA kostet 14$, keinen Cent mehr.
Camper
Ich habe mir einen Camper gemietet – da hat sich die frühzeitige Buchung richtig gelohnt, denn die Preise sind schon saftig. Nun ja, Freiheit will bezahlt werden 😉 Ich habe aus Deutschland bei einem deutschen Vermittler gebucht, da mir wichtig war, die Regelungen in den Vertragsgrundlagen gut in den Details zu verstehen. Obwohl ich gut Englisch spreche, viel verstehe und in der Versicherungsbranche arbeite, so ist mir das Vertrags- und Versicherungsenglisch doch fremd.
Ganz wichtig ist nämlich die richtige Versicherung. Das Netz ist voll von Beschwerden, auf den Kosten für irgendwelche Schäden sitzen geblieben zu sein. Also gut und umfassend informieren, die deutschen Anbieter haben oft schon das richtige Paket bereit. Dazu gehört eine Absicherung des oft sehr hohen Selbstbehalts – dies läuft bei mir über einen deutschen Versicherer. Ich hoffe natürlich, dass nichts passiert, aber es lässt mich ruhig schlafen.
Tunlichst zu beachten sind die allgemeine Regeln zur Übernahme, Übergabe, Nutzung, Strecke, welche Straßen zugelassen sind und welche nicht. Also sorgfältig lesen. Braucht man einen Generator? Bei meinem Vorhaben schon, den werde ich vor Ort freischalten lassen und dafür wird nochmal eine Gebühr fällig. Andere Dinge wie Handtücher oder ähnliches kann ich aus dem Haushalt meiner Schwester mitnehmen, sehr praktisch. Dort können auch die Dinge gelagert werden, die ich nicht auf die Tour mitnehme, z.B. ein unhandlicher Koffer.
Ja, auch in USA gibt es Verkehrsregeln und Verkehrsschilder. Als Tourist sollte man sich daran halten, also ist ein bisschen Vorbereitung vor dem Losfahren sinnvoll. Im California Driver Manual ist alles aufgelistet, das werde ich mir im Flieger zu Gemüte führen…
Versicherungen
Wo wir vorhin bei den Versicherungen waren: Eine Krankenversicherung ist elementar wichtig in einem Land, in dem die medizinische Versorgung so teuer ist wie in USA. Ich habe seit vielen Jahren eine Reisekrankenversicherung bei der UKV. Da habe ich nachgefragt, wie lange man im Ausland bleiben kann – 56 Tage. Also musste ich die restlichen 26 Tage hinzubuchen. Geht ganz einfach auf dem Überweisungsträger bzw. dem Text im Online-Banking. Das Ausrechnen der Tage hat länger gebraucht 😉
Aber was ist mit Diebstahl? Wer beraubt wird, ist über die Hausratversicherung versichert. Diebstahl aus dem Camper in USA ist meist nicht versichert. Das ist bei Klamotten nicht so schlimm – aber die Fotoausrüstung, die war teuer. Also musste eine Fotoequipment-Versicherung her, die auch so sinnvoll ist. Ein Kollege hat mir den Tipp gegeben, diese bei der Aktivas abzuschließen, Preis ist ok und nett waren sie auch noch. Wieder ein Punkt auf der langen Liste der Vorbereitung abgeschlossen.
Über Nacht
Umsonst ist das Herumstehen in der Natur meistens nicht. So hat mich die Recherche zum Campen an sich am meisten Zeit gekostet. Es gibt viele Campgorunds von den verschiedensten Ketten – aber ich brauche nicht alle Nase lang einen Full Hookup mit allem Tralala. Da kann ich doch gleich ins Hotel ;-). Also: Wo kann ich stehen, ohne dass mich nachts irgendwelche Polizisten oder Ranger aufgabeln?
Es gibt irre viele amerikanische Seiten zum Campen (RVing heißt das dort), auf denen oft dasselbe steht, dann gibt es veraltete Links und veraltete Literatur und auch absolut unseriöse Seiten. Wie gesagt: viel Recherche mit hohem Zeitaufwand, zumal auch viele deutschsprachige Seiten sich eher an der Oberfläche bewegen. Für einen zweiwöchigen RV-Urlaub reicht das als Vorbereitung aus, aber nicht für mich.
Apps für Camper
Schließlich bin ich auf eine App gestoßen, die alle Public Lands in USA auflistet. Sie heißt auch US Public Lands. Eine super Orientierungshilfe – und wenn man Empfang hat, auch vor Ort eine prima Sache. Denn auf vielen Public Lands kann man so campen, solange man bestimmte Regeln einhält. Wo und wie, das lässt sich über die hinterlegten Links recherchieren. Es gibt auch eine offizielle Seite mit Karten vom US Geological Survey.
Dazu passt prima die App Ultimate US Public Campgrounds, herausgegeben vom Ultimate US Public Campgrounds Project. Diese gibt es auch für Kanada. Hier sind alle öffentlichen Campingplätze hinterlegt samt weiterer Angaben. Auch die Plätze, die keine weitere Logistik haben oder nur ein Platz an einem Abzweig der Straße sind. Es sind auch solche dabei, die nur zu Fuß zu erreichen sind bei Backcountry-Aktivitäten. Auch hier gibt es eine große Zahl.
In meinem Fall war es auch sinnvoll, die hinterlegten Informationen und Links zu den Öffnungszeiten der Campingplätze abzurufen, denn einige haben im Oktober schon geschlossen. Für manche Ecken musste ich Alternativen finden. Mit der App habe ich mich dann also an die Grobplanung gemacht und mir die wichtigsten Dinge in eine eigene Google Map eingetragen. Eine eigene Map hat den Vorteil, dass die exportierten Daten mit allen normalen Kartendiensten kompatibel sind. Damit kann ich sie dann auf einen Kartendienst übertragen, der sich auch offline einsetzen lässt – zum Beispiel PocketEarth. Google Maps bietet auch eine Downloadmöglichkeit an, aber die Karten sind mir zum Runterladen viel zu riesig, bei den Flächen, die ich brauche.
So habe ich viele Points of Interest, besondere Strecken und Übernachtungsmöglichkeiten parat, aus denen ich jederzeit auswählen kann. Damit habe ich aber keinen festen Plan gemacht, sondern lediglich dafür Vorbereitung getroffen, dass ich den Weg und einen Platz finde, wenn ich mal keinen Empfang habe. Bei der Vielzahl der Punkte kann ich sicherlich noch ein paar weitere Monate unterwegs sein, wenn ich alles abklappern will.
Wandern
Zu Fuß unterwegs sein ist ein elementarer Bestandteil meiner Reise. Ich wandere gerne und erobere mir die Umgebung zu Fuß. Daher werde ich mir in USA den Garmin inReach Explorer zulegen, samt einem dortigen Vertrag über die Zeit, in der ich unterwegs bin. Ob leihen oder kaufen, das werde ich noch entscheiden. Das dient der Sicherheit – ich bin ja alleine unterwegs und muss von überall Hilfe holen können, unabhängig von einem Funknetz, das es ja an vielen Stellen überhaupt nicht gibt. Die enthaltenen Karten sind natürlich auch gut, ebenfalls Navigation – übertragbar auf das iPhone. Einfach so ohne Vorbereitung losgehen, das funktioniert vielleicht in einer so dicht besiedelten und besuchten Region wie hier bei uns. In den einsamen Weiten des Nordwestens ist das nicht ratsam.
Blablabla
Wer alleine unterwegs ist, lernt schnell Leute kennen, zumal ich die meisten Amerikaner als sehr kontaktfreudig kennengelernt habe. Jaja, jetzt werden viele sagen, dass das nur oberflächlich ist. Aber bitteschön, ich reise von einem Ort zum anderen, da passt das schon und ist allemal besser als mürrische und sauertöpfische Gesichter, die man so oft in Deutschland sieht.
Ich spreche ja recht gut englisch (ähem… das liegt nicht an mir, das zu beurteilen), aber da fehlt immer das eine oder andere Wort. Seit Jahren habe ich auf meinem iPhone die Englisch-Deutsch-App von bab.la. Sie hat mir schon viele gute Dienste geleistet. Da sie offline funktioniert, braucht sie 180 MB Speicherplatz, aber dafür ist sie überall und jederzeit einsetzbar.
Last but not least: Fotografie
Bei meinen bisherigen Reisen habe ich die Fotobearbeitung komplett mit dem iPad gemacht, vom Herunterladen bis zum Bearbeiten und im Blog posten. Aber in dem Umfang ist das iPad überfordert, die Funktionen laufen halt nicht so flüssig wie bei einem Rechner. Und das, obwohl Lightroom mobile und die anderen mobilen Apps von Adobe schon ganz schön viele Möglichkeiten bieten.
Ich bin daher unterwegs mit einem MacBook Pro, auf dem Lightroom und Photoshop laufen. Kompliziert war es, die Synchronisation mit dem Hauptrechner im normalen Betrieb zu Hause zu lösen, da war ausprobieren und klare Regeln aufstellen angesagt. Aber da dieser nicht mitkommt, ist es egal. Ich lege einfach einen neuen Katalog an und importiere den Stichwortkatalog, den ich zuvor vom Hauptrechner exportiert habe. Damit arbeite ich und hinterher wird der gesamte Katalog mit allem drum und dran in den Hauptkatalog importiert. Wie das dann abläuft, werden wir in ein paar Monaten sehen.
Daten sichern
Zentral wichtig ist die Datensicherung. Ich habe zwei Festplatten mit 1 und 2 TB dabei. Die große macht auch Rechner-Backup via Time Machine und die kleinere dient dem 2. Backup der Bilder. Mein Mac hat nicht gerade eine große SSD, aber dafür habe ich ja die externen Festplatten.
Alle wichtigen Daten und Dateien wie Versicherungsdokumente, Notfallnummern usw. habe ich in meiner Dropbox abgelegt – mit verschlüsseltem Container (via Cryptomator) für die Dinge, die man nicht offen herumliegen lassen möchte. Auf den Ordner in der Dropbox haben auch meine Schwester und mein Partner Zugriff – natürlich nur mit Passwort – so dass für alle Fälle alles parat ist.
Zu viel Vorbereitung?
Man mag das jetzt zu viel Vorbereitung nennen, aber ich fühle mich einfach besser damit. Viele organisatorische Dinge habe ich dann schon aus dem Kopf und kann mich auf das Genießen, das Schauen, das Fotografieren konzentrieren. „Man sieht nur was man weiß“ ist ein schönes Sprichwort. Ich weiß, dass das auch wahr ist, denn oft habe ich mich erst hinterher mit einem Ort beschäftigt, an dem ich war und jedes Mal wäre ich noch auf etwas anderes neugierig gewesen, was ich nur eben nicht wusste.
In der Phase des Recherchierens habe ich sehr viel gelernt über die Region, über Geologie und Biologie und über Geschichte. Ich bin auf vieles aufmerksam geworden, das ich sicherlich nicht wahrnehmen würde, wenn ich nichts darüber wüsste. Es sind nicht immer die spektakulären Dinge, die mir am meisten geben.
Ich werde hinterher wissen, wie gut die Vorbereitung war. Bis dahin bleibe ich einfach offen auch dafür, dass es vielleicht auch ganz anders kommen kann.
Alles selbst bezahlt
Übrigens: Alles hier ist selbst recherchiert und selbst bezahlt – ich bekomme von keinem der genannten Unternehmen Geld oder irgendwelche anderen Gegenleistungen.
Susanne meint
Das ist ein toller Einblick in deine Vorbereitungen, Sylvia. Das war viel Arbeit und ich kann dir nur zustimmen, das sich damit besser schläft. Was ist ESTA? Noch nie von gehört. Die App bla.ba habe ich sofort heruntergeladen, denn manchmal fehlt mir das ein oder andere Wort. Sei es in meinem Job oder bei der Verwandschaft, die England lebt.
Sylvia Knittel meint
Hallo Susanne, ohne ESTA kommst du nicht nach Amerika. Du musst es vorher beantragen und bekommst dann eine authorization, dass du theoretisch einreisen darfst. Entscheiden tut das immer noch Customs wenn du da stehtst. Aber ohne ESTA brauchst du erst gar nicht losfliegen.
Veronika meint
Ich finde deine Vorbereitungen überaus vernünftig und mit den schicken online- Funktionen auch sehr zeitgemäß ? Ehrlich gesagt mache ich vieles davon schon für dreiwöchige Urlaube außerhalb Europas.
Ich hab mir noch eine leistungsfähige Powerbank zugelegt, wenn irgendwo in der Pampa mal wieder keine Lademöglichkeit ist, aber das kannst du ja vermutlich über den Camper lösen.
Sylvia Knittel meint
Ja, liebe Veronika, die Powerbank! Guter Hinweis, danke. Ich habe schon drei davon verloren – und seit ich keine mehr habe, kann ich auch keine verlieren 😉 Aber die Dinger sind ja billig zu haben.
Heinz D. Schultz meint
Frauen arbeiten bei den Vorbereitungen einfach präziser. An eine Krankenversicherung habe ich in den vielen Jahren nie gedacht, zumal eine private Deutsche KV nur 56 Tage abdeckt. Ich war 18 Monate am Stück da drüben 🙂 ESTA ist easy und befreit vor allen überflüssigen Fragen bei der Einreise. Bin gespannt was ich in den nächsten 79 Tagen noch dazulernen kann. Verfolge gespannt die nächsten Blog-Post 🙂
Sylvia Knittel meint
Und dabei geht es morgen erst los…! Aber 18 Monate, uiii, da bist Du aber glücklicherweise gesund geblieben…
Regine meint
Liebe Sylvia,
ein Traum! Ich wünsche dir viele schöne Eindrücke und komm gesund wieder zurück.
Sylvia Knittel meint
Danke liebe Regine! Ich mach mich in den Bergen fit für’s Skifahren 😉